Der Boerboel hat Charaktereigenschaften, die ihn – auch wenn das Freunde und Halter der Rasse ungerne hören – als Begleithund in dicht besiedelten Gebieten vollkommen unbrauchbar machen. Unbrauchbar in dem Sinne, dass er seine angeborenen Veranlagungen nicht ausleben kann. Tut er das doch, so kommen Hund und Halter unweigerlich in Teufels Küche. Der Boerboel ist reaktionsschnell und als sehr territorialer Wach- und Schutzhund gewohnt, eigenständig zu handeln. Er nimmt kleinste Veränderungen in seinem Revier wahr und handelt entsprechend – wird eine Veränderung als Gefahr interpretiert, dann wird der Boerboel versuchen, die Gefahr zu beseitigen. Genau dafür wurde er gezüchtet. Dieses Verhalten verstärkt sich in der Dunkelheit noch beträchtlich. Darüber hinaus sind Boerboels tendenziell nicht sehr verträglich mit Artgenossen – vor allem Rüden. Nicht sehr verträglich heißt im Falle eines Boerboels: Aggressiv. Engagierte und verantwortungsvolle Züchter betonen, dass ein Boerboel auch bei konsequenter und artgerechter Erziehung nicht immer zuverlässig abrufbar sei – sprich: Er gehorcht nicht immer. Nämlich dann nicht, wenn er der Meinung ist, eine Gefahr erkannt zu haben, die es zu beseitigen gilt. Also: Boerboels sind tolle Hunde – auf einem riesigen Gelände, das es zu bewachen gilt – in Südafrika auf einer Farm… aber ganz sicher nicht in der Stadt.
Das Traurige: Diese Eigenschaften machen den Boerboel so einzigartig – im richtigen Umfeld. Aber genau die selben Eigenschaften sind offenbar für gewisse Typen von Hundehaltern so reizvoll. Tatsächlich eignet sich der Boerboel hervorragend, um mangelndes Selbstbewusstsein zu überdecken, aber nur kurzfristig: Der Hund ist nicht blöd: Wer sich einen Boerboel anschafft, um bei anderen Angst und Schrecken zu verbreiten, dem fällt das mit Sicherheit über kurz oder lang – eher über kurz – auf die Füße. Leider zum Schaden des Hundes, der im besten Fall dann im Tierheim landet.
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