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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1 Jahr Nothund



Nicole Heimann
16.05.2007, 15:07
Heut vor einem Jahr befanden wir uns auf dem Weg von Grube (Ostholstein) nach Hause.
Auf dem Rücksitz Nothund Dayo, mit großen Augen, der wohl auch verwundert war, wohin der gemeinsame Weg denn gehen sollte...

Am Jahrestag ist für mich der Zeitpunkt, kurz Resumée zu ziehen.

Es war am Anfang nicht leicht. Die Begnungen mit anderen Hunden waren am Anfang aufgrund der Vorgeschichte sehr schwierig (vorsichtig ausgedrückt...). Der Leidensdruck aufgrund 45 kg geballter RR Kraft sehr schnell sehr hoch. Ich weiß noch, dass ich sehr oft weinend Birgit Linnerth angerufen habe. Aber es waren nicht so sehr die blauen Flecke oder Blasen an den Händen, die mich so fertig gemacht haben, sondern ich wollte einfach nicht, dass jemand Dayo als "bösen" Hund sieht.

Nach den ersten Trainingsstunden bei Ulli wurde das Bewegen in der Öffentlichkeit schon leichter und dank dem hemmungslosen Einsatz von Vanilleeis sehr viel entspannter.
Trotzdem war es wie verhext: immer wenn ich gerade dachte, wir haben alles im Griff und es kehrt jetzt Ruhe ein, hatte unsere Wundertüte eine neue Überraschung für uns bereit.

In diesem Sinne muß ich mich auch ganz dolle bei Esther Follmann bedanken, die uns zu einem für mich sehr kritischen Zeitpunkt sehr viel weiter gebracht hat und für unser Zusammen Wachsen als Team wichtige Wegpunkte gesetzt hat.

Wir hatten zwar im März nochmal einen "Stänkeranfall", aber das Thema scheint nun abgehakt. Worauf ich dies überwiegend darauf zurückführe, dass Birgit uns anschließend die Tüte mit der Adresse ihres Lieblings China Restaurants ganz provokativ in Dayos Beisein überreicht hat.:p

Ich kann mich daran erinnern, dass ich zur "Halbzeit" gesagt habe, ich glaube nicht, dass ich Dayo noch mal mitnehmen würde, wenn ich gewußt hätte, was so alles passiert.

Mittlerweile kann ich zum Glück sagen, ich würde ihn jederzeit wieder mitnehmen, auch wenn es nicht immer ganz einfach war.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mich zwar noch nie über einen Hund so geärgert habe, mir ein Hund aber auch noch nie so viel Freude bereitet hat.
Es ist wunderschön, zu sehen, wie dieser Hund von einem quasi völlig autarken Lebewesen zu einem Familienmitglied geworden ist, dass unsere Nähe und die gemeinsamen Aktivitäten ausgiebig geniest.
Beinahe hätten wir ihn am Silvester Nachmittag verloren, als dieser Dussel versuchte, sich einem ICE in den Weg zu stellen. Die 70 cm nach dem Haken vom Zug durchtrennte Schleppleine hängt im Flur noch mahnend an der Wand. Nicht auszudenken.....
Die erste Zeit danach war schwierig, Dayo weigerte sich, rauszugehen, alle "herannahenden" Geräusche, PKW, Züge usw lösten massive Ängste bei ihm aus. Aber auch das haben wir mit Geduld wieder hinbekommen, nur wenn ein Zug in unmittelbarer Nähe vorbei fährt (und im schlimmsten Falle auch noch hupt), fängt er heute nach wie vor an, zu zittern und wirft sich auf den Boden.

Zusammefassend aber gilt mein besonderer Dank an Birgit Linnerth:

danke Birgit, du weißt, Dayo ist mein Stern und ein wirkliches Geschenk für uns.
Danke, dass du immer für uns da warst - ohne dich hätten wir es nie geschafft.
Und vor allen Dingen : danke für deine Freundschaft.

Schön, dass es dich und RR in Not gibt.

Roswitha
16.05.2007, 15:36
Eine ganz tolle Liebeserklärung an Dayo!!!
Happy anniversary!!
Und für die noch kommenden, vielen, vielen Jahre wünsche ich euch viel Spaß und Gesundheit und Dayo die Erkenntnis, daß ein Zug stärker ist...:)

lg
Roswitha

mameu
16.05.2007, 20:24
Hallo Nicole,

alles Gute zum Jahrestag!! Mögen es noch viele, viele Jahrestage geben.
Schön zu lesen, wie ihr zu einem 'Team' zusammengefunden habt.
Glaube mir, in diesem einen Jahr wirst Du mehr über die Hund-Mensch-Beziehung und Erziehung eines Hundes gelernt haben als so mancher mit 10 Jahren sog. 'Hundeerfahrung'.

Alles Gute für Euch und
liebe Grüsse

Jacqueline mit 12 Pfoten, 4 davon gehören ebenfalls einem ehemaligen Nothund von unserer lieben Birgit

Ahila
16.05.2007, 21:37
Hallo Nicole,Find ich klasse. Ich lese gerne solche Geschichten mit Happy End. :)Solche Berichte machen Mut in schwierigen Situationen.Weiter alles gute für euch.liebe grüße aus dem Siegerland. Markus

Möhre
16.05.2007, 21:52
Hallo Nicole,

das sind gaaaanz wichtige Zeilen die Du hier hinterlassen hast (finde ich zumindest). Deinem Beitrag merkt man an, daß er wirklich von Herzen kommt.
Wow, was ihr alle gemeinsam in diesem Jahr erfahren, dazugelernt und dazugewonnen habt.

Ich wünsche Euch noch ganz viele tolle gemeinsame Jahre in denen ihr weiterhin gemeinsam lernen und erfahren dürft. Toll, daß ihr Euch FÜR Dayo entschieden habt und daß er zwischenzeitlich so fest zu Euch gehört.

Nicole Heimann
17.05.2007, 09:53
Hallo,

ehrlicherweise muß ich sagen, dass ich mich vor einem Jahr nicht aufgrund "Liebe auf den ersten Blick" für den Mausbär entschieden habe. Denn beim ersten Kennen Lernen hat der Gute erstmal tüchtig Goa angemault und ich durfte sofort testen, wie es sich anfühlt, wenn ein RR Rüde an der Leine nach vorne geht (zum Glück war er damals recht schwach auf der Brust). Ein (nach dem ersten Eindruck) "aggressiver" Hund - das war nun gar nicht so dass, was ich mir vorgestellt hatte :eek:

Maßgeblich war für mich, dass beim anschließenden Gespräch Dayo, der sich sowieso nur im Flur des Hauses aufhalten durfte, von der Fußmatte verscheucht wurde, auf die er sich zum Sonnen gelegt hatte. Er sollte sie nicht dreckig machen und wurde auf sein altes Bettuch zurück geschickt.

Birgit und mir standen die Tränen in den Augen, ich bin dann nur noch rüber zu Dayo und habe gefragt, ob er mitkommen möchte - Schwanzwedeln war die Antwort (wahrscheinlich wollte er nur beschwichtigen, weil ich mich über ihn gebeugt habe, aber das wußte ich damals ja noch nicht *grins*) und die Adoption war beschlossen.

Ich habe dabei einfach auf Birgit ´s Urteil vertraut, die mir signalisiert hat, dass Dayo einfach nur in die richtige Umgebung gehört.

Wichtig war für mich zurückblickend auch, dass Birgit uns in allen kritischen Situationen das Gefühl gegeben hat, dass es auch ok und nicht verwerflich ist, wenn wir es zusammen nicht hinkriegen - also damit sehr viel Druck von uns abgenommen hat.

Bonsai
17.05.2007, 22:03
Oh ist das lieb geschrieben!!
Danke für die "Zwischenbilanz" - ich wünsche euch von Herzen noch viele, viele wunderschöne Jahre!!
Esther und Hundi (nix Nothund - aber auch mein "Sternchen")
:)

Bergischer Bauer
17.05.2007, 22:27
Hallo Nicole,

viele lieben Dank für Deinen ganz ganz tollen Beitrag :)

Auch wir hatten im Februar 07 ( mit Nelle-Maus ) unseren ersten Jahrestag.
-Na klar: Dieser Termin ist bei uns im Herzen/Kalender fest eingetragen!

Glückwunsch, das Dayo es geschafft hat, sich als Familienmitglied/Rudelmitglied zu etablieren.

Alles Gute für Euch und ALLEN anderen Nothund-Besitzern/Besitzern von Hunden mit Vorgeschichte und noch ganz ganz viele Jahrestage
wünschen

Birgit
mit Kamari und Ex-Nothündin Nell

P.S.: Tausend Dank – Birgit Linnerth -, dass es dich und RR in Not gibt!

Waldi74
18.05.2007, 09:52
Hallo!


Und wieder bestätigt sich mein Motto: NOTHUND tut GUT!!!!:D

Auch bei uns ist es etwas über ein Jahr her das Imasi zu uns zog. Und missen möcht ich sie auch nicht mehr. Auch nach vielen Strapazen aber auch soviel Freude.

Lg Sonja und Imasi:)

P.S.. Nothund tut gut!:D

BeniciaB
18.05.2007, 12:53
Hallo,

wir haben zwar erst "Halbjahrestag" gefeiert, aber ich erkenne uns in Deiner Geschichte wieder.
Ich bin auch mit dem ahnungslosen Häufchen Orientierungslosigkeit nachhause gefahren und stand dann gleich vor dem Problem, wie ich einen Hund, der sich vor Toren fürchtet und sie folglich verweigert ins Haus bekommen sollte. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft und auch das anschließende Heben in und aus dem Auto des 40-Kilo-Verweigerers über mehrere Wochen habe ich irgendwie überlebt. Auch das Füttern, bei dem er am Anfang noch jedes mal zusammenzuckte, wenn ich mit einem erhobenen Gegenstand in Form von Futternapf oder Wasserschale auf ihn zuging, entspannte sich zusehends. Einen gebrochener Finger, offene Hände, unzählige blaue Flecken und viele andere kleine Blessuren und psychische Downs später würde ich nun meinen "Kleinen" für kein Geld der Welt mehr hergeben.

Nicole Heimann
19.05.2007, 16:01
Hallo Benicia,

stimmt, das "ins Haus" kommen, war bei uns auch der erste "Test".

Dayo durfte bei den Vorbesitzern nicht in das Obergeschoss und war auch außer diesem Haus und Grundstück selten anderweitig unterwegs.
Das heißt: Treppen steigen kannte er nicht (und traute er sich auch nicht) :eek:
Da ich ihn in den ersten Wochen direkt immer mit zu unseren Seminaren und Vorträgen genommen habe, war es eine Riesengaudi für die Besucher des Schulungszentrums - Frau Heimann belegt täglich mehrmals die Treppenstuffen mit Leckerchen.

Offene Hände kennen wir auch zur Genüge - besonders heftig ist 20m Schleppleine durch Hand bei 2 Stück zartem Rehwild voraus ...Was habe
ich am Anfang geflucht :mad:

Viele Grüße

Nicole

BeniciaB
20.05.2007, 11:49
Hi,

ja die offenen Hände stammten bei mir auch von der Schleppleine, und ich weiß auch wie gut es tut, wenn der Schmerz nachlässt. Leider braucht man die Hände ja auch noch zu diversen anderen Tätigkeiten ...
Stufen waren für Gino auch ein "Unding". Anfangs traute er sich nicht mal in die Nähe davon. Stoppte einfach schon einige Meter vorher und war nicht mehr weiter zu bewegen. Dies war besonders angenehm wenn es mitten auf der Straße passierte, weil er während des Überquerens merkte, dass sich auf der anderen Seite wieder eine gefürchtete Treppe befand. Ich habe mehrmals an uns gezweifelt, ob wir jemals eine "normale" Mensch-Hund-Beziehung führen werden aber meine Mühen wurden belohnt.
Wahrscheinlich könnten wir und viele andere Nothundbesitzer ein Buch darüber schreiben. Aber wie man an uns und vielen anderen sieht, kann man mit viel Geduld und guten Willen vieles wieder gut machen.