Ich blas auch nochmal ins selbe Horn...
Mit meinem Rüden hatte ich anfangs auch noch die Einstellung "je mehr Sozialkontakte, desto besser". Ich hab nicht auf Qualität, sondern auf Quantität geachtet. Alles war ganz toll und easy. Ziemlich genau mit einem Jahr hatten wir dann ein paar qualitativ weniger gute Hundebegegnungen. Die hatten wir genaugenommen davor auch schon, nur war mein Bub jetzt in einem Alter, in dem er seinem Missfallen durchaus auch Ausdruck verleihen konnte. Er hat ganz schnell gemerkt, dass Krawall durchaus Wirkung in seinem Sinne zeigen kann und ich war mit der ganzen Situation erst mal überfordert. Ich wollte doch, dass Buki supersozialverträglich ist, hab andere Hunde nur nach dem Kriterium "muss ein Hund sein" regelrecht gesucht - und nun war er "ganz plötzlich" der Krawallmacker! Ich hab eine ganze Weile gebraucht, um zu kapieren, dass soziale Verträglichkeit nicht aus losgelöstem bunten Hundemiteinander und Spielen besteht. Ich hab gelernt, Hunde besser zu lesen und echtes Spiel zu erkennen - das seltener ist, als man meinen sollte. Der Kerl ist dann doch noch ziemlich sozialverträglich geworden, aber das definiert sich halt auch über ein Tolerieren bzw. Ignorieren können, was Buki nach seiner losgelösten „Hundewiesen-Selbst-Sozialisierung“ des ersten Jahres erst mal (vor allem für mich) ziemlich mühsam lernen musste. Ich hatte da gewaltig versagt. Andere Hunde hatte er im ersten Jahr für sich abgespeichert als ein Ausklinken der Leine, als ein sich selbst überlassen sein (er hat ja so nett gespielt) und als Eigenbehauptung. Auf Knopfdruck bzw. Ansage meinerseits war das nicht mehr einfach abstellbar. Ist es übrigens bis heute nicht zuverlässig - und Buki ist 12 Jahre alt.
Bei meiner Hündin, die später dazukam, war mir die Qualität der Sozialkontakte dann wesentlich wichtiger als die Menge. Wir waren in einer sehr guten Welpengruppe. Bis zum Alter von einem Jahr habe ich die Hundebegegnungen weitestgehend gesteuert - wir haben uns ab und an mit befreundeten Hundehaltern getroffen, deren Hunde ich einschätzen konnte. Fremdhunde und deren Halter, die man nach einem kurzen gegenseitigen Austausch vor einem Hundekontakt halbwegs einsortieren konnte, waren auch okay. Bunt zusammengewürfelte Hundewiesen war für mich in Roses erstem Lebensjahr ein absolutes No Go. Die brauchen wir übrigens auch nach 7 Jahren noch nicht. Wie Suse ganz treffend bemerkt hat, wird mir da auch mit oftmals zu wenig Feingefühl und Hingucken zu viel vermischt – gerade sozial. Ich hab Rose von klein auf beigebracht, bei Konflikten möglichst erst mal zu mir zu kommen (das ließ sich mit den kontrollierten Hundekontakten und unserem Buben auch gut üben) anstatt Zoff zu machen. Sie braucht vornehmlich ihr Frauchen, andere Hunde findet sie in der Regel ziemlich langweilig. Trotzdem ist sie ein sozial sehr sicherer und auch durchaus verträglicher Hund. Obwohl sie so gut wie gar nicht spielt (das wird nur ganz wenigen Auserwählten zuteil). Sie ist im Vergleich zu dem übersozialisierten Buki in punkto Sozialverhalten wirklich easy...
Was ich bei Rose im ersten Jahr an Kontaktkontrolle reingesteckt habe, habe ich üppig verzinst zurückbekommen. Was ich bei Buki im ersten Jahr nicht reingesteckt habe, zahle ich noch heute.
Ja, Kontakte sind durchaus wichtig, gerade im ersten Lebensjahr. Aber die sollten so gestaltet sein, dass ich da mitsteuern und eingreifen kann, wenn oder besser noch, bevor sich was anbahnt. Das ist dann nebenbei auch etwas, was die Bindung des Hundes zu seinem Menschen stärkt - mit dem verbringt er nämlich sein Leben und nicht mit der Hundewiese. Irgendwann ist die Sozialisierung als Prozess auch mal durch. Einen normal aufwachsenden Hund muss man nicht lebenslänglich der Hardcore-Sozialisierung unterziehen. Es widerspricht eigentlich auch dem Artmodell Hund - er ist ein Rudeltier, aber sein Rudel in unserer Gesellschaft und auch in seiner Evolution ist seine zweibeinige Familie, nicht die tobende Hundewiese. Die ist einfach nur eine Ansammlung von Fremdrudeln, die je nach Alter und Gemüt des Hundes für ihn auch zum totalen Stress werden können, den Mensch oft lange gar nicht sieht.
Liebe Grüße
Susanne mit Buki und Rose


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) und als Eigenbehauptung. Auf Knopfdruck bzw. Ansage meinerseits war das nicht mehr einfach abstellbar. Ist es übrigens bis heute nicht zuverlässig - und Buki ist 12 Jahre alt.


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