Kurz nach Pepper kam Harry 5jährig zu mir, weil ich mit Pepper so gar nicht zurechtkam. Ein sensibler Appaloosa-Wallach, Nachzucht vom Hengst unseres damaligen Reitlehrers. Er war mein absoluter Traum, vom Wesen, von den Gängen... einfach meiner. Leider hatte er wohl von Anfang an Probleme mit der Hufrolle. Ich konnte ihn nur 2 Jahre wirklich reiten, danach kam ein Marathon an Lahmheiten, Diagnosen und Stallwechseln wegen ruhiger Haltung. Im Nachhinein wurde klar, daß der Reitlehrer mir wissentlich das kranke Pferd verkauft haben muß. Er hat ausgenutzt, daß ich nichts von portablen Röntgengeräten wußte. Die einfache Ankaufuntersuchung war ohne Befund.
Ich habe für Harry sehr lange einen guten Gnadenbrotplatz gesucht, denn die reine Pferdepflege war einfach nicht meins. Er hat auch überhaupt nicht verstanden, warum wir nicht mehr so viel zusammen machen. Er lebt jetzt seit einigen Jahren bei einer jungen Frau, die einmal in der Woche mit ihm eine kleine Runde ins Gelände reitet. Ansonsten steht er mit zwei Kumpels gemütlich auf der Wiese. Ich habe ihn letzten Sommer besucht und fand ihn gut. Zum Glück hat er mich nicht erkannt!
Harry2.jpgHarry.jpg
Im Mai vor zwei Jahren habe ich nach langem Überlegen nochmal den Pferdkauf gewagt. Es kam Hudson, ein 6jähriger Quarterhorse-Wallach. Mit 4 Jahren unreitbar, weil er auf Druck sehr empfindlich reagiert und keine Maschine sein möchte. An ihm haben sich Profi's die Zähne ausgebissen. Massive Aggressivität beim Verladen, böses Bocken und Beißen beim Reiten, Überschläge aus dem Galopp. Zeitweise konnte man nicht mal auf ihn aufsteigen, ohne sofort zu fliegen. Nach einigen Monaten reinem Koppelgang wurde er an einen jungen Mann verkauft, der ihn mit sehr viel Ruhe und Geduld wieder eingeritten hat. Leider verlor er seinen Job und mußte Hudson verkaufen.
Es hat mich einige schlaflose Nächte gekostet, ob ich ein ehemals unreitbares und aggressives Pferd halten kann. Ich bin eigentlich eine eher ängstliche Reiterin. (Im Gegensatz zu meinem Mann.)
Aber ich hatte mich beim Probereiten so wohl gefühlt, daß ich es gewagt habe. Ich habe da einfach auf mein Bauchgefühl gehört und es nicht bereut, auch wenn er mich manchmal deutlich mehr Nerven kostet, als ich habe. Hudson ist wirklich grundgut und will auch unter dem Sattel immer alles richtig machen. Er macht sehr gut mit, wenn wir einer Meinung sind, braucht viel positives Feedback. Ich labere ihn dauernd zu.
Lange Zeit kam es schnell zu Unstimmigkeiten, wenn er etwas tun sollte, was er gerade nicht mochte oder ihm zu anstrengend war. Da wurde er sofort ängstlich und angespannt. Habe ich dann viel Druck gemacht, wurde er sehr schnell wieder heftig. Oft hat es mich meine ganze Überzeugungskraft und auch Gelassenheit gekostet, ihn dann wieder zu beruhigen und irgendwie doch noch das von ihm zu bekommen, was ich ursprünglich wollte. Man muß bei ihm immer Plan B, C und D in der Tasche haben.
Er hat mich zwei Jahre lang täglich Nerven und Kraft gekostet, manchmal mehr als ich hatte. Aber er ist auch gleichzeitig ein ganz tolles, anhängliches, liebes Herzchen gewesen. Wir sind jetzt auf sehr gutem Weg, in ein paar Jahren ein ähnlich vertrauensvolles Team wie Arne und Pepper zu sein.
Wenn es stimmt, daß man immer das Tier bekommt, das man zum Lernen braucht, dann muß mir viel Geduld und Gelassenheit gefehlt haben. Ich liebe ihn!
Hudson2.jpgHudson.jpg
Gruß, Marion


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