Hallo Ute,

ich empfinde Dein Posting als sehr informativ und gar nicht als Besserwisserei. Und auch, wenn einige Aussagen meinerseits Dich zu diesem Posting veranlasst haben, möchte ich Dir sagen, dass ich völlig Deiner Meinung bin.
Nur zu gerne werden Vergleiche zwischen Hunden und anderen Caniden (meistens dem Wolf) herangezogen, um der eigenen Überzeugung die Krone aufzusetzen. Dabei wird meistens nicht nur übersehen, dass Hund und Wolf sich in bestimmten Bereichen völlig unterschiedlich verhalten, sondern auch, dass das Zusammenleben Mensch-Canide nicht immer so aussehen kann wie das Zusammenleben von Canide-Canide (auch wenn wir uns ruhig öfter mal daran orientieren sollten).
Man muss aber eigentlich noch weiter gehen. Nicht nur das Verhalten von Wolf und Hund kann nicht 1 zu 1 nebeneinander gestellt werden, sondern auch die verschiedenen Hundeschläge unterscheiden sich nicht nur optisch sondern auch in ihren Verhaltensweisen teilweise sehr signifikant. Hunde sind hochspezialisierte Lebewesen und bringen durch Anpassung/Selektion höchst unterschiedliche Verhaltenskonzepte mit. Das Jagdverhalten z.B. eines Salukis kann niemals mit dem einer englischen Bulldogge (so sie denn eins hat) verglichen werden.

Soviel zum allgemeinen Thema, nun zu meinen persönlichen Aussagen (ein bisschen verteidigen möchte ich mich ja schon).

Natürlich ist auch mir klar, dass es ein Unterschied ist, ob ein Hund eine Maus verspeist oder einen Elch. Ich puhl aus den Trauben ja auch nicht die Kerne raus, lass das Kerngehäuse eines Apfels aber trotzdem übrig ;-). Mich hat es nur gestört, dass immer die Geschichte durch die Gegend geistert, dass Wölfe ihre Beute mit Haut und Haaren vertilgen und wir unseren Hunden daher am besten eine ganze Ziege in den Hof werfen sollten.

Was die Jagdgemeinschaft unter Hunden angeht, dachte ich eigentlich, ich hätte mich insoweit deutlich ausgedrückt, dass man das nicht auf alles und jeden übertragen kann. Vielleicht hätte ich noch genauer sein müssen, aber ich war eh schon im Hundertsten und wollte nicht auch noch ins Tausendste kommen.
Kathrin hat gefragt, wie der Einzelne das mit seinem Hund handhabt. Ich habe lange überlegt, ob ich unsere Lösung überhaupt beschreiben soll, weil ich mir denken konnte, dass sie nicht überall auf Gegenliebe stößt und ich außerdem Angst hatte, dass das jetzt auch Leute ausprobieren könnten, die das besser lassen sollten. Ich habe es trotzdem getan, weil es einfach so ist, bei uns hervorragend funktioniert und ich habe es mit einer canidenhaften Jagdgemeinschaft begründet, weil das bei uns der Fall ist und weil ich auch RRs kenne, bei denen das gut klappt.
Zu Deiner genaueren Information, obwohl das nicht ins RR-Forum gehört. Meine Hündin stammt von Teneriffa. Dort leben v.a. ausgesetzte Podencos und Podencomischlinge in den Bergen, die außerhalb der Touristensaison notgedrungen Jagdgemeinschaften bilden, um zu überleben. Sie sind in erster Linie auf Kaninchen spezialisiert und auch meine Hündin interessiert sich z.B. nicht die Bohne für ein Reh. Die Vorfahren meiner Hündin sind mit ziemlicher Sicherheit in solchen verwilderten Hunderudeln zu suchen (die übrigens in ganz vielen Punkten riesen Verhaltensunterschiede zu einem Wolfsrudel aufweisen, ich weiß, wovon ich spreche, weil ich mehrmals im Jahr dort mit Hunden arbeite).
Mein Mädchen bringt die Veranlagung zu einer Jagdgemeinschaft mit, da gibt es keinen Zweifel und die habe ich mir zunutze gemacht, mit großem Erfolg. Inwieweit die Initiierung einer Jagd von demjenigen ausgeht, der Wild aufgespürt hat oder grundsätzlich vom Alpha, das ist Glatteis für mich. Zwischen Wolf und Hund bzw. Hund und Hund gibt es sicher Unterschiede. Sie jedenfalls orientiert sich mittlerweile an meinen Ja oder Nein Entscheidungen. Mag sein, dass ich da eine vorhandene Bereitschaft ausgegraben habe, mag sein, dass dieser eine Aspekt der Jagdgemeinschaft pur erlernt ist oder etwas von beidem.
So, ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt etwas beleuchten und deutlich machen, dass ich nicht zu den "bei Wölfen ist das aber soundso"-Leuten gehöre.
Und um die Relevanz meiner Erfahrung mit einem Nicht-RR für dieses Forum noch mal zu erklären: Ich kenne nunmal insgesamt vier RRs persönlich und einen virtuell, die jagdgemeinschaftlich hervorragend zu kontrollieren sind. Die gehören aber auch alle Leuten, die sehr verantwortungsbewusst und kompetent mit ihnen umgehen.
Liebe Grüße
Conny