Helfen Dir auch Erfahrungen mit anderen Rassen? (Vorsicht, Roman! Wen es nicht interessiert, muß mal überspringen.)
Camilla, 4 Jahre, Volpino-Mix:
Unser erster Pflegehund war gleich zum Abgewöhnen. Wurde angekündigt als "lieb und verträglich mit allem und jedem". Man sah schon auf dem ersten Bild, daß dem nicht so war. Aber wir waren ja noch total unerfahren und haben uns auf den Tierschutzverein verlassen. Sie war vermutlich in ihrem Leben immer mit ihrem Dickkopf durchgekommen und wußte auch mit den Zähnen nachzuhelfen, wenn es nicht in ihrem Sinn lief.
Bis aufs Blut gebissen hat sie mich, als ich ihr unterwegs im Reflex ein großes Fruchtgummi abnehmen wollte. Wäre zu vermeiden gewesen, hab halt nicht nachgedacht.
Sie hat auch in die Füße gezwackt, wenn es zum Spazierengehen losging. Zwar aus Freude, aber so fest, daß wir keine Sandalen mehr getragen haben.
Das Tauschen haben wir sehr langsam aufgebaut, alles war ihrs und sie konnte blitzschnell zuhacken.
Fremde gingen gar nicht, bei Besuch mußten wir sie aus Sicherheitsgründen an der Leine in der Wohnung führen.
Dem Kater hat sie aus Eifersucht den Schwanz geschlitzt. (Sie wollte auf meinen Schoß, hat ihn vertrieben und im Wegdrehen nochmal nachgehakt. Das ging so schnell, daß ich nicht reagieren konnte.)
Wir hatten sie sechs Wochen lang, die wir nach den ersten Vorkomnissen sehr vorausschauend verbracht haben. Man sah an ihrem Blick, daß wenn man jetzt weitermacht, man sich eine fängt. Lange vorgewarnt hat die nicht. Dann mußte Plan B her. Den mußte man immer im Kopf haben.
Die Vermittlung habe ich damals nicht sehr beeinflussen können. Ich hatte zwar ein Mitspracherecht und mir wäre es lieber gewesen, sie nicht an eine Familie mit Kindern zu vermitteln. Das habe ich auch so gesagt.
Sie ging dann an eine Familie mit zwei Kindern (5 und 7 Jahre). Zugegeben, die Frau war die erste Fremde, die Camilla anfassen konnte. Ich habe nach zwei Wochen Bilder bekommen, auf denen die Kinder ihr ein Schweineohr abnahmen, obwohl ich deutlich gegen solche Aktionen geraten hatte. Monate später wollten sie sie zurückgeben, weil sie ein Kind massiv ins Gesicht gebissen hatte. Es hatte sie im Auto zurückgezogen, als sie zu Frauchen nach vorne wollte.
Ich schäme mich, daß ich damals nicht strikter dagegen war. Die Vermittlung ist eigentlich nur wegen meiner Unerfahrenheit und Unsicherheit zustande gekommen.
(Mit dem Verein habe ich dann nicht mehr so lange zusammengearbeitet, weil auch andere Dinge nicht so gut paßten.)
Kara, 2 Jahre, Maremmano-Labrador-Mix:
Eine ehemalige Kettenhündin. Kam aus der Vermittlung zurück, weil sie angeblich ein Besuchskind am Arm gepackt und vom Stuhl gezogen haben sollte.
Sie hat bei uns im Haus nie Auffälligkeiten gezeigt, wobei ich natürlich auch höllisch aufmerksam war. Sie hat aber nie auch nur komisch geschaut.
Unterwegs und in typischen Herdenschutzsituationen hat sie fremde Menschen verbellt und wäre auch auf sie losgegangen. Inwieweit sie verletzt hätte, kann ich nicht sagen. Dazu haben wir es nie kommen lassen.
Ich habe sie viel hinter mir geführt, mich zwischen sie und die Passanten gebracht und immer darauf geachtet, daß ich zuerst etwas Neues gesehen habe. Sie war eher wenig dankbar für die Führung und hat mir auch sonst in der Erziehung immer erstmal den Stinkefinger gezeigt. Ich war aber dickköpfiger.
Dusty, 1,5 Jahre, Münsterländer Mix:
Kam wegen Hyperaktivität aus der Vermittlung zurück, weil er den Kindern der Familie rücksichtslos die Brote aus der Hand riß und ihnen im Spiel die Hosen zerfetzte. Er war hochintelligent und einfach nur sehr unterfordert. Ist immer schlecht, wenn der Hund schlauer als die Besitzer sind.![]()
Er war bei uns nie auffällig, mußte nur aus seinen eigenen Spielregeln geholt und umgelenkt werden. Er brauchte sehr viel Bewegung und Kopfbeschäftigung, dann war er einfach nur toll.
Timmi, 5 Jahre, Epagneul Picardie Bleu-Mix:
Kam nach 5 Tagen aus der Vermittlung zurück, weil er unverträglich mit anderen Hunden und seinen neuen Besitzer in den Arm gebissen haben sollte. Er kam zu meiner Freundin, die ihn schon auf der Fahrt kurz kennengelernt hatte und die Aussagen nicht verstand.
War bei uns nie auffällig, weder mit Menschen noch mit Hunden. Er war unsicher und ging dabei rückwärts. Einmal hat er mir im Spiel weh getan. Ich habe ihn stark hochgeheizt und mit ihm gerangelt, worauf er mir in den Arm faßte. Bei meinem Aufschrei ließ er sofort los. Es hat blaue Flecken gegeben, aber ich bekomme die eh sehr schnell. Auch wieder: Selbst schuld, so arg darf man einen Hund nicht aufdrehen.
Beim Ohrenputzen habe ich mir mal einen Schnapper gefangen. Ich mußte kurz festhalten und die Hündin hatte Angst. Blaue Flecken. Blutige Wunden an den Fingern während eines Transports. Selbst schuld, wenn man keine langen Leckerli mitnimmt. Die Hündin war einfach nur sehr hungrig und wollte schnell sein.
Allgemein gesagt, würde ich einen solchen Hund sehr, sehr vorausschauend und aufmerksam behandeln. Ich würde immer vorher überlegen, was an Reaktionen kommen kann und wie ich die Unerwünschten vermeide. (Vorsicht ist besser als Nachsicht)
Gut beobachten und schon kleinste Anspannungen bemerken. Strategien entwickeln, wie ich etwas trotzdem erreiche, ohne einzuengen oder Druck zu machen. Eile und Hektik vermeiden, denn oft geschieht etwas in solchen Situationen.
Mehr fällt mir grad nicht ein. Die meisten Hunde hatten zwar ihre Macken, aber verletzt wurden wir in über 5 Jahren Tierschutz äußerst selten.
Gruß, Marion


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