Hallo, Markus!
Nein, ich nehme fundierte Kritik weder persönlich noch übel. Und alles nicht schlüssig begründete oder unpassend Formulierte landet früher oder später sowieso als Boomerang beim Absender! Im täglichen Umgang mit Hundebesitzern habe ich ein dickes Fell entwickelt und nehme die Vielfalt der Persönlichkeiten zur Kenntnis. Eigentlich wundert mich garnichts mehr...

So, nun zu den Fakten. Das Buch, das du - zu Recht - erwähnst, ist eine populärwissenschaftliche Auswertung von Forschungsarbeiten, die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen wurden. Damals beschäftigte man sich unter der Leitung von Professor Herre in Kiel mit der Abstammungsfrage des Hundes. Konrad Lorenz hatte die Hypothese aufgestellt, daß einige Hundetypen vom Goldschakal abstammen, andere dagegen vom nordischen Wolf. Diese Hypothese galt es zu testen. Dazu studierte man vergleichend die Anatomie, vor allem Schädel, und auch das Verhaltensrepertoire. Dorit Feddersen-Petersen hat über das Ausdrucksverhalten von Goldschakalen und deren Gefangenschafts-Bastarden mit Hunden (Pudeln) gearbeitet. Mit diesem Thema hat sie auch 1978 promoviert. Damit war aber erst die Hälfte der Arbeit geleistet und folgerichtig begann die Arbeitsgruppe eine identisch angelegte Studie mit Gehege-Wölfen und Hunden (Pudeln). Das Ergebnis dieser brillanten Studie war, daß Konrad Lorenz ohne Bedauern von seiner Goldschakal-Hypothese Abschied nahm.
Die Kieler Arbeitsgruppe hat einen Haushundtyp mit Wolf und Schakal verglichen, um die Abstammungsfrage zu klären und NICHT, weil sie den Wolf für das ideale Modell hundlichen Verhaltens gehalten hat!

Es steht doch überhaupt nicht zur Diskussion, daß der Haushund kein Wolf wäre. Es steht zur Diskussion, daß sich zwischen unseren gezüchteten Haushunden und den freilebenden Wölfen eine große Lücke befindet, über die wir sehr wenig wissen. Es ist Vorsicht angebracht, das Modell Wolf generell über das Verhalten der Haushunde zu stülpen.
Dr. Feddersen-Petersen arbeitet vergleichend auf der „Wolf-Schiene“ weiter; die Basis ist erarbeitet und weshalb sollte sie damit aufhören?! Es ist ganz einfach so, daß auch Biologen irgendwie das Geld für ihre Forschungsprojekte auftreiben müssen. Mit dem Thema Wolf ist man zur Zeit einfach besser beraten als mit dem Thema Dingos oder Pariah-Hunde; in der Forschungsstation in Wolfswinkel, die von Eberhard Trumler gegründet wurde, weiß man ein Lied davon zu singen!

Die „Hundepsychologie“ von Feddersen-Petersen ist ein wichtiges Grundlagenbuch, aber doch keine Alternative zu den von mir gebrachten Literaturvorschlag. „Der Wolf“ von Henryk Okarma ist eine gute Zusammenfassung über Ökologie und Verhalten von Wölfen, darüberhinaus ist es auch neueren Datums. Und wer wirklich wissen möchte, wie Wölfe jagen und was sie wie fressen, wird dort fündig werden. Beide Bücher haben nur einen kleinen Bereich der Überschneidung. Und beide sind sie nicht „aus erster Hand“, weil Sekundärliteratur.
Wer sich angesichts der "Kampfhunde"-Scharmützel näher mit dem Aggressionsverhalten und der Beurteilung von Aggressivität bei Hunden befassen möchte, sollte sich lieber auf ein anderes Buch von Feddersen-Petersen (gemeinsam mit Frauke Ohl) stürzen:" Ausdrucksverhalten beim Hund". Es ist ausführlicher und vor allem frischer (1995).

Außerdem bin ich nach wie vor davon überzeugt, wer sagt „DIE Caniden tun dies und jenes..“, der sollte auch wissen, was Caniden sind. Und dazu habe ich meinen Beitrag geleistet.
Das ist so wie mit der Quantenphysik, du erinnerst dich doch sicherlich noch??!! Damals hattest du betont, daß du Physiker bist, also qualifiziert...

Zu deiner Frage aus einem anderen posting, weshalb Frauen so einen breiten Hintern haben, fällt mir eine Antwort ein:
Frauen haben einen breiten Hintern, damit sie bei der Literatur-Recherche bequem sitzen und damit ausdauernd arbeiten können; das macht sich am Ergebnis bemerkbar. Und ich habe einen verdammt breiten Hintern

Ich hoffe, du nimmst Widerspruch nicht persönlich.

Ute BB