Ich bin in der glücklichen Lage, einen großen Garten zu haben, sodass die Monster frühmorgens und spätabends zum Pieseln nur durch die Terrassentür geschickt werden müssen.
Meine Maus findet die Temperaturen zur Zeit noch nicht so schlimm. Sie hüpft raus, pieselt und kontrolliert erst noch alle 95 Mäuselöcher, bevor sie schwanzwedelnd vor der Tür steht.
Aber mein Rüde...
So sieht momentan das Morgenpieseln aus:
(3 Grad, es ist trocken. Wäre es nass, wäre die Geschichte hier schon aus.)
Ich steh im Schlafanzug vor der (noch geschlossenen) Terrassentür.
Der Bär leise winselnd neben mir. "Mach auf!!! Ich muss so dringend!"
Ich öffne die Türe.
Der Bär steckt den Kopf raus. Entsetzter Blick zu mir: "Dreiiiii Grad?!?"
Ich nicke, öffne die Tür etwas weiter.
Der Bär stellt eine Pfote raus. Die zweite bleibt angewinkelt in der Luft. Hilfesuchender Blick.
Ich sage aufmunternd: "Geh pieseln, los. Wisiwisi!"
(Je nach Stimmung kehrt der Bär jetzt um und sagt "Ich muss doch nicht pieseln. Hab mich wohl geirrt" oooooder er muss so dringend, dass die zweite Pfote auch aufgesetzt wird.)
Bis jetzt sind etwa zwei Minuten vergangen. Ich stehe wohl gemerkt im Schlafanzug bei drei Grad in der offenen Terrassentür.
Der Bär stakst mit verkniffener Miene bis zur Mitte der Terrasse. Blick zurück.
Der rettende Rasen befindet sich noch in drei Metern Entfernung.
Ich wedle mit der Hand. "Wisiwisi!"
Der Bär versteht das als Einladung umzudrehen und nach drinnen zu fliehen.
Ich verdrehe die Augen, schlüpfe in die (in weiser Voraussicht bereitgestellten) Gartenschuhe und begleite den armen Bären nach draußen, während er meine Hand leckt.
Der Trick ist, dass man NIE, NICHT FÜR EINE MILLISEKUNDE den Blick vom Bären wenden darf.
Der Bär schaut mich mit riesengroßen Augen an, während er in Windeseile sein Bein knapp über die Grasgrenze hebt und eeeeendlich pischern kann. "Lass mich nicht alleine, Frau!!!! Sonst muss ich in dieser Eiswüste erfrieren und ster... Fertig! Ich geh schon mal vor!"
Noch im Pieseln sprintet er die Terrasse hoch, hinterlässt eine Spur auf den Terrassenplatten und flüchtet in Ultrahochgeschwindigkeit mit eingezogenem Schwanz nach drinnen.
Ob ich in der Eiswüste erfriere? "Naja, die hat noch jedes Mal zurückgefunden."
Bis ich drinnen ankomme, hat sich der Bär bereits unter seiner Kuscheldecke vergraben, nur den Spaghettischwanz höre ich rhythmisch auf das Sofa klopfen.
Erst wenn die Terrassentüre geschlossen ist, taucht sein Kopf auf.
Wieder ein Morgenpieseln (knapp!) überlebt! "Glück gehabt, wa?"