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Thema: Erziehung contra Instinkte

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  1. #1
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    Avatar von HeikeCR
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von Chappyxxs Beitrag anzeigen
    Jagd-, Sexual-, Rudel-, Territorialinstinkt.
    Die vier bilden eine Einheit und sind unterschiedlich stark ausgeprägt, je nach Rasse. Der Sinn ist die Sicherung des Überlebens und damit beeinflussen sie das Verhalten deutlich und jederzeit. Gegen sie anarbeiten kann man m.E. nicht, höchstens kanalisieren, um Kompatibilität mit der menschlichen Gesellschaft zu erreichen.
    Damit gehe ich absolut konform.
    Vielleicht mal kurze Erklärung, wie ich auf das Thema gekommen bin. Costa Rica hat wohl ebensoviele Hunde wie Einwohner. Ich kenne eigentlich niemanden, der keine Hunde (in der Mehrzahl) hat. Einheimische sehen das Zusammenleben mit Hunden allerdings deutlich anders (wesentlich archaischer) als unsereins. Hunde "haben" heißt, eine Decke vor die Haustür legen als Lager und abends die Essensreste rausstellen. Das wars. Tagsüber sind die Hunde mit auf den Feldern oder eben auf der Straße. Nachts liegen diese Hunde vor dem Haus oder sie ziehen in Rudeln bis zu 15 Hunden auf die Jagd durch die Plantagen.
    Bindung, Erziehung, gemeinsame Freizeitgestaltung - Fehlanzeige. Mein (nebenbei ausgezeichneter) Tierarzt gehört zu den vielen TAs hier, die Hunde auch kostenlos behandeln, wenn das Geld fehlt und hat deswegen auch viele dieser Hunde in Behandlung.
    Vor einigen Tagen kam ich mit ihm ins Gespräch über Beißattacken und er stellte fest, daß bislang alle von ihm behandelten Hunde, die in Beißerein verwickelt waren, aus sogenannten "Gringo-Haushalten" stammten, also von Ausländern, die Hundehaltung so praktizieren, wie wir das tun (Familienbindung, Erziehung etc.). Die Hunde, die mit Ticos leben, hätten möglicherweise durch ihre freiere Lebensweise ohne die permanente Beeinflussung durch die Besitzer ein wesentlich geringeres Aggressionspotenzial und wären wesentlich sozialer. Anders könne er es sich nicht erklären.
    Da hat mich nachdenklich gemacht. Und tatsächlich habe ich noch nie eine Beißerei hier gesehen, rennen Kinder und Hunde durcheinander, sind Hunde generell und unkompliziert überall dabei, ohne je Halsband oder Leine kennengelernt zu haben.
    Ich erzähle das mal ganz wertfrei.
    Aber könnte da nicht doch ein Fitzel Wahrheit dran sein? Zwingen wir unsere Hunde nicht doch in das Korsett unserer Lebensweise, indem wir ihre ganz natürlichen Instinkte, Triebe oder wie immer wir das nennen wollen, systematisch aberziehen? So nach dem Motto: Mein Reich komme, mein Wille geschehe? ICH bin die Bezugsperson für meinen Hund, ICH bestimme, was er darf und was nicht, ICH gestalte sein Leben. Damit will ich nicht sagen, daß das zwangsläufig falsch ist (wie gesagt, in einer menschgemachten Gesellschaft ist das kaum anders möglich) aber könnte diese Focussierung nicht auch Auslöser sein dafür, daß Hunde eben ihre natürlichen Instinkte verlieren und dann eben die hinlänglich bekannten "Fehlfunktionen" haben?
    Das Thema Jagd ist ja schon ausufernd diskutiert worden. Was den Sexualtrieb angeht, da bestimmt der Mensch, wer mit wem darf und wer nicht (zwangsläufig und richtig). Das Rudel Gleichgesinnter haben wir durch Familie ersetzt und damit auch die Dynamik eines Rudels durch statische Strukturen ersetzt. Das Territorialbewußtsein beeinflussen wir auch maßgeblich: den Einbrecher darf man anbellen (beißen auch?), den eingeladenen Besuch aber nicht.
    Zugegeben, Hunde sind extrem lernfähig und lernwillig und Meister der Anpassung, aber manchmal denke ich, daß diese geballte Intension, die wir in unsere Hunde stecken, dieser permanente Anspruch auch ein Zacken zuviel sein kann.

    Was Kerstin (nothle) geschrieben hat, finde ich auch sehr richtig.
    Heute haben wir mitunter auch das Problem, dass die falschen Rassen mit den falschen Erwartungen gewählt werden weil wir im Grunde keinen wirklichen Bedarf an einem Hund haben, der einen Job erledigt und uns dabei hilft die Brötchen (Braten) auf den Tisch zu bekommen.
    Schönen Abend noch (ach nee, bei Euch ist ja schon Morgen )
    LG
    Heike
    Man muß oft erst nachdenken, worüber man sich freut, aber man weiß immer, worüber man traurig ist...

  2. #2
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Moin Herzilein,

    das, was Du da im Tenor beschreibst, ist ganz genau das, was der geunde Hund an sich für sich wählen würde.

    Alle Vorteile ausnutzen und so wenig wie möglich seiner Freiheit einbüßen - eine Allianz auf Gegnseitigkeit. Könnten alle Hunde wählen, ob sie freiwillig das gemütliche Heim mit Rundumsorglospaket nutzen oder die Freiheit wählen könnten?

    Dann hätten nur ernsthaft zuverlässige und völlig kompromisslose Menschen Hunde. Denn das, was uns Menschen (aus Erfahrung) gut, sicher und erprobt erscheint. ist für keinen entscheidungsfreien Hund nachvollziehbar. Die Anreize, die einem gesunden Hund in unserer heutigen Zeit verbleiben sind und geboten werden, haben nichts mehr mit seiner Ursprünglichkeit gemein.

    Nicht wir Menschen haben uns angepasst an die Bedürfnise des Hundes. Nein, wir haben uns Hunde geschaffen (oder schaffen lassen), die unserem Ideal entsprechen. Je ursprünglicher ein Hund ist, desto länger muss er in die 'Hundeschule'. Alle Urinstinkte werden zu unserem Vorteil 'wegerzogen'. Charakterstarke Tiere, die in freier Wildbahn Leithunde hätten sein können, haben es besonders schwer und gelten bei ausgeprägter Natürlichkeit als 'schwierig', 'problematisch', 'nicht therapierbar' etc.

    Weil genau die angeborenen Verhaltensmuster nicht integrierbar in unser heutiges Leben sind. Nicht die Hunde sind schwierig, sie werden in eine für sie schwierige Situation hineingeboren. Von vornherein entmündigt und auf Stofftiercharakter reduziert. Funktional angepasst an unsere heutigen Anforderungen: Anwesend, aber integierbar und nicht störend oder auffällig. Auf Knopfdruck programmierbar - konditioniert genannt. Der Hund, der hier versagt, weil er zu ursprünglich ist, hat einen langen, ergebnislosen Leidensweg vor sich - bis er irgendwann letztendlich so 'kaputterzogen' ist, dass er unseren heutigen Erwarturtungen entspricht und so zuverlässig abrufbar funktioniert wie ein Toaster - knusprig, aber nicht verbrannt.

    Und das allles im Namen der Liebe zum Tier...
    HeikeCR, Xelunja and Kheelo like this.

  3. #3
    letum non omia finit Avatar von Chappyxxs
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von HeikeCR Beitrag anzeigen
    (...) daß bislang alle von ihm behandelten Hunde, die in Beißerein verwickelt waren, aus sogenannten "Gringo-Haushalten" stammten, also von Ausländern, die Hundehaltung so praktizieren, wie wir das tun (Familienbindung, Erziehung etc.). Die Hunde, die mit Ticos leben, hätten möglicherweise durch ihre freiere Lebensweise ohne die permanente Beeinflussung durch die Besitzer ein wesentlich geringeres Aggressionspotenzial und wären wesentlich sozialer. Anders könne er es sich nicht erklären. (...)
    DAS finde ich ja interessant! Sozusagen eine "Feldstudie".
    Das würde aber bedeuten, dass wir innerhalb einer Generation (oder eines Lebens) "Instinkte" "ab"erziehen. Das glaube ich nicht.
    Vor allem wenn ich sehe, dass mancherorts gern gesehen wäre, dass z.B. der Jagdinstinkt rausgezüchtet wurde, aber selbst über Jahrzehnte oder viele Generationen das anscheinend nicht möglich war.
    Da liegt doch dann der Schluss näher, dass "wir" eher Einfluss auf das einzelne Individuum, "unseren" Hund, nehmen - und ihn u.U. zu einem "Soziallegastheniker", Raufbold oder was auch immer machen...?

    Ich denke schon, dass die Separation eines Hundes von anderen Hunden und Ersatz des natürlichen Rudels durch eine "fremdsprachige" Menschengruppe einen Hund sozial isoliert. Er wird sicherlich Kommunikationsmodule verlieren, die wir ihm einfach nicht vermitteln können. Ich frage mich auch, inwieweit die Versorgungsfrage eine Rolle spielt. Interessant wäre ja mal zu erfahren, worum es in diesen Beißereien ging. Ich assoziiere irgendwie, dass der Mensch dabei eine Rolle spielen könnte - sprich Ressourcenverteidigung etc.?
    Außerdem wird ein sich selbst überlassenes Rudel viel eher Ruhe in der Gruppendynamik haben als eine Hundegruppe, die durch einen Menschen "moderiert" wird.
    Geändert von Chappyxxs (25.07.2011 um 15:23 Uhr)
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  4. #4
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    Avatar von HeikeCR
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von Chappyxxs Beitrag anzeigen
    Interessant wäre ja mal zu erfahren, worum es in diesen Beißereien ging. Ich assoziiere irgendwie, dass der Mensch dabei eine Rolle spielen könnte - sprich Ressourcenverteidigung etc.?
    Soviel ich weiß, ja. Das ist ähnlich wie auch Johanna es geschildert hat. Hauptgrund wird wohl die Ressourcenverteidigung sein, also Schutz des Territoriums oder des Menschen. Es gibt hier oft Zeitungsmeldungen, daß Einbrecher von Hunden attackiert oder auch schon getötet worden sind.
    Wenn ich hier durch das Dorf laufe, so haben die meisten Häuser keine umzäunten Gärten und die Hunde laufen frei rum, holen sich Streicheleinheiten oder werden weggescheucht. Sie haben ein deutliches Zugehörigkeitsgefühl zu den Menschen, die sich um sie kümmern, sind aber auch unkompliziert zu jedem, der nett zu ihnen ist.
    Die einzigen Keifer und Zähnefletscher sind die Hunde, die hinter Gartenzäunen rumturnen. Nur ganz gelegentlich sieht man hier jemanden mit einem Hund an der Leine gehen und da wird dann auch reichlich gepöbelt (seitens des Hundes ).
    Ist schon interessant.
    LG
    Heike
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  5. #5
    Jackal
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von HeikeCR Beitrag anzeigen
    Vor einigen Tagen kam ich mit ihm ins Gespräch über Beißattacken und er stellte fest, daß bislang alle von ihm behandelten Hunde, die in Beißerein verwickelt waren, aus sogenannten "Gringo-Haushalten" stammten, also von Ausländern, die Hundehaltung so praktizieren, wie wir das tun (Familienbindung, Erziehung etc.). Die Hunde, die mit Ticos leben, hätten möglicherweise durch ihre freiere Lebensweise ohne die permanente Beeinflussung durch die Besitzer ein wesentlich geringeres Aggressionspotenzial und wären wesentlich sozialer. Anders könne er es sich nicht erklären.
    Heike, das war bei uns hier auch immer mal wieder Thema in letzter Zeit - witzig, dass Du gerade jetzt darüber schreibst.
    Hier sieht es ähnlich aus: Beißvorfälle mit den - ich nenn's mal "halbwilden" - Township/Settlement-Hunden gibt es quasi nicht.

    Alle mir bekannten Beißereien (auch so von unserem TA bestätigt) gingen von Haus/Hofhunden aus - zumeist von den scharfen Wachhunden. Der Klassiker hier ist, dass ein Wachhund aus irgendeinem Grund von seinem Grundstück herunterkommt und den nächst-besten Hund zusammen beißt. Neben den richtigen Wachhunden, die ihr Grundstück meist nur selten oder gar nicht verlassen, haben die meisten Leute Hunde, die zwar auch bellen/aufpassen sollen, aber eben keine scharfen/ausgebildeten Wachhunde sind.
    Ich hatte schon mal an anderer Stelle darüber geschrieben, hierbei ist auch Mehrhundehaltung sehr normal - oft 3 bis 6 Hunde, meist gemischter Rassen von groß bis klein, dazu eben die halbwilden Township Hunde, denen man regelmäßig begegnet - die meisten Hunde sind deshalb(?) sehr gut sozialisiert. Sie hören allerdings sehr häufig null - und das ist hier wirklich zunehmend ein Problem, weil wir uns eben nicht im südafrikanischen Hinterland oder in der Wildnis Costa Ricas befinden, sondern im Einzugsgebiet einer westlich geprägten Großstadt mit sehr viel Verkehr, Menschen etc. Sicherlich haben Hunde auch hier noch mehr Freiheiten als in den meisten Gegenden Deutschlands, aber eben auch nicht so, wie in den rural areas.

  6. #6
    BamBam, Hellboy & Sonny Avatar von Stefanie R.
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von HeikeCR Beitrag anzeigen
    Vor einigen Tagen kam ich mit ihm ins Gespräch über Beißattacken und er stellte fest, daß bislang alle von ihm behandelten Hunde, die in Beißerein verwickelt waren, aus sogenannten "Gringo-Haushalten" stammten, also von Ausländern, die Hundehaltung so praktizieren, wie wir das tun (Familienbindung, Erziehung etc.). Die Hunde, die mit Ticos leben, hätten möglicherweise durch ihre freiere Lebensweise ohne die permanente Beeinflussung durch die Besitzer ein wesentlich geringeres Aggressionspotenzial und wären wesentlich sozialer. Anders könne er es sich nicht erklären.
    Ich hätte eher erwartet, dass der Einfluss des Halters in der konkreten Situation dazu führt, dass die Hunde ihr hündisches Verhalten nicht zeigen dürfen und es deshalb zu Beißereien kommt. Aber wenn sie sich sogar vom Grundstück aus ohne Einwirkung des Besitzers fremde Hunde krallen, kanns daran ja nicht liegen.

    Viele Grüße,
    Stefanie mit BamBam
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  7. #7
    letum non omia finit Avatar von Chappyxxs
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Doch, wenn das Aufwachsem beim Menschen, die Erziehung durch uns oder die isoliertere Haltung (sprich der Hund ist nicht mehr in einem Rudel integriert, das unter sich agiert) grundlegende Verhaltensänderungen hervorruft.
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  8. #8
    katzenlene
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von Chappyxxs Beitrag anzeigen
    Doch, wenn das Aufwachsem beim Menschen, die Erziehung durch uns oder die isoliertere Haltung (sprich der Hund ist nicht mehr in einem Rudel integriert, das unter sich agiert) grundlegende Verhaltensänderungen hervorruft.
    Ich lese die ganze Zeit total fasziniert mit. Ich habe mir, ehrlich gesagt, auch noch keine Gedanken darüber gemacht, ob ich bei meinen Hunden durch meine Erziehung gravierende Verhaltensänderungen hervorgerufen habe.*
    Noch, habe ich das Gefühl, dass wir ein gemeinsam agierendes Rudel sind.*
    Ich werde weiterlesen. Es ist hochinteressant. Das meine ich ganz ehrlich. (muss man ja mittlerweile dazuschreiben)
    Marlene
    Geändert von katzenlene (25.07.2011 um 22:27 Uhr) Grund: Satzzeichen gefehlt
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  9. #9
    letum non omia finit Avatar von Chappyxxs
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Ich finds auch total (!) interessant und erweitere meinen gedanklichen Radius gerade ganz vorsichtig...
    Dabei tapse ich aber noch ziemlich im Dunkeln - auch aufgrund mangelnden Fachwissens in dem Bereich.

    Wir sind auch keine zusammen agierenden Rudel. Auch wenn wir Menschen oft der irrigen Meinung erliegen, dass wir den Hunden da so eine Art Ersatz anbieten können, wenn wir uns nur genug bemühen.

    Wenn ich meinen Sam mit dem Ridgeback meiner Freundin sehe, kommen mir regelmäßig Zweifel, ob das richtig ist, Sam allein zu halten.
    Nach Chaps Tod halte ich zum ersten Mal einen Hund allein. Sam blüht total auf, wenn er Casper trifft (obwohl wir ja auch sonst Hundekontakte haben), außerdem scheint er "den RR in Casper" zu schätzen. Mit anderen Hunden spielt er "anders". Reservierter. sozusagen "übersetzter".
    Ist das bei Euren auch so?
    Sam ist drei. Casper 8 Monate alt und ein rechter Pöbel. Wenn die spielen, toben oder einfach nur zusammen abhängen und sonnenbaden, denke ich immer:
    "Das kann ich als Mensch nie leisten, was die zwei sich gegenseitig geben."
    Zusäztlich leistet Sam auf eine nachsichtige, gelassene Art ganz andere Erziehungsarbeit an dem Jungspund als wir.
    Er muss wesentlich weniger Aufwand betreiben, um Dinge glasklar zu vermitteln.
    Er ist unglaublich nachsichtig. Souverän. Für mich auf eine ganz stille, unauffällige Art, einfach durch Körpersprache, sich wegdrehen oder Ignorieren lästigen Verhaltens.
    Wir imitieren das in unserer Erziehung - oder versuchen es - aber es gelingt längst nicht so punktgenau.
    Auch hat sich Sams Verhalten in den letzten Monaten langsam aber deutlich verändert - es ist dem jeweiligen Alter des "Novizen" angepaßt. Aber immer ruhig und überlegen.
    Wir hingegen merken oft gar nicht, wann es Zeit ist, eine andere "Gangart" anzuschlagen.

    Wir Menschen sprechen einfach nicht "ihre" Sprache. So sehr wir uns auch bemühen. Und wir sind auch körperlich nicht in der Lage, das zu leisten, was Hunde durch Spiel, Kräftmessen, Sozialkontakte, taktile Reize, Körperpflege etc. sich gegenseitig geben können.
    Das ist sicher ein großes Problem. Allerdings wars mir vor dem Faden hier nicht so klar.

    Und ich frage mich gerade allen Ernstes, was es ist? Es kann doch nicht nur das Futter oder der Schlafplatz sein?
    Was geben wir ihnen, dass sie sich so bedingungslos an uns binden...?
    Und würden sie uns zugunsten anderer Hunde verlassen, wenn wir sie gehen ließen?
    Mathuni likes this.
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  10. #10
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    Standard AW: Erziehung contra Instinkte

    Zitat Zitat von Chappyxxs Beitrag anzeigen
    Und ich frage mich gerade allen Ernstes, was es ist? Es kann doch nicht nur das Futter oder der Schlafplatz sein?
    Was geben wir ihnen, dass sie sich so bedingungslos an uns binden...?
    Und würden sie uns zugunsten anderer Hunde verlassen, wenn wir sie gehen ließen?
    Ich denke, was die Bindung maßgeblich ausmacht, ist das Sicherheitsgefühl, das wir unseren Hunden geben. Im Zusammenschluß aller Instinkte heißt das übergeordnete Gefühl letztlich immer: Überleben, bestmöglich. Und da haben wir in der modernen Welt natürlich die Trümpfe in der Hand.
    Da unterscheiden sich auch (pauschlisiert) Tiere nicht von Menschen. Auch wir suchen soziale Gefüge, die uns Sicherheit für ein möglichst sorgenfreies Leben ermöglichen.
    Bei Hunden entscheidet da wohl auch maßgeblich die Situation, in die sie hineingeboren werden und die Erfahrungen, die sie mit dieser Lebenssituation dann machen. Sie sind Meister im Anpassen und arrangieren sich. Und genau setzt dann auch unsere Verantwortung ein. Aber es gibt sicher Schlüsselsituationen, wo das "Relais" eben gemäß Naturell und nicht gemäß Erziehung klickt. Das ist individuell unterschiedlich. Deshalb gibt es wohl auch DAS allgemeingültige Erziehungskonzept nicht.
    Viele meiner Freunde hier haben Straßenhunde adoptiert, fast immer in der Mehrzahl. Keiner von diesen Hunden ist je wieder abgehauen, auch wenn das Grundstück offen ist, gelegentliche Kurz-Ausflüge zu den alten Kumpels mal ausgenommen. Aber das ist hier üblich, gewollt und auch erlaubt. Übrigens ist auch keiner von denen ein ernstzunehmender Wachhund geworden. Das kenne ich aus Deutschland merkwürdigerweise anders. Ich habe zwei Freundinnen, die Hunde aus Griechenland bzw. Rumänien adoptiert haben. Beide Hunde haben einen ausgeprägten Schutztrieb entwickelt und sind sehr anhänglich.
    Ich bin noch am Grübeln, was denn so unterschiedlich an diesen Situationen ist, warum die Hunde so unterschiedlich reagieren. Der einzige gravierende Unterschied, der mir einfällt, ist, daß man in Europa zwangsläufig mehr in geschlossenen Räumen lebt, also auch räumlich enger zusammenrückt. Hier spielt sich das Leben fast ausschließlich im Freien ab. Klingt irgendwie spinnert...ich weiß .
    Jemand 'ne Idee?
    LG
    Heike
    Man muß oft erst nachdenken, worüber man sich freut, aber man weiß immer, worüber man traurig ist...

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