Zitat von
SaBine
Danke für diesen erfrischenden link - er trifft bei mir einen Nerv, denn darin sind einige der Fragen gestellt, die ich mir seit geraumer Zeit selbst stelle.
Warum lebe ich mit Hunden?
Weil ich sie, mein Leben begleitend, als Bereicherung empfinde und gern mit ihnen lebe. Das könnte sich allerdings ändern, wenn ich nicht aufhöre, mir selbst durch die Lektüre dessen, was man alles noch, und vor allem besser tun könnte, enormen Druck zu bescheren.
Ja, ich lebe mit einem RR - ursprünglich deshalb, weil diese Rasse mir entspricht. Gleich und gleich gesellt sich gern, so einfach ist das. Ich laufe gern lang und ausgiebig durch die Natur, gern auch bergwandernd = Laufhund, da biste richtig! Ich habe eine niedrige Reizschwelle, weshalb mir auf meine menschliche Weise auch nicht allzu viel entgeht, was es mir wiederum erleichtert zu antizipieren, was mein Hund gleich tun wird. Ich gehe Konflikten nicht aus dem Weg, deshalb verstehe ich, dass mein Hund das ähnlich sieht. Ich liege ausserhalb der Aktivitäten gern auf dem Sofa und lese. RRs liegen gern in der Sonne und dösen. Ich bin selbst aus dem Tiefschlaf gerissen innerhalb von Sekundenbruchteilen von Null auf Hundert.
Nun könnten wir also herrlich miteinander leben. Mit Djambo tat ich das auch. Nach den ersten zugegeben zeitweilig turbulenten Erziehungs-Jahren inklusive Pubertel-Allüren und diversen Ringkämpfen, die ich erfreulicherweise zu meinen Gunsten beenden konnte, war zwischen uns alles geregelt. Wir liefen herrliche Touren. Wir pooften zufrieden nebeneinander auf dem Sofa. Wir tollten, spielten, knuffelten. Alles war gut.
Dann häufte sich die anspruchsvolle Hundehalter-Lektüre. Ich las periodisch in diesem Forum, und manchmal gab ich gar selbst meinen Senf dazu. Ich las über Flyball und Dogdancing, Trickdogging, Linecoursing, Obedience, Agility, Mantrailing, und dachte mir: Hmm... was bietest DU denn Deinem Hund verglichen mit all diesen Geschichten?
Tja, und damit fing der Stress dann an, der das Leben mit Hund ehrlich gesagt zunehmend vergiftet. Mein Leben besteht nämlich nicht daraus, es nach den möglichen Spassinseln von Herrn Hund zu durchforsten, und diese zu erobern. Mein Leben ist mein Leben, es stellt gewisse Anforderungen an mich, und mein Hund sollte da hinein passen. Bis vor wenigen Jahren bedeutete das: Nimm Dir täglich ca. 3 Stunden Zeit, verbringe diese laufend und arbeitend mit Deinem Hund im Wald, und alles ist gut.
Heute nagt die Frage: Gut? Ist es das?
Und nein, das ist kein schönes Gefühl. Es fühlt sich defizitär an. Energisch schüttle ich mich selbst durch, und setze mir STOPPS gegen diese und ähnliche Grübeleien. Mein Leben mag nicht durchsetzt sein mit hunderterlei Aktivitäten, die speziell auf den Dackel zugeschnitten sind. Aber es ist ein Leben, in dem er Raum findet, Aufmerksamkeit, Liebe, ausreichend Zeit, Bewegung und Zuwendung, und nebenbei alles, was er zu seinem leiblichen Wohl braucht.
Ich möchte nach wie vor nichts anderes als: mein Leben, so wie es ist, mit Hunden teilen, ohne daraus ein Hundeunterhaltungsprogramm machen zu müssen.
So.
Und nun könnt Ihr mich hauen.
Dezent genervte Grüsse
SaBine