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Thema: Simbi in Not

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    Standard Simbi in Not

    Heute möchte ich hier - neben einer Bitte zum Schluss - Simbis Geschichte erzählen:

    Mitte November entdeckte ich ich auf einem Internetportal, auf dem man buchstäblich alles erwerben kann, das Bild einer kleinen Ridgeback-Hündin.

    Angeboten wurde sie als "Rohdesian Ridgeback, hat Löwen jagt, in Afrika, is freundlich und soll gute Besitzer, Hund muss weg bis 4.12". Dazu eine Handynummer, der Preis betrug 800,-- €. Armes Vieh dachte ich. Ich habe die Sache einige Tage beobachtet. Nach wenigen Tage wurden sie erneut angeboten, für 400,--€. Ich habe dann den Besitzer per mail kontaktiert, auf die Seiten von RR-in Not verwiesen und mich als Ansprechpartnerin angeboten. Keine Reaktion. Nach einigen Tage noch einmal eine Anzeige, diesmal war das Hundchen nur noch 250,-- € wert. Zeit, dort anzurufen. Der Besitzer hatte wirklich Druck, den Hund loszuwerden, aber noch war es nicht gar so eng, als das er zur Abgabe bereit gewesen wäre. Ich habe dann meine Handynummer herausgegeben, zwischenzeitlich Birgit kontaktiert, ob es denn Besitzer für eine kleine Hündin geben könnte. Birgit hat sich die Bilder der Hündin angeguckt, auf einem trug sie unsäglicherweise einen Fez (orientalischer Hut mit Quast) und Birgit brachte es auf den Punkt: Der kleine Hund hat Angst.

    Am 30.11.07 dann der Anruf: Hund musse weg. Gleich. sofort. Nein, nich warten bis morgen. Gleich. Oder nie. Ich bin dann unter der Dusche vor, mit tropfnassen Haaren, mitten im Winter quer durch die Stadt gebraust, eine rote Ampel überfahren. Der verabredete Treffpunkt war ein Internetcafe, vor dem die kleine Hündin angeleint war. Der Besitzer drückte mir eine Plastiktüte mit einem alten Joghurtnapf und Lidl-Futterdosen in die Hand und verabschiedete sich unter Tränen von seinem Hund. Er erzählte mir, er hätte sie von anderen Türken, die noch zwei Hunde in der Garage haben, wollte mir aber nicht sagen wo diese Garage ist. Die Hündin hätte er seit vier Wochen. Sie kann 11 Stunden alleine bleiben. Sie ist nicht geimpft und gechipt, das müsse man erst mit einem Jahr.

    Ich habe die Hündin dann in mein Auto verfrachtet, Tür zu, sie ließ alles gleichgültig geschehen - sie zeigte nicht einmal Anzeichen von Aufregung . Zuhause angekommen ging sie in die Knie und setzte mir einen üblen blutigen Durchfall mitten ins Zimmer. Sie war nicht stubenrein und sie war total verwurmt und hatte zusätzlich ein übles Magen-Darm-Virus. Auch schien sie nicht in der Lage zu sein, zwischen Kot- und Urinabsatz unterscheiden zu können. Was war das?

    Die erste Reaktion die sie zeigte, die überhaupt etwas mit ihr zu tun hatte, war totale Angst vor meinen Händen. Wenn ich die Wohnung nur kurz verließ, dann fiel sie bei meiner Wiederkehr auf die Seite und ließ vor Angst große Mengen Urin. Sobald ich sie alleine ließ, fing sie furchtbar an zu schreien. Zu schreien, nicht zu jaulen. Jaulen hat eine "Heulstrophe", es gibt klare An- und Ablaute. Sie aber schrie in irrsinniger Lautstärke und Höhe ohne erkennbaren Anfang oder ein Ende, sie hörte sich an wie ein riesengroßer Vogel, dass Geschrei war garnicht mehr als hündisches Geräusch zu identifizieren. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht schreit, weil sie nicht alleine sein kann, sondern das sie unter furchtbarem Druck steht, was passiert könnte, wenn ich komme. Aus all dem war zu schließen, dass die Hündin misshandelt worden ist - Tränen beim Abschied hin oder her.

    Nach wenigen Tagen, der erste Bewerber war auf der Bildfläche erschienen, tastete ich eine erbsengroße Erhebung in ihrem Nacken. Kurzes Tasten: eindeutig ein Dermoid Sinus. Mittlerweile war mir auch ein dezentes Hüsteln aufgefallen. Das kannte ich bereits von meinen alten, herzkranken Hunden. Also wieder einmal ein Termin beim Tierarzt - diesmal beim Spezialisten. Es stellte sich heraus, dass sie eine verschleppte Lungenentzündung hatte. Ihre Lungenfunktion war deutlich eingeschränkt, sie hatte Wasser in der Lunge - also Entwässerung und ein Antibiotikum. Bei der Untersuchung des Urins stellte sich heraus, dass ihr Urin blutig war und sie ebenfalls eine uralte Blasenentzündung hatte. Nach der Entwässerung ging es ihr besser, das Antibiotikum schlug an. Allerdings hatte sie immer noch diese seltsamen Störungen beim Urinieren - nervale Ausfallserscheinungen durch den Sinus? Verhaltensstörungen durch die schlimme Behandlung, die ihr zuteil geworden ist?

    So gingen die Wochen ins Land - wem gibt man diesem Hund? Mit seinen Störungen in physischer und psychischer Hinsicht? Alle die in Frage kämen - haben schon einen Problemhund... Und ich? Wie soll ich sie behalten? Im Examensjahr, in dem ich nicht noch mehr arbeiten kann als ohnehin? Schmal besoldet, alleinerziehend. Damit ich nicht ins Grübeln komme, bekam der Hund immer mal wieder eine neue Infektion, immer mal wieder Erbrechen und Durchfall. Der komplette Magen-Darm-Trakt brauchte Wochen um sich zu sanieren. von jetzt auf gleich konnte es passieren, dass sie stöhnend lang auf dem Bauch lag, die Hinterbeine nach hinten wegestreckt, Krämpfe hatte, mit offenem After, aus dem Flüssigkeit sickerte. Ein ziemlich grauenhafter Anblick...

    Nach und nach habe ich das alles in den Griff bekommen. Gut - das Alleinesein noch nicht. Noch nicht perfekt, aber ich arbeite daran.

    Allerdings - und hier gehts nun zu des Pudels Kern - habe ich allergrößte Schwierigkeiten, die Kosten zu bewältigen. Einiges habe ich gestemmt und auch Birgit Linnerth ist bereits beigesprungen, Avima hat für Simbis Sinus-OP gespendet. UBB mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Für die genannte uneigennützige Hilfe möchte ich mich in aller Öffentlichkeit von ganzem Herzen bedanken.

    Die Sinus-OP war aber bezüglich der Kosten jetzt obendrauf zu viel und es kommt noch mehr dazu, sie hat ein riesiges Serom (Wundwasseransammlung) bekommen. Auch steht eine erweiterte Diagnostik ins Haus, da sie immer noch bei kleiner Anstrengung stark hechelt und noch einmal die Lunge und das Herz untersucht werden müssen.

    Ich möchte jetzt die Mitglieder dieses Forums darum bitten, für Simbis OP und Tierarztkosten zu spenden. Birgit Linnerth hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, diese Spenden entgegenzunehmen, damit über einen Dritten ordnungsgemäß abgerechnet werden kann und Bereicherungsvorwürfe keinen Raum finden. Da ich den Spendern auch etwas zurückgeben möchte, biete ich ab einem Spendeneingang von 60,--€ eine homöopathische Behandlung an. Für alle anderen stelle ich einen homöopathischen Erste-Hilfe-Ratgeber zusammen (den ich wahrscheinlich erst nach den schriftlichen Klausuren am 10.07 in Angriff nehmen kann).

    Simbi wird wahrscheinlich nicht so sehr alt werden - ich glaube es lohnt sich trotzdem. Irgendwie schuldet das Leben diesem kleinen Hund noch etwas Spaß...




    P.S. Wir brauchen dringend eine XXL-Gitterbox. Madame schreit nun nicht mehr (jedenfalls meistens nicht), nagt dafür aber wie ein Biber...Falls also jemand so etwas übrig hat - muss ja nicht schön sein - nur funktionell.
    Geändert von Jambear (20.04.2008 um 00:13 Uhr)
    When to perfect, lieber Gott böse.

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