Ich gehe da sehr konform mit dem, was Brigitte Kiel geschrieben hat.

In einer engen, komplett auf die Bedürfnisse von Menschen ausgerichteten Gesellschaft können und dürfen Hunde nicht mehr "ursprünglich" sein. Ihre ureigensten Instinkte und Triebe werden systematisch abtrainiert - mit mehr oder weniger Erfolg. Was nicht zwingend heißt, daß diese Hunde unglücklich sind - sie arrangieren sich. Und je besser sich der Hund arrangiert, desdo zufriedener ist der Halter und seine Umwelt - geht ja auch gar nicht anders in der sogenannten Zivilisation.
Mal so ganz vorsichtig eingeworfen: "kernige" Hunde könnt Ihr Euch gerne bei mir anschauen. Die lümmeln zwar auch auf Sofas rum und werden gefüttert, aber generell sind sie Wachhunde, die uns Fremdgetier und zweibeinige Halunken vom Leib halten. Wir haben allerdings auch keine Nachbarn und leben weitab.
Ich muß also den erzieherischen Spagat machen, daß die Hunde nachts frei sind und machen dürfen, was sie wollen, tagsüber aber Besucher akzeptieren und außerdem mich generell als die oberste Instanz anerkennen. Sie dürfen jagen (und tun es auch) und die Strategie, die sie als Vierer-Bande dabei entwickeln, ist grandios zu beobachten.
Ihr Gehorsam ist allerdings deutlich limitiert , die Akzeptanz für andere Hunde geht gegen Null, ihre Reizschwelle ist niedrig und ihre Kommunikation im Rudel ist eigenständig (ich mische mich nur im Extremfall ein).
Wenn ich das Wort "ursprünglich" so interpretiere, daß Hunde noch ihre natürlichen Triebe und Kommunikationsmöglichkeiten nutzen dürfen, dann sind meine Wachulken wahrscheinlich ursprünglicher als die meisten Eurer Hunde. Nur - selbst hier in der Abgeschiedenheit ist das nicht immer leicht. In engbesiedelter Umgebung wie z.B. in Deutschland wäre es absolut unmöglich.
Insofern: ursprünglich können Hunde heutzutage, wenn sie in eine Gesellschaft integriert sind, unmöglich sein. Um gut zu überleben, müssen sie sich arrangieren - und wer könnte das besser als ein Hund.

LG
Heike