Hallo Nachbar,
was ist ein Zweithund... der Ersatz, wenn der erste mal kaputt ist Ich sage deshalb lieber "...unser zweiter Hund..."

Wir haben 2011 unsere Djuma als Welpen bekommen. Sie ist jetzt 28 Monate alt und überrascht uns bis heute mit neuen Entwicklungen. Zuerst lammfromm, dann eher ängstlich mit anderen Hunden, dann mussten alle bespielt werden, danach... nun ja, alles ist gut, bis sie der Ansicht ist, der andere hat mal doof geguckt. Und wehe, der knurrt oder bellt. Dann mutiert das Lämmlein zur Krawallelse. Gestern hat sie dem Haushund eines Restaurants, der sie im Vorübergehen anknurrte und die Zähne zeigte, im Bruchteil einer Sekunde mit der Vorderpfote eine übergebraten, dass dem Hören und Sehen verging. Von der Geräuschkulisse ganz zu schweigen.

Anfangs war der Jagdtrieb auf Null. Leichte Steigerungen waren ab dem 1. Jahr festzustellen, heute bekommt sie rote Ringe in den Augen, wenn Hase oder gar Eichhörnchen fröhlich ihrer Wege laufen. Das ist alles in Arbeit und auf einem guten Weg. Was sollte also noch kommen? Nun, heute morgen wurden wir in unserem Urlaubsdomizil von lautem Schnauben geweckt, unmittelbar gefolgt von einem Donnergrollen, dass in ein paar laute Beller überging. Lösung: Der Bäcker hatte die Brötchentüte an die Haustür gehängt. Danach wurde dann die freundliche Dame angemeldet, die uns neue Handtücher bringen wollte und es angesichts der zarten Stimme hinter der Türe vorzog, die Wäsche auf einem Stuhl vor der Tür zu deponieren. So was kann Dir auch alles blühen. Es muss nicht, aber es kann und glaube mir, dann hast Du reichlich Arbeit.

Wir haben trotzdem einen zweiten Hund. Seit Ostern. Sie heißt Maki, ist 6 Jahre alt und war unser Pflegehund, der für die Vermittlung "fit gemacht" werden sollte. Als sie vermittelt werden sollte, konnten wir uns nicht mehr trennen. Sie verträgt sich mit unseren Katzen, Djuma und sie waren vom ersten Tag an ein Herz und eine Seele, wir konnten also einigermaßen abschätzen, wie die Entwicklung läuft. Wir sind uns bewusst, dass es auch hier vielleicht irgendwann einmal Probleme geben kann. Nur, wir hatten sozusagen eine Testphase, weil Maki "eigentlich" nicht bleiben sollte. Die hast Du nicht. Aber Du hast eine junge, in der Entwicklung befindliche Hündin, die Dir noch etliche Überraschungen und viel Arbeit bescheren kann.

Wir hätten keinen intakten Rüden behalten, da eine Kastration der Hunde für uns nur aus medizinischen Gründen in Betracht kommt. Ich halte nicht viel davon, einen passenden Hund zurechtzuschneiden. Wir hätten eigentlich auch gewartet, bis Djumas Entwicklung abgeschlossen gewesen wäre. Es hat sich anders entwickelt und wir genießen jeden Tag mit unseren Hunden, auch wenn es manchmal etwas stressig ist. Beide Hunde machen nicht doppelt soviel Arbeit wie ein Hund. Es kann aber durchaus vorkommen. Die Kosten sind doppelt so hoch, es sei denn, ein Hund beschließt, nur halb so viel zu fressen wie der andere. Habe ich aber noch nicht erlebt.

Es ist schwierig, Ratschläge zu geben, weil die Hunde durchaus unterschiedliche Charakterzüge haben können. Ich würde immer warten, bis ein Hund in der Endphase der Entwicklung ist. Dann ist einigermaßen abschätzbar, welche größeren oder kleineren Baustellen noch vorhanden sind. Empfehlenswert ist auch ein Gespräch mit dem Hundetrainer, der guckt nämlich nicht durch eine rosarote Brille.

Ich bin ja schon einen Tag älter. Wir haben eine tolle Ridgebackdame als Welpen bekommen und die "Erziehungszeit" mit allen Höhen und Tiefen genossen (bzw. durchleben sie immer noch...). Jetzt haben wir ein Herzblatt als zweiten Hund und haben unendlich viel Freude. Ein dritter Hund wird nicht dazu kommen, aber wenn uns eine unserer Hündinnen verlässt, würde ich wieder einen älteren Nothund aufnehmen.

Ich wünsche Dir, dass Du die richtige Entscheidung triffst, damit Du auch jeden Tag genießen kannst. Manchmal ist es besser, etwas zu warten, damit es so wird, wie man es sich vorstellt.

Liebe Grüße
Guido, niederrheinische Rübensteppe, Heinsberg