Wenn der Ridgeback kein Ridgeback ist und genauso ist wie jeder andere Hund auch....ja verdammich...was mach ich hier eigentlich? Wieso nehm ich keinen Waldundwiesenmix für Zwofuffzich, wenn sowieso alles dasselbe ist? Wenn mein Hund dasselbe ist wie Tante Elfriedes Pudel - was züchten die denn da, die Züchter? Sind dann sämtliche Rassestandards Kokolores?

Seltsamerweise muss ich feststellen, dass diejenigen, die am wenigsten Geschißß um ihren "Ridgeback" machen, irgendwie auch keine Probleme mit ihrem Hund haben. Mein Hund muss auch nicht 23,5 Stunden am Tag bespaßt werden, um glückliche Eier zu legen.
Es ist so wie mit der frühkindlichen Förderung: man kann das Kind von einem Förderprogramm zum nächsten scheuchen, angefangen beim Neugeborenendelphinschwimmen und bilingualer Krabbelgruppe (der Hesse nennts aach Krebbelgruppe..hahaaha) bis hin zu Geigenunterricht für Dreijährige, Einführung in Relativitätstheorie und gipfelnd in der psychologische Gruppentherapie zur Stressbewältigung um lautstark zu postulieren "mein Kind ist unterfordert, wenn wir dieses Arbeitspensum nicht einhalten"

Klar arbeitet der Ridgeback mit. Da sieht eine stereotype Unterordnung bei ihm genauso aus, wie mit einem Goldie oder Belgier. Mit der entsprechenden Motivation bekommt man selbst einen Afghanen zum "funktionieren". Und trotzdem unterscheiden sich die Rassen in vielen elementaren Punkten.
Den Vertreter einer Rasse, die sich durch einen eigenständig denkenden Charakter auszeichnet, die dafür bekannt ist, selbstständig nach Lösungen zu suchen, muss ich einfach anders motivieren, um ihm begreiflich zu machen, dass die einzige Lösung seines Lebens darin besteht, sich an mir zu orientieren. Das fällt bei einem Schäferhund definitiv leichter. Dass es innerhalb dieser Rassenpopulation einzelne Indivdiuen gibt, die in ihrem Naturell leichtführiger sind, bedeutet noch lange nicht, dass die gesamte Rasse und ihr Zuchtziel ad absurdum geführt wurden und jetzt die gesamte Zucht plötzlich nach den selben Zuchtkriterien eines Bordercollies zu bewerten sind.

Ich finde es schade, die Andersartigkeit des Ridgeback nicht zu sehen. Allein die so oft gefallene Aussage "es hat mich die ersten drei Jahre viel Arbeit gekostet und Mühe" zeigt doch, wie sehr er sich von anderen Rassen unterscheidet. Wenn nach drei Jahren dieser Hund endlich so ist, wie andere nach anderthalb, bringt er definitiv andere Veranlagungen mit.

Es ist ein merkwürdiger Wandel passiert - früher hat sich der Mensch auf die Fähigkeiten des RR verlassen und wenig interveniert. Das Leben des Hundes hing davon ab, das aus seiner Position richtige zu tun. Heute wird das, was ihn ausmachte mit einem umfangreichen Erziehungsmotivationsprogramm ins Gegenteil verkehrt - heute soll sich der Hund auf den mangelhaften Instinkt des Menschen verlassen. Das ist nicht einfach für einen eigenständigen Charakter - aber mit entsprechendem Aufwand möglich (selbstverständlich angesichts der "unnatürlichen" Umweltgefahren, die hier auf ihn lauern unumgänglich. Mal abgesehen davon, dass wir außerdem ein sozialverträgliches Schnurzel erwarten).

Ja, ich liebe den Ridgeback, eben weil er anders ist...und drum wollte ich ihn auch haben...