Zitat Zitat von galathee Beitrag anzeigen
Hallo Suse,
lass mich das etwas ausführlicher erklären, denn mein Statement war kurz und nicht so ganz klar. Also neuer Versuch.

Ja, RR sind Jagdhunde und sollen ihren Jagdtrieb auch behalten. Aber nicht jeder RR landet in Jägerhand und viele 'normale Hundebesitzer' können so richtig ins Schwitzen geraten, wenn sie einen SEHR jagdambitionierten Hund führen. Es geht bei Mathuni-Suse um die Kontrollierbarkeit dieses Jagdtriebes. Und da sind unsere braunen Freunde durchaus verschieden.

Mein Lion stammt aus einer Arbeitslinie und hat ganz viel Jagdtrieb, der aber nach viel Arbeit und mit viel Voraussicht im Gelände recht gut kontrollierbar ist. Es gibt aber auch Exemplare, die man nicht kontrollierbar bekommt und die somit ein Leben weitgehend an der Schlepp fristen müssen. Rose gehört, so wie ich es verstanden habe, zu dieser 'schwierigen Fraktion' (Mathuni, bitte korrigiere ggfls, will nichts falsches schreiben).

Klar kann man argumentieren, dass jeder Hund kontrollierbar gemacht werden kann. Die Frage ist dann nur, welche Käufer übrigbleiben, die dies umsetzen können / wollen. Und da bei dem Zuchtversuch schon genügend andere Anforderungen an die potentiellen Käufer gestellt werden, ist dies ein zusätzlicher Faktor, der die Auswahl der Welpenkäufer einschränken würde.
Sorry, dass ich mich solange nicht gemeldet habe. Ich zitiere Karin, weil das eben meinen Punkt darstellt.

Ich weiß nicht, wie ich das verdeutlichen kann, was an einer Rose so dranhängt. Ich war heute lange alleine mit ihr im Schnee unterwegs, weil Buki wegen Rückenzipperlein so gar nicht mitwollte. Wir haben der Leine "Winke!" gesagt und waren teilentspannt unterwegs. Sie war immer teilangespannt, weil da ja noch Grashalme und Krähen zu sehen waren und ich war teilentspannt, weil ich sie permanent lesen musste und ihr immer die magischen Wörter "Grashalm!" und "Vogel!" einflüstern musste. Dass Rose überhaupt offline laufen kann, ohne in irgendwelchen Düften versunken abzurauschen, hat 18 Monate Schleppleine bedeutet. Und selbst nach denen muss ich immer noch im (nach wie vor seltenen) Offline-Modus zu 100% geistig da sein und sehr zeitnah reagieren. Das ist schlichtweg anstrengend. Das ist unbeschreiblich anstrengend!

Anstrengend ist auch das Unverständnis anderer Hundehalter, mit denen man läuft. "Ach, lass sie doch! Sie muss sich mal austoben und mit meinem Hund spielen!" Nein, muss sie nicht. Sie will gar nicht mit anderen Hunden spielen und sie will nicht toben. Das langweilt sie nach einer Minute und sie geht lieber auf Beute. Ich hab das Erklären manchmal so satt - ehrlich gesagt. Da muss man psychologisch auch erst mal durch und solche Hunde grenzen sozial wirklich aus - mehr, als die kurzfristigen Leinenpöbler. Mit dem vermeintlichen Proll-Buki kann ich besser auf RR-Wanderungen als mit Rose. Mit Buki muss ich nur durch die ersten zwei Minuten durchkommen - danach ist alles easy. Mit Rose geht es nach 2 Minuten erst los - und das über Stunden.

Mein Highlight war übrigens der völlig unverständige Besuch, dem ich bei der Waldwanderung erklärte, warum mein Hund im Gegensatz zu seinem keinen Stock in das Unterholz geworfen bekommt. Ich bin sooooo stolz auf meinen Buki, der das Kommando "Weg!" als göttlichen Spruch akzeptiert und eben nicht vom Waldweg runtergeht - entgegen aller inneren Neigungen - und sogar das Rosenkind fängt an, das Kommando zu akzeptieren. Ich fand es unsäglich kontraproduktiv, trotz Ansage und Erklärung meinerseits weiterhin "Beute" dahin zu werfen, wo meine beiden eben nicht hinsollen. Solche sozialen Kleinigkeiten muss man dann auch erst mal abkönnen... Ich kann es nicht, ehrlich gesagt.

Rose ist eigentlich ein Traummädchen. Sie ist auf "Liiiiiinalotte" oder "Wulliwulli" sofort und blitzschnell bei mir. Sie ist ein extrem menschbezogener Hund. Sie ist sozialkompatibel. Mit ihr laufe ich mit Minimalkommunikation unangeleint durch die Innenstadt. Aber alles ist nichts gegen jagdbares lebend Tier. Ich kann mit ihr schlecht trainieren, weil es nichts zwischen Mamakind und Killermaschine gibt. Sie kennt keine Abstufungen, bei denen man ansetzen könnte. Sie ist entweder so oder so. Was soll ich einem Mamakind noch an Bindung nahebringen? Und wie bremse ich eine losgelöste Jagdmaschine? Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich bereits in der Hardcore-Jägerszene unterwegs war wegen der Konditionierung des "Downs". Ich habe einen unbenutzten Stachler hier liegen und mir viele theoretische Trainingseinheiten reingezogen. Ich kann es nicht und will es nicht, weil ich das halt auch nicht bin. Und so schlagen wir uns mit Wattebausch mehr schlecht als recht durch den Alltag und ich hoffe, dennoch irgendwann am Sankt Nimmerleinstag ans Ziel zu kommen. Aber so einen ultimativen Negativ-Starkzwang pack ich nicht und will das auch nicht für meine Hunde.

Ich würde soooooo gerne sorglos mit meinen unangeleinten Hunden in den Sonnenuntergang spazieren. Zumindest mit Rose geht das bislang nicht - und vielleicht geht das auch nie. So what? Für mich ist das beizeiten belastend, weil es keinen lockeren Umgang damit gibt. Ich entspann mich aber wieder, wenn ich mit ihr gezielte Nasenarbeit mache und erlebe, was für ein Arbeitstier sie ist, wenn ich "Beute" sage. Ich hab nur eine Möglichkeiten bei ihr: Mit dem, was ich vorgebe, immer spannender als die Umwelt zu sein. Das ist beizeiten echt hart. Und von kindchenschema-welpengeblendeten Leuten auf Dauer echt nicht als Lebensgrundeinstellung abzuverlangen *find*.

Ja, es sind Jagdhunde. Und mit echten Jagdhunden ist es nicht immer leicht umzugehen.

LG

Susanne