Hallo, Conny!
Danke für deine ausführliche Antwort. Besonders wichtig ist der Hinweis auf die Vielfalt auch innerhalb unserer Haushunde. Ich sage immer, daß ich mit jedem Hund/Mensch-Gespann, das ich kennenlerne, auch etwas dazulerne! Und es ist gerade die Vielfalt, die immer wieder Überraschungen birgt.
Meine drei Ridgis jagen - wenn ich sie (mit Erlaubnis des Jagdpächters!) mal etwas länger hinter einem Hasen oder einem Reh herhetzen lasse - auch arbeitsteilig. Allerdings wird die schöne Anordnung leicht chaotisch, taucht noch ein zweites Beutetier auf oder entschwindet die erste Beute am Horizont. Auch beobachten sie die potentielle Beute nicht, um Erfolgschancen abzuschätzen. Gehetzt wird, was auftaucht. Mit der Arbeitsteilung bei Wölfen läßt sich dies nicht vergleichen. Wie denn auch! Wildlebende Tiere müssen effizient jagen, das Überleben hängt davon ab. Haushunde sind dagegen (biologisch, nicht wertend!!) Luxusgeschöpfe, daran ändert auch die Tatsache nichts, daß es nicht allen gut geht.
Gerade deshalb sind die Beobachtungen an Hunderudeln, die nicht bewußt von Menschen versorgt werden, so wichtig. Leider ist es unter den Ethologen nicht salonfähig, sich mit diesen Hunden zu beschäftigen. Im Vergleich zum Wolf wissen wir über die Basis der Haushunde bitter wenig.
Ein gutes Literaturverzeichnis findet sich in:
Genetics and the Behavior of Domestic Animals, Academic Press, 1998: 199-202 (am Ende eines Beitrages von Raymond und Lorna Coppinger. Der Name Coppinger taucht in Hundezeitschriften desöfteren auf, da er sich auch sehr intensiv mit den Herdenschutzhunden befaßt).

Zum Thema Beuteverzehr hast du mit deinem Obstvergleich natürlich recht. Also schauen wir uns die Daten an, die ausschließlich Großtiere betreffen. Und da zeigt die überwiegende Mehrzahl der Untersuchungen, daß auch Großtiere wie Elche, Virginiahirsche, andere Hirsche und Wildschweine vollständig gefressen werden. Mit einigen Ausnahmen, wie immer im Leben. Diese Ausnahmen treten auf, wenn Wölfe Haustiere erbeutet haben und durch die Nähe des Menschen gestört werden oder wenn sie extrem viel Beute machen konnten.

Letztendlich ist es egal, warum ein Haushund sich vom Hetzen und Jagen abhalten läßt. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Etikettieren von Problemen mit dem Hetzen als Dominanz wenig hilfreich ist. Ein Abbruchsignal ist eine Frage des Trainings. Jeder Hund kann lernen, darauf zu reagieren, egal, ob er seinen Menschen als Rudelführer achtet oder nicht. Ein Hund, der seinen Menschen als Leitfigur achten und schätzen kann, wird schneller lernen, auf Abbruchsignale zu reagieren, weil er ihm mehr Aufmerksamkeit schenkt. Es besteht also schon ein Zusammenhang zwischen Dominanz und Kontrollierbarkeit, nur ist ein intaktes Dominanz-Verhältnis zum Hund nicht die Ursache für gute Kontrollierbarkeit.
Mir tun die vielen Hundebesitzer leid, die hinter ihrem jagenden Hund herschauen, Ängste und auch Scham empfinden und die dann auch noch gesagt bekommen: der nimmt dich ´halt net für voll!
Dominanz ist nur die halbe Wahrheit, unermüdliches, konsequentes Üben in den entsprechenden Situationen die Grundlage.

Schreck! Nun ist es ein langes Geschreibsel geworden. Tut mir leid, ich weiß wie mühevoll in einem Forum lange postings zu lesen sind.

Einen wunderschönen, harmonischen Tag mit euren Hunden!
Ute BB

Nochmal an Conny:
Berichte über Hunde, die Nicht-Ridgebacks sind, sind auch in diesem Forum allemal interessanter als der Vereins- und Züchterschlamm!
Hast du Fotos oder Videos von den freilebenden Podengos??
Liebe Grüße,
Ute



[Edited by Ute BB on 11-02-2001 at 20:49 GMT]