Hallo Mandy,

schön, dass Du Dir schon im Vorfeld so viele Gedanken machst. Ich versuche mal, Dir Deine Fragen zu beantworten. Du fragst, was gegen einen RR sprechen könnte. Es gibt durchaus ein paar Dinge, über die man sich im Vorfeld im Klaren sein sollte.
Der RR ist eine Jagdhundrasse, deshalb haben diese Hunde fast alle einen ausgeprägten Jagdtrieb, bei dem man sich schon im Welpenalter überlegen muss, wie man ihn in die richtigen Bahnen lenkt.
Viele erwachsene RRs sind zurückhaltend gegenüber fremden Personen und lassen Liebkosungen von diesen oft nur mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck über sich ergehen. Von einem RR darf man daher nicht unbedingt erwarten, dass er sich mit Begeisterung auf jeden Fremden stürzt und stundenlang von diesem geknuddelt werden möchte.
Die Ausbildung und Beschäftigung eines RRs ist auch so eine Sache für sich, da sie sich nicht stundenlang durch ein und dieselbe Sache und Belohnung motivieren lassen. Das heißt nicht, dass man sie nicht gut ausbilden kann, aber sie fordern vom Besitzer vielleicht mehr Phantasie und Begeisterung in der Ausbildung, als andere Rassen. Man muss halt immer sehr genau rausfinden, was den Hund motiviert und sich immer mal wieder was Neues, Interessantes einfallen lassen, um ihn bei der Stange zu halten. Ein kleines Beispiel: Ein Labbi bringt meistens auch noch beim hundertsten Wurf begeistert das Stöckchen zurück, damit man es wieder wegwirft. Ein RR guckt dich in der Regel spätestens nach dem dritten Stockwurf an, als hätte man einen Schatten, ihn ständig mit diesem Blödsinn zu langweilen.
RRs sind Hunde, die geistig gefordert werden wollen und müssen.
Hinzu kommt, dass sie sehr ein großes Bewegungsbedürfnis haben. Einmal am Tag immer um den selben Block gehen, ist für einen RR zu wenig.
Das heißt, man muss schon eine Menge Zeit für Bewegung und ausreichende gemeinsame Beschäftigung investieren. Was diesen Punkt angeht, ist der RR sicher eine anspruchsvollere Rasse als manche andere.
Die Erziehung eines solchen Hundes verlangt viel Konsequenz und gleichzeitig ein sehr gutes Einfühlungsvermögen, da sie im Grunde sehr sensible Hunde sind. Holzhammermethoden (die natürlich auch bei keiner anderen Rasse angewendet werden sollten) gehen besonders bei einem RR nach hinten los.
Viele Leute, die einem auf auf dem Spaziergang begegnen, schmeißen den RR in die "Kampfhundeecke" (was a) eh schwachsinnig ist und wo b), der RR ganz sicher nicht hingehört) und reagieren manchmal ängstlich. Auch das sollte man im Vorfeld wissen, denn es ist natürlich selbstverständlich, dass ein solcher Hund besonders gut ausgebildet sein muss, um Situationen zu vermeiden, in denen sich andere Menschen vielleicht veränstigt fühlen.
In meinen Augen sind das alles keine negativen Eigenschaften, sondern eher eine Herausforderung, sich viel mit dem Wesen des eigenen Hundes zu beschäftigen aber man muss sich eben überlegen, ob es zu den eigenen Vorstellungen von einem Hund passt. Ich denke, es gibt viele Leute, die im Grunde zu bequem sind, um einem RR gerecht zu werden.

Was Eure weiteren vierbeinigen Mitbewohner angeht, so sehe ich darin eigentlich kein Problem. Ein Welpe ist solchen Dingen gegenüber ohnehin offen, wenn er noch keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Wenn man die Tiere behutsam aneinander gewöhnt, kann ein RR sicherlich gut mit Katzen und auch mit Frettchen zusammenleben. Beispiele von RRs, die sich wunderbar mit andersartigen vierbeinigen Hausgenossen verstehen, gibt es jede Menge.

Die Kälteempfindlichkeit. Klar, der RR stammt aus Afrika, hat ein sehr kurzes Fell und keine Unterwolle. Wenn man die RR-Halter hier fragt, so stellt man fest, dass ihre Hunde entweder im Bett schlafen oder die abenteuerlichsten Kuschelnachtlager ihr Eigen nennen. Das kommt nicht von Ungefähr, denn RRs lieben es tatsächlich warm und kuschelig. Die meisten können auch ein Lied singen, von ihrem Hund, der sich wie ein Esel gegen das Gassi-Gehen sträubt, wenns draußen regnet (aber auch da gibts Ausnahmen). Oder frag mal einen RR-Besitzer, wie der Gesichtsausdruck und die Körperhaltung seines Hundes aussieht, wenn er bei nasskaltem Wetter auf dem Hundeplatz "Platz-Bleib" machen soll, selbst wenn es nur gaaaaanz kurz ist. So angeekelt und vorwurfsvoll kann kein zweiter Hund gucken, ich schwöre.
Trotzdem haben auch RRs ihren Spaß, wenn sie durch den Schnee toben. Kaltes Wetter macht den meisten eigentlich nichts aus, wenn sie sich dabei ausreichend bewegen können. Solange man dann nicht zu lange stehen bleibt und mit anderen Spaziergängern quatscht, während Hundi daneben stehen muss, ist eigentlich alles in Butter. Die Spaziergänge sind also nicht das Problem, vor allem nicht, wenn bei Heimkehr ein warmer Ofenplatz wartet. Man sollte von einem RR halt nicht verlangen, dass er sich bei niedrigen Temperaturen dauerhaft draußen aufhalten muss, aber darum ging es Dir ja auch gar nicht. Ich kenne genügend RR-Besitzer, die auch in relativ kalten Gefilden leben. Bei normaler Haus/Wohungshaltung sind deren Hunde weder verstärkt krankheitsanfällig, noch leiden sie auf Spaziergängen.

So, ich hoffe, ich habe ein wenig zur Lichtung des Nebels beigetragen. Viel Spaß beim weiteren Grübeln und Bücherwälzen.
Liebe Grüße
Conny