Ja, ja, DIE Caniden, DIE Hundehalter. DIE Leipziger, ... können nicht auf dem Bauch liegend lesen!

Klar, man sollte schon definieren, was eigentlich gemeint ist. Darf ich den biologischen Begriff der Anpassung verwenden? Der bietet sich hier ja auch an.
Anpassung bedeutet, die Entwicklung von Eigenschaften, die ein Lebewesen für seine jeweilige Umwelt geeigneter machen. Jede Anpassung erfordert natürlich Informationen über die jeweilige Umwelt. Da gibt es die genetisch bestimmte „Erfahrung“, im Laufe der Stammesgeschichte oder der künstlichen Selektion (Zucht) erworbene Rahmenbedingungen, die Anpassung fand bereits bei den vorausgegangenen Generationen statt. Zusätzlich gibt es auch noch den individuellen Erfahrungsgewinn, zu dem z.B. auch die individuelle Anpassung durch Lernverhalten gehört.

So weit so gut, oder?
Ich versuch´ jetzt mal, meinen Gedankengang, der noch nicht zu Ende gedacht ist, knapp aufzulisten.

1. Die natürliche Selektion in freilebenden Populationen führt zu einer umfassenderen Anpassung als die künstliche Selektion in Menschenhand.
2. Künstliche Selektion ist mit einem Verlust an genetischer Information verbunden.
3. Die Überbetonung erwünschter Verhaltensweisen führt zu einem Ungleichgewicht in den Verhaltensabläufen.
4. Freilebende Wölfe sind angepaßt; unter bestimmten Bedingungen sind die Antriebe aller Rudelmitglieder sozial kontrollierbar (Dominanz). Dieses System ist in synergistischer Anpassung an natürliche Umweltbedingungen entstanden. Kann das wirklich DAS Modell sein für unsere im Ungleichgewicht gezüchteten Haushunde?
5. Bilden verwilderte Haushunde unter ähnlichen Bedingungen wieder wolfige (hübscher Ausdruck!) Rudelstrukturen? Oder verläuft die Anpassung anders? Das ist der Grund, weshalb ich mich so für andere Hunde außer Haushunden interessiere.

Jahrzehnte lang sind dem Hund menschliche Charakterzüge unterstellt worden: Pflichtbewußtsein, Arbeitsmoral, Treue,...
Nun wird er von der Wolfswarte aus betrachtet. Das ist auf jeden Fall besser, weil vom entwicklungsgeschichtlichen Standpunkt aus betrachtet. Ich finde es aber falsch, nur einen Blickwinkel zu haben. So mancher Gegenstand sieht mehrfach beleuchtet anders aus als zuvor gedacht. Wir würden unsere vierbeinigen Freunde noch besser verstehen können, wenn wir mehr über - HUNDE wüßten!

Wie gesagt, die Übernahme dominater Verhaltensweisen helfen uns im Umgang mit dem Hund. Aber in den seltensten Fällen sind sie allein ausreichend, um den Hund kontrollieren zu können; hierbei stehen Lernprozesse immer noch an erster Stelle. Das könnte mit unseren „hundsmiserablen“ Fremdsprachenkenntnissen zusammenhängen: es gelingt uns nicht deutlich genug, unseren Führungsanspruch klar zu machen. Oder aber vielleicht ist das Substrat nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden? Vielleicht wird beim heute gezüchteten Haushund der angeborene Rahmen für das Sozialverhalten immer kleiner, während die Potenz der individuellen Anpassung durch Lernvorgänge größer wird?
Vermutlich trifft beides zu!

Wie du siehst, wird noch heftig an der Beleuchtungsanlage ge*boss*elt!

Ich gehe jetzt zum Kurs, „Pubertierende Monster I und II“. Bei dem schönen Wetter find´ich es nicht gar so schlimm, daß du Urlaub hast und ich nicht. Erhole dich weiterhin so gut,
Ute