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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage Wie wild darf in der Hundeschule gerauft werden?



Akani
17.09.2016, 19:53
Hallo,

ich wollte mal Eure Meinung zur Frage hören, wie wild Welpen in der Hundeschule raufen dürfen, bevor eingeschritten werden sollte?

Auf der einen Seite sehe ich, dass die Kleinen ihre Grenzen untereinander austesten sollen, auf der anderen, dass sie nicht ein Zusammentreffen mit anderen Hunden stets mit Kampf gleichsetzen und so erst an die Rauferei untereinander herangeführt werden sollen sollen. Wo seht Ihr die Grenze?

Liebe Grüsse
:-)

Asani Hekima
17.09.2016, 20:32
Die Grenze ist für mich da gegeben, wo sich ein Welpe nicht mehr wohl fühlt, wenn einer gemobbt wird, wo das Spiel/das Raufen nicht mehr abwechselnd stattfindet, oder die Welpen durch zu langes Spiel müde geworden sind, denn dann kippt das Spiel meist in Aggression.

Zu viele Welpen oder unpassende Gruppen ist ein Nogo. Welpen müssen nicht zwingend nach Grösse, sondern eher nach Wesen eingeteil werden. Ein sanfter Bernersenn kann sich bei den Kleinhunden genau so gut integrieren wie ein wilder Jack Russel bei den Grossen. Ein gutes Auge und voraussschauendes Handeln der Welpenleiter ist da unerlässlich.

Kima z.B. musste als 10 wöchiger Zwerg zu den 16 Wochen alten Grossen eingeteilt werden, denn die jüngeren hätten unter ihm "gelitten", es hat einfach nicht gepasst. Bei den älteren haben die Energie und die Kräfte besser gepasst.

SaBine
18.09.2016, 08:09
Dany hat es auf den Punkt gebracht. Ich ergänze aber noch einen Aspekt, den ich inzwischen auch sehr wichtig finde: Ich stelle die Konzentration auf Welpengruppen als solche inzwischen in Frage.

Der Welpe sollte meines Erachtens frühzeitig lernen, sich in gemischten Gruppen zu bewegen. Ja, das ist für Mensch unter Umständen eine sehr aufregende Zeitspanne, aber sie ist für den Welpen auf jeden Fall lohnend. Wichtig ist hier aber, sehr gut auf die Zeit zu achten, und das Hundekind nicht zu überfordern.

BamBam war in der Welpengruppe, die wir zuerst besuchten, völlig fehl am Platz - er war motorisch im Vergleich zu den anderen Hunden dieser Gruppe einfach schon zu weit - während die anderen Hunde noch relativ ungelenk umher kollerten, konnte der Spaßmacher schon sehr zielgerichtet seinen Körper einsetzen. Die zweite Gruppe, die wir besuchten, war dann prima - dort war das Alter gemischter, es wurde nicht auf einem festen Gelände, sondern im Wald geübt und eben auch freies Spiel zugelassen, das Ganze in gut verdauliche Häppchen verpackt.

Parallel besuchte ich mit ihm das freie Spiel unseres Tierheims. Das gibt es dort einmal in der Woche, und es ist eine Trainerin anwesend. Ich achtete darauf, BamBam gemäss der groben Faustregel "pro Lebenswoche 1 - 2 Minuten Aktivität am Stück" gut im Auge zu behalten, und ging am Anfang tatsächlich nach 15 - 20 Minuten wieder.

Für mich war das zunächst ziemlich stressig, denn ich betrachtete es als meinen Job, den Furzknoten gut im Auge zu behalten, um eben im Fall des Falles regulierend eingreifen zu können. Was sich aber zeigte war, dass die meisten Hunde, die dort aufschlugen, tatsächlich sehr fein kommunizierten. BamBam hat unglaublich von diesen Besuchen hinsichtlich seines Sozialverhaltens profitiert. Er konnte so früh ganz viele Dinge lernen - dass es total unterschiedliche Artgenossen gibt, und längst nicht jeder sich für ihn interessiert, wie ein souveräner Hund agiert, wie eine klare Ansage aussieht, wenn man erwachsenen Hunden auf die Nerven geht beispielsweise. Er war nach dieser anfangs sehr kurzen Zeitspanne fix und alle, aber er ist bis heute ein sehr verträglicher Rüde.

Ich wiederum habe in diesen Stunden extrem viel über hundliche Körpersprache gelernt und davon seither unendlich bei Hundebegegnungen aller Art profitiert. Ich war nach diesen Einheiten übrigens genauso fix und alle wie der Spaßmacher :D

Heins
18.09.2016, 10:44
sobald aggression ins spiel kommt ist schluss.

Jajosel
18.09.2016, 13:47
sobald aggression ins spiel kommt ist schluss.

Gerade das zuverlässig zu beurteilen fällt vielen schwer, insbesondere Ersthundbesitzern und ängstlichen Naturen.
Kannst du Anzeichen dafür nennen, dass aus (wildem) Spiel Aggression wird?

Vorname Nachname
18.09.2016, 15:52
Dany hat es auf den Punkt gebracht. Ich ergänze aber noch einen Aspekt, den ich inzwischen auch sehr wichtig finde: Ich stelle die Konzentration auf Welpengruppen als solche inzwischen in Frage. ...

Find ich sehr spannend. So gesehen denk ich auch, dass meinem Hund der Kontakt zu großen Hunden mehr gebracht hat als die wöchentlichen Spielereien mit anderen Kleinen. Das Gewusel mit anderen Welpen entsprach auch weniger ihren Bedürfnissen als z.B. das Rumkugeln mit ihrer erwachsenen Nachbarfreundin (französische Bulldogge) oder das Zusammengestauchtwerden durch zwei große RRs. Da entwickelte sie sich sichtbar vorwärts und war erheblich enthusiastischer in der Vorfreude.
Da fällt mir ein, hab mal gehört dass der Abgabetermin junger Welpen mit Bedacht so liegt wie er liegt, weil das Spiel untereinander sehr ruppig wird wenn sie zu lange beisammen leben. Evtl kann man das ja im gleichen Kontext sehen. Mein erster wurde jedenfalls erst mit 12 Wochen abgegeben und ja, ruppig triffts ganz gut ...

Asani Hekima
18.09.2016, 16:18
Da fällt mir ein, hab mal gehört dass der Abgabetermin junger Welpen mit Bedacht so liegt wie er liegt, weil das Spiel untereinander sehr ruppig wird wenn sie zu lange beisammen leben. Evtl kann man das ja im gleichen Kontext sehen. Mein erster wurde jedenfalls erst mit 12 Wochen abgegeben und ja, ruppig triffts ganz gut ...

Erfahrungsgemäss spielen Wurfgeschwister viel ruppiger miteinander als fremde Welpen unterschiedlicher Rassen, deswegen finde ich die Welpenstunden sehr wichtig, damit sie lernen mit anderen Hunden richtig umzugehen. Aber ja, das eine soll das andere garnicht ausschliessen. Der Kontakt zu sozialen erwachsenen Hunden finde ich genau so wichtig und sehr effektiv.

Kima wurde von seinen beiden erwachsenen "Onkels", einem Zwerg- und einem Königspudel ganz gut in die richtige Spur geleitet. :devil: 1x wöchentlich Welpenstunde und bestimmt 2x pro Woche Kontakt mit erwachsenen Hunden bekamen ihm sehr gut.

dissens
18.09.2016, 18:47
sobald aggression ins spiel kommt ist schluss.
Heins, dafür, dass wir beide immer wieder gerne einen Artikel verlinken, in dem es nicht zuletzt um den Sinn und Nutzen bestimmter Aggressionsformen geht, ist mir das jetzt ganz einfach zu platt.
Kannst du besser!

Nein, ich verdamme Aggression nicht in Bausch und Bogen! Nicht in als Spiel daherkommender ritualisierter Form, nicht in Form zurechtweisender Rüffel oder Rempler von erwachsenen ggü. jungen Hunden oder Welpen.

Aggression gehört zum sozialen Leben dazu. Und den adäquaten Umgang mit ihr zu lernen und zu beherrschen ist überlebenswichtig in sozialen Kontexten.
Wo ich aber Grenzen ziehen bzw direkt einschreiten würde (und dies auch von einem Trainer erwarte): Wenn die Aggression überschießt, unangemessen ausgeprägt ist, wenn das Ziel der aggressiven Handlung mehr als nur kurzzeitig beeindruckt erscheint (jnd nicht etwa sofort wieder zur nächsten halbspielerischen Attacke bläst) ... und natürlich überall da, wo mit echten Verletzungen zu rechnen ist.
Und damit meine ich jetzt nicht den kleinen Blutstropfen, den Welpi auf der Nase hat, nachdem Althund seine spitzzahnige Aufdringlichkeit mit einem knappen, aber deutlichen Schnauzenbiss geahndet hat.

Ach so: Auch den nächsten Welpen werde ich dereinst nicht mehr wie seinerzeit Badawi in eine "Welpengruppe" werfen, sondern ihn vielmehr sehr gezielten Kontakten mit mir persönlich bekannten, kopfklaren Hunden verschiedener Altersstufen aussetzen. Darin sehe ich ganz erheblich mehr Sinn.

Heins
18.09.2016, 19:45
ja,ich gehöre zu den menschen, die mit ihren welpe in die welpenstunde gehen. ja, ich halte das für wichtig, damit der welpe die verschiedensten hunde kennenlernen kann (ich war mit einem welpen innerhalb von 10 wochen auch schon in 8 verschiedenen welpengruppen). wichtig ist mir dabei, dass die beaufsichtigung der welpengruppe ein waches, kompetentes auge auf die spielenden hat. sollte es mir zu weit gehen mit den aggressionen (unablässiges begrängen, wildes gefletsche, packen in die flanken, .. dann gehe ich dazwischen und trenne die kämpfenden.

ja, vllt ist das platt, ich, als einfacher mensch bin aber immer gut damit gefahren und habe es stets geschafft aus meinen welpen ruhige, ausgeglichene, in sich ruhende hunde zu machen, die keine probleme mit fremden hunden hatten. vllt habe ich da aber einfach jedesmal nur glück gehabt.

ach ja: das wichtigste ziel der welpenerziehung ist bei uns, ruhe in den welpen zu bekommen. wildes geraufe ist diesem ziel wenig förderlich.

coramadden
20.09.2016, 19:17
Ach so: Auch den nächsten Welpen werde ich dereinst nicht mehr wie seinerzeit Badawi in eine "Welpengruppe" werfen, sondern ihn vielmehr sehr gezielten Kontakten mit mir persönlich bekannten, kopfklaren Hunden verschiedener Altersstufen aussetzen. Darin sehe ich ganz erheblich mehr Sinn.

dem stimme ich vollkommen zu!

das problem ist aber, dass gerade ersthundehalter meist gar keine/wenige andere hunde kennen bzw. das "kopfklar" gar nicht einschätzen können :( deshalb gehen sie ja in welpengruppen ("das macht man doch so wenn man einen welpen hat.") oder auf eine hundewiese, im irrglauben, da sind alle hunde erzogen/sozial kompatibel.
wie oft hab ich schon labbi besitzer gesehen, die ganz geschockt waren das ein anderer labbi ihr "baby" angeraunzt hat - o-ton:"die (labbis) sind doch so liebe hunde, der muss ja nicht ganz richtig sein!" :eek: dabei gab es nur nen anraunzer weil der welpe genervt hat.

Jajosel
20.09.2016, 21:50
dem stimme ich vollkommen zu!

das problem ist aber, dass gerade ersthundehalter meist gar keine/wenige andere hunde kennen bzw. das "kopfklar" gar nicht einschätzen können :( deshalb gehen sie ja in welpengruppen ("das macht man doch so wenn man einen welpen hat.") oder auf eine hundewiese, im irrglauben, da sind alle hunde erzogen/sozial kompatibel.
wie oft hab ich schon labbi besitzer gesehen, die ganz geschockt waren das ein anderer labbi ihr "baby" angeraunzt hat - o-ton:"die (labbis) sind doch so liebe hunde, der muss ja nicht ganz richtig sein!" :eek: dabei gab es nur nen anraunzer weil der welpe genervt hat.

Ja, schön und gut... Dennoch muß jeder Hund sich (auch schon als Welpe, wenn es denn so kommt :rolleyes:) an die "harten Fakten der Realität" gewöhnen. Ein dauerhaftes Trauma dürfte dabei meist nicht herauskommen.
Handverlesene Kontakte sind vllt. wünschenswert aber halt auch nicht das wirkliche Leben.
Irgendwann holt die Realität jeden ein. :D

dissens
20.09.2016, 22:29
Naja, hier in der Mittelgebirgs-Einöde ist die "Realität" eh eine eher hundearme, was eine gesteuerte Kontaktaufnahme fast immer möglich macht.

coramadden
21.09.2016, 00:26
@jajosel:
mmh, da hab ich mich evt. falsch ausgedrückt.
ich persönlich finde welpenspielgruppen unnötig wenn man "zugang" zu vielen hunden hat. d.h. wenn ich meinem welpen kontakt zu hunden vieler rassen und aller altersstufen ermöglichen kann. wenn er eher isoliert aufwachsen würde finde ich eine welpen-/junghundgruppe schon sinnvoll.
ich hab auch nix gegen hundewiesen, wir sind selbst täglich dort zu finden. ich finde nur, dass viele leute mit falschen erwartungen hingehen. d.h. sie erwarten das harmonische hundeparadies und sind dann erschrocken wenn ihr welpe nen anraunzer bekommt, viel gebellt oder körperlich agiert wird. was ja, wie du so schön schreibst die realität ist aber halt viele ersthundehalter verunsichert.
wir leben hier in der stadt, ich würde sagen mit relativ viele hunden, handverlesener kontakt eher unwahrscheinlich - hinter jeder ecke kann ein (fremder) hund auftauchen. mich erschreckt die realität nicht :D und cora mit ihren fast 12 jahren glaub ich auch nicht mehr.

shirotora
21.09.2016, 02:06
Ok, ich oute mich mal: Ich war noch nie in 'ner Hundeschule und kenne Welpenspielgruppen nur vom Hoerensagen. Meine Hunde mussten immer in's pralle Leben, konnten aber jederzeit hinter/bei Mommy Schutz suchen, ich hab' dann den groesseren Vierbeinern mit viel Koerpersprache und manchmal ein bissel verbaler Nachhilfe erklaert, dass hier gerade "Ende im Gelaende" ist.
Idealerweise lernen Herr/Frau Puppy diese Interaktion mit den Geschwistern, den Umgang mit Erwachsenen sollte man dann auch mit Erwachsenen ueben.

Jajosel
21.09.2016, 10:34
@jajosel:
(...)
ich hab auch nix gegen hundewiesen, wir sind selbst täglich dort zu finden. ich finde nur, dass viele leute mit falschen erwartungen hingehen. d.h. sie erwarten das harmonische hundeparadies und sind dann erschrocken wenn ihr welpe nen anraunzer bekommt, viel gebellt oder körperlich agiert wird. was ja, wie du so schön schreibst die realität ist aber halt viele ersthundehalter verunsichert.
(...)

Insofern ist jegliche Situation, in der Hund auf Hund trifft, für den Halter mindestens ebenso lehrreich wie für seinen Vierbeiner.
Und das ist ja auch gut so. Relativ selten muss lediglich der Hund lernen. :D

SaBine
21.09.2016, 17:20
Naja, hier in der Mittelgebirgs-Einöde ist die "Realität" eh eine eher hundearme, was eine gesteuerte Kontaktaufnahme fast immer möglich macht.

Hier ebenso. In der Stadt ist das Thema ein anderes, ganz klar, aber auch da wird von mir gesteuert. Ich gehe im Fall des Falles rigoros dazwischen, splitte, und mache dem Fremdhund eine für ihn verständliche Ansage, denn wenn ich eines gelernt habe, dann dies: Auf andere Hundehalter kann ich mich zu 90 % NICHT verlassen.