Hallo, Thilo,
so ganz unbekannt ist mir das nicht, was du da so über Charlie schreibst.
Ich hatte gute 11 Jahre Rose an meiner Seite. Rose hatte eine einzige, dafür aber auch wirklich wahre Leidenschaft. Sie war eine Jägerin vor dem Herrn. Frau Waidmannsheil. Das kam auch nicht erst mit 18 Monaten zum Vorschein, das war bereits mit 5 Monaten klar. Nun ist der RR in punkto Jagd ja eigentlich ein Teamarbeiter - wenn Roses Jagdschalter kippte, dann wurde sie zum totalen Einzelgänger. Sie blieb lebenslänglich an Wild immer einen Rest unzuverlässig im Abruf, weshalb sie einfach viel an der Leine blieb.
Ohne Wild war ihr ein Spaziergang sofort langweilig. Für meine Rüden war und ist die Hundezeitung wahnsinnig wichtig - Röschen hat das überhaupt nicht interessiert. Grasbüschel schnuffeln? Höchstens dann, wenn da vorher ein Hase drin gelegen hatte, sicher nicht deshalb, weil da ein Hundeduft war. Auf für sie langweiligen Strecken tippelte sie neben mir her - mit diesem "Wahann sind wir endlich dahaa?"-Blick. Entertainement? Schwierig... Wenn sie es dann super fand (eigentlich eben nur in Anwesenheit von Wild), war ich dauernd unter Strom. Auch schwierig...
Ja, ich kenn das: Du hast einen ganzen Schwung Tobekumpels, alles ist eigentlich superfein, alle Hunde sind miteinander zugange - nur deiner schießt raus und rast Richtung Wald. RR-Treffen mit um die zehn RR, alle sind beim ersten frei miteinander Laufen voll mit sich selbst beschäftigt - deiner ist weg, der findet den Hasen halt spannender als andere Hunde. Wieder eingesammelt ist ihm dann langweilig...
Weil Rose dann doch auch einen Hauch von will to please hatte und Leckers nicht verschmähte, haben wir Obidience ausprobiert. Vergiss es. Mantrailen? Gähn, was interessieren sie Menschen? Verstecken? Gibt es bei uns nicht. Aus Gründen. Ein sicherer Hund weiß, wo du bist, der macht dann einfach das, auf was er gerade Bock hat. Einen unsicheren Hund verunsicherst du noch mehr. Verstecken ist m. E. null zielführend, ich bin verlässlich bei meinen Hunden, als Autorität oder als Fels in der Brandung, je nach Hund. Fährte? Das ging bei Rose nach klassischer Lecker-Art im IPO-Stil ja auch gleich mal gar nicht. IPO heißt jetzt irgendwie anders, ich kann es mir nicht merken. :blink:
Letztendlich hat uns aber genau die Fährte weiter- und vor allem auch als Team zusammengebracht. Aber eben nicht die IPO-Fährte, sondern die Schweißfährte. Wir haben das Glück, über meinen Beruf einige Jäger zu kennen, die uns - wenn sie für ihre Jagdhunde zum Training Echtschweiß legten - dazu eingeladen und uns gleich mittrainiert haben. Rose war soooo gut und vor allem war sie unbeschreiblich glücklich. Sie konnte sich in dem, was ihr wichtig war, ausleben und sich auch richtig beweisen (Stolz ist keine hündische Eigenschaft, aber ich meine, sie war stolz), ihr Jagddampf hatte ein adäquates Ventil und vor allem arbeiteten wir im Team. Wir konnten auch viel mit in den normalen Alltag übernehmen. Ihre Langeweile auf "doofen" Spaziergängen wurde weniger, mein unter Strom sein auf wildreichen Spaziergängen wurde ebenfalls weniger.
Jeder RR hat etwas, über das er zu motivieren ist. Manchmal muss man suchen - und manchmal muss man auch länger suchen. Röschens und meine Lösung muss nicht die eure sein, aber irgendwie findet man etwas. Ich mag an RR vor allem ihre extreme Individualität, sie nötigen einen zu Kreativität. :blink:
Ganz liebe Grüße
Susanne mit Inigo Montoya und Dadaab - und dem Buki, Frau Waidmannsheil Rose und Jazeem al Bakir auf der anderen Seite des Weges