Hallo Sandy,
du fragst nach der Motivation zum Töten?
Hunde sind Sammler (Aas, Abfälle) und Jäger. Jagdverhalten besteht ursprünglich aus folgenden Einzelabschnitten:
Suchen - Orientieren - Hetzen - Packen/Festhalten - Töten - Auseinandernehmen - Fressen
Unter natürlichen Lebensbedingungen bedingt eine Sequenz die nächste; ist die Hetze erfolgreich, dann führt sie instinktiv zum Packen, dieses instinktiv zum Töten...
Hunde, die in der "Obhut" des Menschen nach dessen Bedürfnissen gezüchtet werden, zeigen häufig verändertes Jagdverhalten. Einzelne Sequenzen sind schwach oder garnicht mehr ausgeprägt, andere dagegen übermäßig stark. So entstehen auch die rassetypischen, genetisch bedingten Unterschiede zwischen einem Hütehund, einem Retriever und einem Herdenschutzhund!
Jagdverhalten und damit auch die vorhandenen Sequenzen sind innere Motivationen ("Triebe"). Hat ein Hund z.B. eine sehr starke Hetzmotivation, so wird er hetzen gehen, denn anders kann die spezifische Energie nicht "verbrannt" werden.
Und nun kommt es darauf an, ob die beiden nächsten Sequenzen noch mit dem Hetzen und untereinander verlinkt sind. Ist Packen/Festhalten nicht mit Hetzen verlinkt, dann gibt der Hund sich mit der Hetze zufrieden. Besteht die Verbindung aber noch, so wird er packen - ohne großartig darüber nachzudenken, ob er das Stück Wild wirklich braucht.
Besteht die Verbindung zwischen Packen und Töten noch, dann wird er das Tier töten - auch ohne Hunger zu haben.
Innere Motivationen haben nicht unbedingt etwas mit "Bedarf" zu tun, schon garnicht in der künstlichen Welt der Menschen und ihrer Hunde. Ich habe ja auch noch Sex, obwohl ich keine zweibeinigen Kinder mehr möchte. Und essen tue ich oft, auch ohne hungrig zu sein;)
Die usprüngliche Selektion des Rhodesian Ridgeback hatte dafür gesorgt, daß diese Hunde WEHRHAFTES Wild lediglich stellen, aber nicht packen und festhalten. Diese Selektion hat also dafür gesorgt, daß Packen und Töten nicht übermäßig entwickelt werden (wie dies bei vielen Terriern geschehen ist). Mehr nicht.
Von dem Moment an, in dem nicht mehr auf ein bestimmtes "Design" der jagdlichen Sequenzen selektiert wird, nimmt die Variabilität = Vielfalt wieder zu.
Die instinktive Verlinkung von Hetzen - Packen - Töten ist die ursprüngliche Form. In der alten südafrikanischen Population werden diese Hunde seltener gewesen sein. Aber das ist lange her und die Züchter der RASSE Rhodesian Ridgeback kümmern sich nicht mehr um die Jagdsequenzen. Und so haben wir die ganze Palette:
- Rhodesians, die noch nicht mal eine Maus töten können
- Rhodesians, die Rehwild und kleinere Tiere töten, sich aber nicht an Schwarzwild wagen
- Rhodesians, die packen und töten, aber nicht auseinandernehmen können
- Rhodesians, die ALLES, was sich schnell bewegt und von der Größe her ins Beuteschema paßt, verfolgen, packen und töten.
Und zum Ende noch eine Kuriosität: normalerweise sind Packen - Töten - Auseinandernehmen - Fressen miteinander verknüpft. Ich kenne drei Rhodesians, die die Tötungssequenz nicht mehr ausführen (können). Alles klar? Diese Hunde fressen das erbeutete Tier, ohne zuvor getötet zu haben!
JEDE Selektion verändert; sie verändert die Dinge, die bewußt selektiert werden (z.B. so unendlich wichtige Dinge wie das Aussehen des Ridges), sie verändert aber auch im verborgenen. Und so unterschiedlich wie Rhodesians aussehen, so unterschiedlich sind sie auch in den genetischen Grundlagen ihres Verhaltens. Verändern wir Struktur (Körper), so verändern wir auch Verhalten. Gene sind nicht fein säuberlich in Schubkästlein sortiert - hier für das Äußere, dort für das Verhalten. Sie sind untereinander verbunden, sie werden von anderen Genen reguliert, eingeschaltet, ausgeschaltet. Und solange Rassehundezucht darauf basiert, überwiegend Struktur zu selektieren, solange wird unbewußt/unkontrolliert Verhalten selektiert. DAS WICHTIGSTE und SCHÖNSTE am Hund ist zweitrangig geworden. Traurig.
Liebe Grüße,
Ute BB mit den vier Ridgeträgern


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