Mal ganz allgemein zum Thema Geschwistersuche:

Ich kann die Intention der Suchenden verstehen - sie wollen einfach die Geschwister ihres Hundes finden, um sich zu treffen und sich auszutauschen. Nachvollziehbar. Für die meisten von uns ist der Hund eine kleine Universumsschwungscheibe, über die man sich gerne austauscht. Genau darum tummeln wir uns ja auch hier im Forum. Und eigene "Hundefamilie" ist halt gleich noch mal was anderes...

Die Frage von Nichtfamilienmitgliedern, warum man seine Familie denn nicht kennt, gehört nicht gerade zu den beliebten Fragen. Auch die Frage, warum man ausgerechnet da einen Hund mitgenommen hat, stößt meist auf völliges Unverständnis oder sogar auf vehementes Rechtfertigen.

Ich kann die Suchenden irgendwie verstehen - schließlich wollen sie nur finden - und zwar ausschließlich Geschwister, und sonst bitte nichts. Das Unterforum heißt ja schließlich auch "Geschwistersuche", und nicht "Erkenntnissuche" oder "Kritikfähigkeitssuche". Wir Nichtfamilienmitglieder finden auch immer was: Die Antwort, dass die Suchenden auf jeden Fall den besten Hund der Welt haben - mit diesem schlagenden Argument ist alles gerechtfertigt.

Es ist wichtig, den besten Hund der Welt zu haben. Beste Hunde werden meist gut gehalten - und das ist sehr schön. Blöd ist nur, dass den besten Hund der Welt fast alle haben, das ist nichts besonderes. Und noch blöder ist, dass der, realistisch betrachtet, austauschbar ist. Wäre es nicht der Welpe gewesen, wäre es ein anderer gewesen - der ebenfalls das Prädikat "bester Hund der Welt" bekommen hätte. Wäre es ein anderer Welpe gewesen, hätte man da die Familie vielleicht gleich mitbekommen und müsste sie nicht erst suchen.

Für mich ist aber ein Welpe dann besser als "der sowieso Beste", wenn ich weiß, dass auch seine Eltern beste Hunde der Welt sind und entsprechend gehalten und geliebt werden. Wenn die Mutter nicht ausgebeutet wird und der Vater nicht verheizt wird. Wenn ich weiß, dass alle wichtigen Gesundheitsuntersuchungen gemacht wurden und die Verwandschaft meines Welpen gesund ist. Wenn die Züchter an ihren Welpen und deren Entwicklung interessiert sind. Wenn man beim Züchter fachlichen Rat und emotionale Unterstützung bekommt - und das auch dann noch, wenn der Welpe länger als 1 Stunde aus dem Haus ist.

Tja, und die immer wiederkehrende Sache mit den Papieren... Nein, beste Hunde der Welt brauchen keine Papiere. Das Beste definiert sich in diesem Fall nämlich über Emotionen. Für das Maß der Liebe, die man seinem Hund entgegenbringt, braucht man keine Papiere. Und sie sind ohne Papiere oder mit den falschen Papieren emotional nicht ein Minimolekül weniger wert als die mit Papieren.

Die Geschwistersuche ist wahrlich ein Spiegel... Da suchen die Besterhundderwelthalter in papierlosen achsoliebevollaufgezogenen Nachbarsrüde-über-Hündin-drüber-Würfen und auch einige in den Würfen von kaminfeueranheizpapierverteilenden Vermehrern. VDH-Geschwistersuchen sind da sehr selten zu finden. Mag es vielleicht daran liegen, dass beim VDH-Züchter die Welt doch bisserl anders ist? Man kann sicher nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt überall solche und solche und beileibe nicht jede Nicht-VDH-Familie muss erst gesucht werden - die Verteilung und die Häufungen sind aber doch nicht gänzlich uninteressant und das Verhältnis entspricht definitiv nicht dem generellen 1 VDH-Hund : 6 Nicht-VDH-Hunde.

Mal ganz unabhängig von Papieren: Wenn ein Welpeninteressent keinen Bock auf Kontakt hat, ist es eine Sache. Wenn ein Züchter kein Interesse an seiner Nachzucht und einem Informationsaustausch seiner Welpenleute hat, dann ist es eine ganz andere Sache... Der Vermehrer definiert sich nicht allein über die Masse an Welpen, die er in die Welt setzt.

Auch die besten Hunde der Welt, deren Geschwister erst gefunden werden müssen, sind wertvoll. Aber sie sollten ihren suchenden Haltern keine Scheuklappen aufsetzen. Sie sind nicht weniger wertvoll und verdienen die Liebe nicht weniger, nur weil man - im Nachhinein - kritisch hinguckt, wo der Hund eigentlich herkommt. Es geht uns ewig Nörgelnden nicht darum, Hunde madig zu machen. Es geht darum, dass bitte alle hingucken. Nur wenn alle hingucken, kann Vermehrerei (die zu oft zu Lasten der Hunde geht) auch eingedämmt werden.

LG

Susanne

P.S.: Ich habe beim ersten RR fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Mit meinem papierlosen weltbesten Hund und seinen Zieheltern (mit denen der Kontakt auch nach 7 Jahren noch gut ist) hatte ich dermaßen Dusel, dass der Spruch "die Dummen haben das Glück" richtig Bedeutung bekommt. Aber Glück ist nicht verlässlich und dumm sterben will ich nicht, und um das zu vermeiden, hab ich die Scheuklappen abgesetzt und mich in Eigenkritik geübt. Damit liebe ich meinen Buki nicht ein Fietzelchen weniger, habe meine Rose aber wesentlich bewusster ausgesucht.