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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage Buchtip zur "Rudelhaltung / -führung"?



SonjaRR
10.02.2014, 20:14
Hallo,

ich bin neu hier und bräuchte bitte mal einen Tip von Euch.

Bei uns zieht demnächst eine kleine Rhodesian Ridgeback Dame ein. :)

Wir sind RR erfahren, hatten aber noch nie mehr als einen Hund. Bei uns lebt derzeit ein 6jähriger unkastrierter Parson Russell Terrier.

Ich würde die nächsten Wochen gerne nutzen, um mich in die Thematik der "Rudelführung" einzulesen, damit wir nicht unbewußt Fehler machen.
Das im Moment der ältere Hund zuerst sein Fressen bekommt etc. habe ich schon gehört, aber es gibt ja sicherlich viel mehr Dinge zu beachten.
Wann muss ich vielleicht auch mal Grenzen setzen etc.

Schonmal DANKE im Voraus und einen schönen Abend noch!

Gruß, Sonja

P.S. Muss / Soll ich mich noch irgendwo vorstellen? Ist das hier üblich? Habe leider keine Rubrik gefunden, also sorry vorweg...

ridgic
10.02.2014, 21:05
Viel Vergnügen mit der RR Baby Dame - wann zieht sie bei Euch ein ?
Meine Meinung ist: Rudel gibt es nicht zwischen Mensch und Hund.

ANM : Ihr werdet schon wissen, was ihr tut ... ?

SonjaRR
10.02.2014, 21:33
Meine Meinung ist: Rudel gibt es nicht zwischen Mensch und Hund.


Ich meinte auch eher das Verhältnis zwischen den beiden Hunden. Das ich dort die Rangordnung beachte und nicht durch falsches Verhalten meinerseits Streit hervorrufe...


Wie habe ich Deine Anmerkung zu verstehen????

claudia+spike
10.02.2014, 22:06
Mirjam Cordt
Hundereich
Animal Learn Verlag


Von Rudelchef und Dominanz im Rudel sollte man sich ganz schnell verabschieden. Dominanz gibt es, aber sie ist nicht an das Tier gebunden, sondern an die jeweilige Situation. Hund A ist das Spieli X wichtiger und Hund B verzichtet. Hund A ist bezogen auf das Spieli X dominant. Interessiert sich aber nicht für Spieli Y und überläßt das Hund B.

Mit allgemeinen Regeln kommt man da nicht weiter. Bei mir bekommt z.B. immer der futterneidische Hund zuletzt zu eine Futterbelohnung. Dann wird das Futter für den anderen zur Vorankündigung für den futterneidischen Hund, dass er ja jetzt auch was bekommt. Er freut sich also irgendwann, wenn der andere was bekommt und damit habe ich seine innere Einstellung zum positiven verändert.

Kritische Situationen entschärfe ich durch Loben und reinclicken und umlenken auf etwas anderes, was wir gemeinsam machen.

Liebe Grüße
Claudia

SaBine
10.02.2014, 23:05
Sonja,

warum nehmt Ihr zu einem intakten Rüden ein Hundemädchen? Wie wollt Ihr die Probleme, die daraus erwachsen (sowohl innen-, wie auch aussenpolitisch) lösen?

SonjaRR
11.02.2014, 06:34
Sonja,

warum nehmt Ihr zu einem intakten Rüden ein Hundemädchen? Wie wollt Ihr die Probleme, die daraus erwachsen (sowohl innen-, wie auch aussenpolitisch) lösen?

Sorry, das "derzeit" stand in meinem 'Anfangstext an falscher Stelle. Der PRT muss leider wegen Prostataproblemen nächste Woche kastriert werden :( und deswegen waren wir - sowie der Züchter - der Meinung, dass vom Geschlecht auch ein Mädel passen würde.

Danke aber für Deine Nachfrage.

chilli09
11.02.2014, 07:48
Hallo Sonja,

ich denke, dass dir dein Züchter hier sehr gewissenhaft zur Seite stehen sollte. Ich kenne nun mehrere Leute, die Pärchen halten, mich eingeschlossen. Die Erziehung deines Ersthundes wird hier eine maßgebliche Rolle spielen. Ebenso das getrennte Training, unabhänngig vom Geschlecht. Da wird das Thema füttern eher eine untergerodnete Rolle spielen. Wenn du dir sicher bist, dass dein Rüde souverän und offen genug für eine Vergesellschaftung im Haus ist, sollte eigentlich nichts schlimmes zu erwartens sein. Sich gut belesen und Tipps von Mehrhundehaltern bekommen ist schon mal ein guter Anfang!

Liebe Grüße

Heidi

SaBine
11.02.2014, 08:51
Sorry, das "derzeit" stand in meinem 'Anfangstext an falscher Stelle. Der PRT muss leider wegen Prostataproblemen nächste Woche kastriert werden :( und deswegen waren wir - sowie der Züchter - der Meinung, dass vom Geschlecht auch ein Mädel passen würde.

Danke aber für Deine Nachfrage.

Guten Morgen!

Dann wäre das also geklärt - allerdings ist es ja nur EIN Aspekt. Ich finde Chillis Fragen SEHR wichtig und relevant - wie steht es denn um Euren Rüden, und seid Ihr beispielsweise sicher, dass es eine gute Idee ist, nach erfolgter Kastration doch relativ zügig eine Hündin aufzunehmen?

Ist Dir bewusst, dass eine Kastration mit einer ganzen Reihe Veränderungen verbunden ist, die Dein Kleiner erst einmal verpacken muss?

Ihr habt da meines Erachtens eine zunächst einmal recht unsichere Ausgangsbasis, denn nicht jeder Hund ist für eine Mehrhundehaltung überhaupt geeignet. Ich habe immer davon geträumt, mehrere Hunde zu haben, aber mein Djambo beispielsweise war dafür einfach nicht der Richtige, wie ich letztlich erkennen musste.

Ich finde es daher doch gewagt, so kurz nach der Kastration und damit bevor Ihr sicher einschätzen könnt, welche Veränderungen Euer Rüde durchläuft, einen Welpen ins Haus zu holen.

Und ich wiederhole meine Frage: Was weisst Du über die Dynamik, die eine solche Konstellation mit sich bringen kann, innen-, wie aussenpolitisch?

Wieviel Zeit habt Ihr für individuelles Hundetraining? Könnt Ihr es einrichten, mit beiden Hunden jeweils separat Runden zu laufen und zu trainieren?

Habt Ihr einen guten Trainer an der Hand, der Euch beraten kann?

Ich lege Euch die Bücher von Gansloßer ans Herz, vor allem die Verhaltensbiologie für Hundehalter, sowie sein Buch über Kastration, darin findet Ihr sehr viele wichtige Informationen.

Wie Chili schrieb: Mit solchen einfachen "Faustregeln", wie Du sie in Deinem Eingangsbeitrag formulierst, und die darüber hinaus teilweise auch noch absoluter Mumpitz sind, weil sie der Dynamik durch ihre Starre gar nicht gerecht werden, und z.T. auf überholten Annahmen beruhen, kommst Du nicht weiter.

Mathuni
11.02.2014, 09:00
... Ich würde die nächsten Wochen gerne nutzen, um mich in die Thematik der "Rudelführung" einzulesen, damit wir nicht unbewußt Fehler machen.
Das im Moment der ältere Hund zuerst sein Fressen bekommt etc. habe ich schon gehört, aber es gibt ja sicherlich viel mehr Dinge zu beachten.
Wann muss ich vielleicht auch mal Grenzen setzen etc...



Hallo, Sonja!

Einen konkreten Buchtip hab ich nicht für dich, aber du findest hier im Forum einiges an Infos und auch Berichten, wie das mit der Zusammenführung geklappt hat.

Ich selber habe vor gut 4 Jahren ein RR-Welpenmädchen zu einem damals 5-jährigen RR-Rüden dazugenommen. Der war bereits kastriert, dennoch sind die Läufigkeiten des Mädels nicht wirklich einfach - der Bub vergißt gerne mal für ein paar Tage, dass er kastriert ist. Der Duft der Frauen :rolleyes:... Das könnte bei eurem Parson durchaus auch der Fall sein - behalte das vielleicht im Hinterkopf.

Bei der eigentlichen Zusammenführung der Hunde spielt es meiner Meinung nach eine große Rolle, wie der bereits anwesende Hund gestrickt ist. Bei meinem Buben wusste ich zum Beispiel, dass das gemeinsame Füttern eher eine untergeordnete Brisanz hat, dafür sind ihm aber seine Schlafplätze heilig. Die ersten zwei Tage hat er damals mit tiefem Brummen selbst dafür gesorgt, dass ihm die suspekte Welpette nicht näher als einen Meter kommt. Die wiederum hat sich statt an dem Brummbär lieber an den netten Menschen orientiert und sich an die gehängt. Als der Bann dann (recht schnell) gebrochen war, hatte sie erst einmal einen gewissen Grundrespekt vor dem älteren Herrn.

Als sie etwa 4 Monate alt war, hat sie dann für eine Weile jeglichen Respekt vergessen und den Großen ziemlich bepestet. Der hatte sie inzwischen völlig akzeptiert und ist zum oberduldsamen Schaf mutiert. Der Kerl hat mir richtig leid getan... Ich habe versucht, die penetranten Pestereien zu unterbinden - und schreibe bewusst versucht, weil es nicht so wirklich fruchtbar war. Letztendlich war da eine einmalige und klare Ansage des Buben, mit der er kundtat, dass nun Schicht im Schacht ist, wesentlich effektiver. Und dauerhaft. Ich fand das damals recht denkwürdig, weil wirklich das eine Mal ausgereicht hat (sie hatte ihn draussen beim Schnuffeln und Pieseln nicht in Ruhe gelassen - woraufhin sie begleitet von einem deftigen Brummer per Prankenhieb in hohem Bogen in den Acker gekickt wurde).

Mir war und ist in dem Doppelpaket immer wichtig, nicht den "siamesischen-Zwillings-Effekt" zu haben. Ich mache viel mit beiden Hunden gemeinsam, aber sie sind für mich einzelne Persönlichkeiten, mit denen ich auch das Einzelpaket pflege. Beim Großen war mir gerade in der Anfangszeit wichtig, dass er seine Nischen und seine ungeteilte Zeit mit mir behält. Es mag am Naturell der beiden Hunde liegen, vielleicht aber auch mit daran, dass der Große nicht wegen einer entzückenden Welpette zurückgesetzt wurde: Irgendwelche nennenswerten Ressourcenthemen hatten wir so gut wie nie.

Zur Futterreihenfolge fällt mir noch was ein: Ich bin sehr schnell dazu übergegangen, der Kleinen das Futter vor dem Großen hinzustellen. Aus einem ganz pragmatischen Grund: Sie frißt viel langsamer als er (er ist Modell Staubsauger) und durch den kleinen Vorlauf konnte sie ruhiger fressen. Der Große wurde dadurch weder zum Futterneider noch zum Fall für den Hundepsychater. :blink:

Ich denke, Zusammenführung ist - wie vieles im Leben - sehr individuell. Wenn man um die Schwächen und Stärken des Ersthundes weiß, dann tut man sich sicher etwas leichter als rein nach Lehrbuch. Und trotzdem kommt da die ein oder andere Überraschung... Ich fand die Zeit damals superspannend und lehrreich und einfach sehr schön. Und das wünsche ich euch auch. :)

Liebe Grüße und viel Spaß mit dem Baby

Susanne mit Buki und Rose

EvaBlond
11.02.2014, 16:35
Hallo Sonja,
ich schließe mich voll den Worten von Sabine an.
Zum Buchtipp möchte ich ergänzen, vielleicht nicht unbedingt nur zur Rudelhaltung, aber mir haben sie ein wesentlich besseres Verständins des "Hundewesens" gegeben:
Günther Bloch/ Elli H. Radinger "Wölfisch für Hundehalter"
Patricia B. McConnel "Das andere Ende der Leine"

Ich hatte auch gedacht, zwei Hunde sind besser als einer, der ist ja immer so allein (was nicht stimmte, denn wir trafen in seinen jungen Jahren fast täglich Hundegruppen, in denen ersich wohl fühlte) - sie würden permanent miteinander spielen....
Als unser erster Rüde 3 Jahre alt war, er ist sehr ausgeglichen (wurde schon auf dem Hundeplatz als Mediator zwischen Raufbolde gestellt - ab da gingen wir nicht mehr hin, es gab für uns dort nichts mehr zum Lernen), freundlich und ruhig;
holten wir uns von derselben Züchterin einen Welpen(Rüden) - Hündin trauten wir uns nicht, weil während der Hitze keine räumliche Trennung der beiden möglich gewesen wäre.
Wir besuchten den Wurf gemeinsam mit dem Großen, so daß er schon mal Kontakt mit den kleinen aufnehmen konnte, woran er keinerlei Interesse hatte.
Zu Hause angekommen konnte der KLeine den Großen zunächst im Garten begrüßen, was er auch vorsichtig und rücksichtsvoll tat, dann ging es ins Haus wo wir Raum für Raum "eroberten" (zunächst nur die wichtigen, um ihn nicht zu überfordern). Der Große hielt sich ca. 2 Tage vollkommen zurück und ignorierte den Zwerg, danach schnupperte er auch an ihm, das Eis war gerbochen, je älter und stabiler der Kleine wurde, desto besser gingen sie miteinander um, ja sie tobten sogar miteinander.
Natürlich muß man auch den/ die Kleinen erziehen, er lernt zwar unheimlich viel vom Großen, aber Du willst ja auch eine enge Bindung zu ihr aufbauen.
Mit zwei intakten RR-Rüden unterwegs zu sein erfordert hohe Aufmerksamkeit und Umsicht, spontane Begegnungen mit anderen Hunden oder der Hundegruppe aus der Jugendzeit sind passee - lediglich mit Hündinnen, die nicht heiß sind klappt es - Bei einem Pärchen sieht das ja anders aus.
Als der Jungspunt dann ca. 2,5 Jahre alt war und bestens im Saft stand, versuchte er nach einem ungewollten Treffen mit einer heißen Hündin ( der Besitzer wußte noch gar nicht, dass sie heiß wird) den Spieß umzudrehen und es kam zu einer fürchterlichen Beißerei. Nach langwährigem Training mit einer sehr geduldigen Trainerin haben wir es wieder hingekriegt. Jetzt sind sie wieder Freunde, aber wir sind sensibilisiert.
Heute denke ich, der erste hätte nicht unbedingt einen Kumpel an seiner Seite gebraucht, sie spielen nicht miteinander, liegen aber gemeinsam auf dem Sofa, gönnen sich gegenseitig das Fressen und verjagen "Feinde" am Zaun.
Wie bereits gesagt, jede Zusammenführung, jedes Zusammenleben ist individuell.
Ich wünsche Dir viel Glück und eine schöne Zeit mit Deinem Pärchen.
EvaBlond