Off-Topic:
Liebe Stefanie,
so wie Du es hier aus dem Zusammenhang gerissen zitierst, wirkt es tatsächlich wie ein Widerspruch. Ich stelle für mich mal fest, dass man hier äußerst präzise formulieren muss, wenn man der herrschenden Meinung nicht zustimmt...
Ich habe Dir zugestimmt, dass die kumulierte Länge von Oberschenkel, Unterschenkel und Pfoten an Vorderbeinen und Hinterbeinen annähernd gleich ist. Das habe ich auch nirgendwo bestritten. Das ändert nur nichts an der Tatsache, dass durch die starke Überwinkelung die Hinterbeine des DSH „effektiv kürzer“ sind als die Vorderbeine. Ein abgewinkeltes Bein ist nunmal „kürzer“ als ein durchgestrecktes. Klingt erstmal wie ein Widerspruch. Ich weiß aber nicht, wie ich es anders ausdrücken soll.
Dein Hinweis darauf, dass Vorderbeine und Hinterbeine „rechnerisch gleich lang“ sind, ist somit lediglich spitzfindig und irreführend, denn er verschleiert die unbestreitbare Tatsache, dass die Hinterbeine des nach Rassestandard gezüchteten DSH wegen der Überwinkelung schlicht „zu kurz“ sind, um das Becken des Hundes auf die Höhe der Schultern anzuheben. Die Folge davon ist eine abfallende Rückenlinie.
Dein Hinweis auf die „rechnerisch“ gleiche Länge von Vorder- und Hinterbeinen ist also etwa genauso richtig und ungefähr genauso hilfreich wie die Feststellung, dass ein ausgeklappter Zollstock genauso lang ist wie ein zusammengeklappter!
Bestenfalls spitzfindig und irreführend ist auch Deine aus dem Schaubild abgeleitete Aussage, dass der Oberschenkelknochen trotz der Überwinkelung senkrecht in der Hüftpfanne steht. Fakt bleibt, dass die Knochen im Bein des Hundes über Gelenke miteinander verbunden sind. Damit wirkt sich jeder Winkel in einem Gelenk zwangsläufig auf alle anderen Gelenke aus. Die Folgen der Überwinkelung betreffen also ALLE Gelenke in den Hinterbeinen des DSH. Selbstverständlich auch die Hüftpfanne.
Das kannst Du an dem von Dir selbst eingestellten Schaubild erkennen, wenn Du genauer hinschaust und Dir vorzustellen versuchst, wie die Schwerkraft (Gewicht des Hundes) sich auswirkt: Wären die Hinterbeine weitgehend gestreckt, würde die Last auf einem Punkt nahe der Hüftgelenkpanne lasten. Durch die Überwinkelung lastet beim DSH das Gewicht aber auf dem Gelenk zwischen Unterschenkel und Hinterhand – und das liegt deutlich hinten dem Körper des Hundes! Dadurch wird der abgewinkelte Unterschenkel zu einem „Hebel“, der beständig und permanent den Oberschenkel „nach hinten und oben drücken will“. Diese Hebelkraft wird „abgefangen“ durch die Beinmuskulatur und durch den Sitz des Oberschenkelknochens in der Hüftpfanne – und führt unweigerlich auch zu einer Belastung der Hüftpfanne. Der Beinknochen wird quasi in der Hüftpfanne „verkantet“.
Dass laut Rassestandard der Rücken gerade bleiben soll, mag so gewollt sein. Ändert aber nichts daran, dass zwangsläufig die Rückenlinie abfallend bleibt. Bei aller Spitzfindigkeit bleibt es eine Tatsache, dass es einen Zusammenhang zwischen Überwinkelung und abfallender Rückenlinie gibt.
Es bleibt auch eine Tatsache, dass dieser Skelettaufbau dem Rassestandard zufolge „anatomisch richtig“, aus orthopädischer Sicht aber „anatomisch ungünstig“ ist. Die vom Rassestandard gewollte Skelettstruktur steigert den Verschleiß an Hüftpfanne und Gelenken in den Hinterbeinen, außerdem im hinteren Bereich der Wirbelsäule. Sie steigert somit das Risiko von Skeletterkrankungen. Dies ist jetzt weder eine subjektive Meinung noch eine Frage der „Interpretation“. Vielmehr ist es eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache. Hier ein Beleg dafür:
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/1258..._Andreas_K.pdf
Fazit: Die dem Rassestandard verpflichteten DSH-Züchter arbeiten daran, eine „ungesunde“ Knochenstruktur in der ganzen Rasse allgemein zu verbreiten und die Gene, die zu einer „gesunden“ Knochenstruktur führen, nachhaltig aus dem Genpool der Rasse zu eliminieren.
Diesen Umstand habe ich als „schwachsinnig“ bezeichnet und tue es weiterhin. Mir konnte bis jetzt nämlich noch niemand erklären, wozu die Überwinkelung gut sein soll! Würde sie dazu dienen, einen Gebrauchshund für seine Aufgaben „leistungsfähiger“ zu machen, könnte man darüber diskutieren, ob es vertretbar ist, die negativen Folgen für die Gesundheit der Hunde in Kauf zu nehmen. Die Überwinkelung dient aber nicht der Steigerung der Leistungsfähigkeit. Sie dient zu genau gar nichts! Sie hat nur „ästhetische“ Gründe. Genauso wie es nur „ästhetische“ Gründe hat, bei anderen Rassen die Köpfchen der Hunde so klein zu machen, dass nicht mehr genug Platz für das Gehirn ist! Genauso wie.... (fast beliebig fortsetzbar).
Bezogen auf den DSH ist die Erkenntnis, dass die Überwinkelung sinnlos und schädlich ist, nicht mal neu. Schon im Jahr 1929 haben angesehene Züchter und Wertungsrichter den „Hinterhandwahn“ beklagt. Die großen Verbände haben darauf bis heute nicht reagiert und halten weiterhin an einem Rassestandard fest, der seit vielen Jahrzehnten auch von Fachleuten kritisiert wird. Ähnlich sieht es bei nahezu allen bekannten Hunderassen der sogenannten „Reinzucht“ aus - ungeachtet der unübersehbaren negativen Folgen.


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