Hallo, Nicole!
Ich habe zwei RR. Der erste kam vor zehn Jahren im Alter von 18 Wochen zu uns. Wie das Alleinebleiben - trotz ausgeklügter Betreuung zuhause - nicht geklappt hat, habe ich hier vor ein paar Tagen schon mal beschrieben, an dieser Stelle nur kurz: Er wurde aus der Not ganz schnell zu Frauchens ungeplantem Bürobegleithund. Meine damaligen Arbeitgeber können Hunde nicht ausstehen und Hund im Büro war ein No Go, aber irgendwie hab ich wohl intuitiv vermittelt, dass ich in einem potentiellen Streitfall zugunsten des Hundes entscheiden werde. Von da ab war er im Büro der "unauffällige große braune Berg, den ich bitte nicht vergessen soll, wenn ich heimfahre". Es gab Verständnis für Junghunde-Pisi-Pausen und für verschubste Arbeitszeiten - meine Chefs waren damals echt toll und wider Erwarten sehr unterstützend (Danke, Jungs!). Für Buki war die Hauptsache, dass er bei mir ist.
Alleine lassen ging überhaupt nicht. Lange nicht. Buki war bereits gute 2 Jahre alt, als er es selber vorzog und wirklich auch kommunizierte, die drei Stunden vormittags 3-4x/Woche lieber daheim statt im Büro zu verpennen. Seine Prioritätensetzung resultierte aber wohl vornehmlich aus seiner Langschläferleidenschaft und der Autofahrphobie - ich hatte damals einen Arbeitsweg von 23 km. Letztendlich wählte er selbst das für ihn kleinere von zwei Übeln. Nachmittags alleine ging nie, das war immer purer Stress. Abends mal ins Kino ging wieder eher, da hat ihm seine innere Uhr wohl suggeriert, dass man da auch durchaus mal pennen kann. Wir hatten von üblen Verwüstungen bis zu lautstarkem Tumult (inklusive einem Polizeieinsatz - Geschichte für sich...) das volle Programm.
Nach 5 Jahren kam Rose als Welpe dazu. Ich hatte mir Urlaub und Überstunden für 3 Monate angespart. Dazu habe ich mit meinen Chefs vereinbart, dass ich während dieser 3 Monate mindestens 2 Tage die Woche von zuhause aus weiterarbeite (manche Sachen konnten nicht an eine Vertretung abgegeben werden) und nur für kurze Büroaufenthalte ins Büro komme, für die ich für Klein-Rose entweder eine Betreuung in Form von Familienmitgliedern hatte oder Rose mit mir mitgehen konnte. Damit liessen sich die 3 Monate mit meiner vertraglichen 20-Stunden-Woche nochmal wie ein Kaugummi auf doppelte Länge nach hinten rausziehen. In dieser Zeit hatte Rose, die die ersten Wochen schon Krisen bekam, wenn ich nur unter die Dusche ging, so viel an Sicherheit gewonnen, dass sie den Vormittag dann völlig relaxed mit Buki zusammen verpennen konnte.
Seitdem hab ich zwei Hunde, die ich normalerweise (Ausnahmen wie Umstellung durch Umzug oder so gibt es auch) zusammen auch mal alleine lassen kann. Tageszeitunabhängig. Vor 4 Jahren hab ich mich selbständig gemacht und die Hunde sind theoretisch nahezu IMMER bei mir und auch mit in meinem hundekompatiblem Naturwissenschaftler-Außendienst unterwegs. Eine ganz geniale Grundkonstellation, weil du auch noch deinen Lebensunterhalt verdienst, während die Hunde draussen sind. ;-)
Praktisch sieht alles inzwischen anders aus, weil Buki herzkrank ist. Er ist körperlich sehr stark eingeschränkt und unsere Arbeitseinsätze überfordern ihn oftmals, weil zu lange - oder zu weit - oder zu viel - oder Wetter zu warm... Ohne Rose oder menschlichen Sitter kann ich ihn aber nicht alleine zuhause lassen. Er zerstört zwar nix mehr, aber er hat dann ohne Rose immer noch derart Stress (den er körperlich auch absolut nicht mehr verträgt), dass es fast noch schlimmer ist als in der Jungzeit. Sobald ich alleine mit der laufbedürftigen Rose länger als auf ein ganz kurzes Pisi rausgehe und kein Menschensitter da ist, geht der Punk ab und der Bub kollabiert fast vor lauter Stresshecheln.
Mich geht es beizeiten hart an, wenn ich in eigentlich optimalem beruflichem Ambiente in einem Leben unterwegs bin, das ich sukkzessive sehr an die aktiven Pattex-Outdoor-Hunde angepasst habe - und heute oftmals gar kein Hund mehr dabei ist. Der Bub nicht, weil er nicht mehr kann. Und das Mädel nicht, weil der Bub nicht ohne sie alleine bleiben kann. Ich finde es ganz schrecklich, wenn sie draussen nicht dabei sein können, obwohl sie es theoretisch könnten und im Alltag und im Berufsleben alles doch prima passt - bzw. passen könnte...
Meine Ausführungen sollen kein Plädoyer für "Nimm zwei, wenn einer nicht alleine bleiben kann" sein - Gott bewahre! Zwei machen das Leben nicht um die Hälfte leichter, sie binden vor allem dreifach und hebeln damit mathematische Gesetze aus. Nicole, du hattest gefragt, wie andere das machen. Ich hab es so gemacht. Ich denke, ich hab es nach bestem Wissen und Gewissen gemacht und war wirklich von den beruflichen Umständen her oftmals sogar begünstigt. Trotzdem ist es nicht einfach. Meine Hunde bleiben alleine nicht alleine.
Du wolltest wissen, wie andere das handhaben. Nun ja, zumindest mal auch nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt und in Rosa verpackt, auch wenn das manchmal gerne so klingt.
Ganz liebe Grüße
Susanne mit Buki und Rose


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) das volle Programm.

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