Es kommt darauf an, wie niedrig stehend der Hund ist.
Ein Hund, der an zweiter Stelle der Rangfolge in einer sich kennenden Gruppe von Hunden steht, ist durchaus in der Lage die "Alpharolle" einzunehmen, wenn der Ranghöchste mal abwesend ist.
Ein Hund am Ende der Rangfolge wird das eher nicht tun, weil er wohl nicht von den Anderen, Höherstehenden in dieser Position akzeptiert werden würde und weil er mit Sicherheit mit dieser "Führungsrolle" hoffnungslos überfordert wäre.
Es ist halt wie beim Menschen:
Es gibt eben die mit Charisma, Empathie und Ahnung vom jeweiligen Arbeitsgebiet in Führungspositionen, die uneingeschränkt von den Teammitgliedern als solche respektiert und geachtet werden und es gibt die ohne Charisma, mit wenig inhaltlicher Ahnung und Sozialkompetenz, die nur zur rechten Zeit mit den richtigen Papieren am richtigen Ort waren, geschätzt und geachtet werden sie von den Mitarbeitern aber eher weniger.
Einen "Alphahund" erkennt man wirklich recht schnell, seine pure Präsenz ist ausreichend. Da ist selbst mein Brüllaffe sofort ein Lamm, ganz ohne mein zutun. Da knurrt er nicht mal, meidet den anfänglichen Kontakt und nimmt nur ganz langsam und vorsichtig Kontakt auf, der Schleimer!
Ich denke eher nicht, dass ein wilder, ungestümer, spielfreudiger Hund die oberste Rangfolge inne haben kann, ein solches Verhalten schickt sich nicht! Stattdessen steht er steht über den Dingen. Wenn mal ein Spielansatz eines "Alphahundes" erfolgt, dann sehr selten und meist unter "erzieherischen" Aspekten, z.B. als Beschwichtigungssignal nach vorausgegangener Zurechtweisung.
Und ob ein Hund mal das Zeug hat, eine "Führungsposition" einzunehmen, erkennt man relativ schnell nach Beendigung der Pubertätsphase.
Ich glaube auch nicht unbedingt, dass 2 fremde Hunde, die sonst nicht diese "Führungsqualitäten" besitzen, sich nur kurz begegnen, sich sofort und als Allererstes darum kümmern, wer von beiden nun die " Alphafunktion" übernimmt. Es gibt durchaus auch Hunde, die sich ebenbürtig begegnen und wo sich dann erst im Laufe der Zeit eine "Vertrautheit" entwickelt. Als Alpha würde ich das aber nicht bezeichnen. 2 fremde Hunde verhalten sich meist autarker.
Ich kenne im Ganzen (und mir begegnen im Berliner Hundeauslauf täglich viele bekannte und unbekannte Hunde) 3 wirkliche "Alphas" (2 Rüden, 1 Hündin), die ich durch ihr Auftreten, ihre Erscheinung und Präsenz auch so bezeichnen würde. 2 davon sind die jeweiligen Chefs in den Rudel von zwei Dogwalkern mit bis zu 10 Hunden (wo sich selbst mein Monthy immer mal wieder hervorragend ohne Gebrüll und Getöse unterordnet, trotz immer mal wieder wechselnder Hundeschaft), der andere ist ein alter Huskyrüde.
P.S.
Ich persönlich mag den Begriff "Alpha nicht so sonderlich. Zu schnell wird er von HH verwendet, um seinen Hund und bestimmte Verhaltensweisen "schönzureden."
Andererseits wird er auf einen Hund verwendet, der durch seine Erscheinung und Präsenz Struktur in eine große Hundegruppe bringt, dann trägt er diesen Namen zu Recht, denn diesen Status hat er sich hart erarbeitet.
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