Zitat Zitat von Josch Beitrag anzeigen
Geht es um den Begriff "Zuchtpaare"? Im Bio-Unterricht an der Schule habe ich gelernt, dass für die Fortpflanzung immer ein Männlein und ein Weiblein erforderlich ist.
Züchter, die diesen Namen auch verdienen, verpaaren nicht ständig und immer wieder die bei ihnen lebenden Hündinnen mit dem möglicherweise vorhandenen Rüden, weil es so bequem ist und der letzte Wurf ja soooo großartig war.

Der Normalfall ist, dass Züchter (und ich meine damit wieder diejenigen, die diesen Namen auch verdienen) sich einen Deckrüden zur Hündin suchen, der diese ergänzt. Der passende Rüde kann im Glücksfall in der Nachbarschaft oder zumindest in der Nähe leben, in den allermeisten Fällen ist aber nicht einmal das gegeben. Es gibt sogar Züchter, die fahren mit ihrer Hündin ins Ausland, um sie dort belegen zu lassen.

Zitat Zitat von Josch Beitrag anzeigen
er stammte aus einer von irgendeinem Verein "kontrollierten" Zucht, die irgendeinem schwachsinnigen "Standard" gehorchte, der kürzere Hinterbeine als Vorderbeine verlangte. Stichwort: Abfallender Rücken. Dass die Folge davon so unschöne Erscheinungen wie HD und Nervenschädigungen an den Hinterläufen sein können - mein Gott, scheiß drauf! Hauptsache er entspricht dem Stsandard. Oder????
Ich frage mich, ob du diesen sagenhaften Schäferhund-Standard mit der Nummer 166 schonmal gelesen hast? Das kann man unter anderem hier

Da steht

"Gliedmaßen
Vorhand

Die Vordergliedmaßen sind von allen Seiten gesehen gerade, von vorn gesehen absolut parallel.
Schulterblatt und Oberarm sind von gleicher Länge und mittels kräftiger Bemuskelung fest am Rumpf angelagert. Die Winkelung von Schulterblatt und Oberarm beträgt im Idealfall 90°, im Regelfall bis 110°.

Die Ellenbogen dürfen weder im Stand noch in der Bewegung ausgedreht werden und ebenso nicht eingedrückt sein. Die Unterarme sind von allen Seiten gesehen gerade und zueinander absolut parallel stehend, trocken und fest bemuskelt. Der Vordermittelfuß hat eine Länge von ca. 1/3 des Unterarmes und hat einen Winkel von ca. 20° bis 22° zu diesem. Sowohl ein zu schräg stehender Vordermittelfuß (mehr als 22°) als auch ein steil stehender Vordermittelfuß (weniger als 20°) beeinträchtigen die Gebrauchseignung, insbesondere die Ausdauerfähigkeit.

Die Pfoten sind rundlich, gut geschlossen und gewölbt, die Sohlen hart, aber nicht spröde. Die Nägel sind kräftig und von dunkler Farbe.

Hinterhand
Die Stellung der Hinterläufe ist leicht rückständig, wobei die Hintergliedmaßen von hinten gesehen parallel zueinander stehen. Oberschenkel und Unterschenkel sind von annähernd gleicher Länge und bilden einen Winkel von ca. 120°, die Keulen sind kräftig und gut bemuskelt.
Die Sprunggelenke sind kräftig ausgebildet und fest, der Hintermittelfuß steht senkrecht unter dem Sprunggelenk.
Die Pfoten sind geschlossen, leicht gewölbt, die Ballen hart und von dunkler Farbe, die Nägel kräftig, gewölbt und ebenfalls von dunkler Farbe."

Da steht nix davon, dass die Hinterbeine kürzer sein sollen als die Vorderbeine. Stattdessen wird ein gerader Rücken mit leicht abfallender Kruppe beschrieben.

Hier gibts das ganze auch noch mal mit Bildchen des amerikanischen Standards. Auch da sieht man mehr als deutlich, dass die Hinterbeine nicht kürzer als die Vorderbeine sind.

Zitat Zitat von Josch Beitrag anzeigen
Denk mal zurück an die 1990er Jahre! Da tauchten in Westdeutschland plötzlich Schäferhunde auf, die NICHT diesem völlig schwachsinnigen Standard entsprachen!
Ich denke, eher das Gegenteil war der Fall.

Die Grund für die Entwicklung der von dir beschriebenen Extreme ist aus meiner Sicht zu einem großen Teil bei Zuchtschauen (heute eher Ausstellungen genannt) zu suchen. Richtern kommt dort eine große Verantwortung zu.

Werden bei den Ridgebacks eine zeitlang überwiegend dunkle Hunde nach vorne gestellt, werden von Trendsetter-Züchtern dunkle Hunde gezüchtet. Werden helle nach vorne gestellt, werden helle gezüchtet.

Fahren Richter auf eine dicke Vorbrust ab, hast du bald einen Bug vor dem Hund. Wird auf eine ausgeprägte Hinterhandwinkelung wert gelegt, wird die besonders züchterisch in den Fokus gestellt und die Hunde sind teilweise vollkommen überwinkelt, damit man auch die "tolle" Hinterhandwinkelung erkennt. Das gleiche passiert, wenn überwiegend große und schwere Rüden gewinnen. Nur wenige Richter kommen heute mit einem Körmaß in den Ring. Und wenn, ist die Aufregung regelmäßig ganz schön groß.

Es liegt nicht (immer) am Standard, sondern es liegt an dem, was Menschen daraus machen. Es gibt genug Züchter, die sich von Modeerscheinungen nicht blenden lassen, sondern versuchen, nahe am Standard zu bleiben. Und die auch damit Erfolg haben. Wenn wir diesen Standard mit der Beschreibung des Exterieurs und des Charakters nicht hätten, hätten wir keine RRs und dieses Forum wäre nicht vorhanden. Denn dann wäre es vollkommen wurscht, was man sich kauft. Sind doch alles Hunde. Und obwohl wir den Standard haben, sind die Hunde dennoch immer vollkommen unterschiedlich und eigene Persönlichkeiten. Ich bin, wenn ich mir unsere drei Schätze angucke, jeden Tag wieder froh darüber, dass es Züchter gibt, die RRs nach einem vorgegebenen Standard züchten.

Viele Grüße,
Stefanie