Hi;
die Diskussion driftet immer weiter ab und verläßt die notwendige Sachlichkeit. Warum? Weil es kein schwierigeres Thema in der Beziehung Hund-Mensch bzw. Tier-Mensch gibt.
Der in Post Nr. 52 erwähnte Artikel ist äußerst lesenswert (auch wenn er von einem der permanenten Mitarbeiter eines hier immer mal wieder abqualifizerten "Hochglanzmagazins" stammt). Leider ist er ziemlich lang, was wohl die meisten davon abhält ihn ganz zu lesen. Ich für mich fasse den Inhalt so zusammen:
Je weniger Fehler der Halter eines Hundes bei dessen Aufzucht, dem Verstehen seiner Signale und seiner Erziehung macht, umso größer ist die Chance, dass ein entspannter und für seine Umgebung und die Allgemeinheit ungefährlicher Hund heranwächst.
Jeder, der den Artikel liest wird ihn natürlich anders interpretieren, aber ich denke, der Tenor geht schon in diese Richtung.
Was das ursprüngliche Thema des Threads anbelangt, so kann ich jeden verstehen, der dann, wenn sein Hund ihn selbst oder seine Familie angreift, diesen Hund -egal wie die Begleitumstände sein mögen ohne Begutachtung durch einen Experten- einschläfern läßt. Ich denke -wie gesagt- anders. Für mich ist das -bewußt provokant ausgedrückt- so, wie "Verurteilung zur Todesstrafe ohne Gerichtsverhandlung".
Die Todesstrafe für Menschen gibt es selbst in den totalitärsten Staaten selten ohne vorherige Gerichtsverhandlung und die Möglichkeit, mehrere Instanzen anzurufen.
Bei einem Hund, den wir zu unserem Vergnügen züchten und halten, der also keine andere Möglichkeit hat, als mit uns und für uns zu leben, den wir aber weder wirklich verstehen können noch wollen ,da wir uns zumeist nicht die Mühe machen, seine Signale zu deuten, er hat schlicht zu funktionieren, nehmen wir uns das Recht heraus, sein Leben "mit einer Handbewegung" zu beenden. So ähnlich haben vor 70 Jahren auch andere über Menschen gedacht. Ist es deswegen richtig? Meines Erachtens nicht!
Früher galt (auch) für den Menschen: Verhält er sich nicht normgerecht, also funktioniert er nicht in der Gesellschaft, wird er bestraft. Punkt. Erst in nicht allzu kurzer Vergangenheit, den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends, wurde das "Bestrafungsstrafrecht" zu einem "Resozialisierungsstrafrecht" geändert. (Auch) menschliche Straftäter haben also setidem die Möglichkeit, sich zu ändern und zum Positiven zu entwickeln, um dann wieder in die Gesellschaft eingegliedert zu werden. Egal welche schrecklichen Straftaten sie begangen haben mögen. Ist ihre durch Experten überprüfte Prognose positiv, werden auch Mörder nach 15 Jahren Knast entlassen.
Unsere Hunde, die -wie gesagt- nur deswegen auf der Welt sind, damit wir an Ihnen Freude und Vergnügen haben, denn welcher Hund muss in Deutschland "arbeiten"?, werden oft falsch oder gar nicht erzogen, ihre Signale nicht wahrgenommen oder falsch verstanden, und bei "Unbrauchbarkeit" oft "entsorgt". Sie müssen auch die Möglichkeit haben, sich "zu bewähren" und durch Inanspruchnahme professioneller Hilfe dann, wenn sie ein Fehlverhalten gezeigt haben -auch den Halter oder seine Umgebung gebissen- durch professionelle Hilfe eine Entwicklung zu nehmen, die wieder in die richtige Richtung geht.
Die hier geposteten Einzelfälle der Aufnahme schwieriger Hunde und deren Entwicklung zeigt, dass es funktioniert. Und eines wissen wir doch mittlerweile: ein Hund ist wesentlich leichter umzuerziehen als ein Mensch.
Mein Fazit -nach langem Nachdenken und Gesprächen mit anderen Hundehaltern und einer Spezialistin- ist: Egal, welche Begleitumstände vorhanden sind, wenn mein Hund mich oder jemanden in meiner Umgebung beißt, hat er mindestens eine zweite Chance verdient. Ohne mindestens eine Begutachtung eines Sachverständigen und mindestens eine Untersuchung und Diagnose eines TA und den Versuch den Hund wieder in "das Rudel" -die Familie- einzugliedern, wenn die Gutachten und Diagnosen positiv ausfallen, würde ich nicht im entfernten in Betracht ziehen, meinen Hund einschläfern zu lassen.
Liebe Grüße, Frank


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