Auch wenn ich jetzt vielleicht Forumskloppe beziehen werde, erzähle ich mal von unseren beiden Monstern,
Wurfgeschwister, inzwischen fünfeinhalb Jahre alt.
Vielleicht hilft dir ein ehrlicher Erfahrungsbericht von jemandem, der auch mal dachte, er weiß es besser...
Es erschien uns damals aus vielerlei Gründen als prima Idee. Unsere Züchterin konnten wir auch überzeugen - obwohl sie noch nie zwei Welpen abgegeben hatte und auch niemanden kannte, der das gemacht hat. Unser Rüde gehört (eigentlich) meinem Mann, unsere Hündin (eigentlich) mir. Geplant war, dass Erziehung und Auslastung streng getrennt werden sollten. Hmmmmmm, tjaaaa... Irgendwie ist es dann doch anders gekommen... Die Realität holt einen da recht schnell ein.
Zunächst mal hat es natürlich auch tatsächlich Vorteile, zwei Hunde zu haben, die sich in- und auswendig kennen und ganz furchtbar lieben.
Allerdings ist schon allein die Geschlechterfrage nicht so einfach zu beantworten.
Auch Wurfgeschwister (gerade gleichgeschlechtliche, aber nicht nur) müssen nicht automatisch ein Leben lang "miteinander können".
Und ein Pärchen? Wohin mit dem Rüden/der Hündin, wenn das Mädel läufig wird?
Kann man die Hunde zuverlässig trennen?
Diesen Punkt haben wir grandios unterschätzt - und hatten in den Läufigkeiten oft genug zu kämpfen.
Auch wenn man die Hunde räumlich trennen kann, kann das in furchtbaren Stress ausarten - wenn man nämlich das heulende (futterverweigernde, zimmerzerstörende) Elend zu Hause sitzen hat.
Dieses Jahr zu Pfingsten musste die Hündin wegen Mammatumoren und Gebärmutterentzündung kastriert werden.
Ich wollte das eigentlich nicht (und hatte auch ziemlich Angst vor dem Eingriff), aber im Nachhinein bin ich auch froh, dass jetzt zumindest die elendige Verhütungsfrage geklärt ist.
Aber einen Hund ohne Notwendigkeit kastrieren zu lassen, könnte ich definitiv auch nicht gutheißen.
Vielleicht notfalls den Rüden - WENN er erwachsen ist.
Aber gerade bei spätreifen Hunden dauert das auch gut und gerne vier Jahre.
Und bis dahin?
Wir haben auch einige Baustellen, die mit nur einem Welpen wahrscheinlich nicht so ausgeprägt wären.
1. Mit nur einem Hund unterwegs ist der Jagdtrieb, der bei beiden zwar unterschiedlich stark, aber insgesamt trotzdem sehr stark ausgeprägt ist, natürlich nach wie vor da. Aber ich kann ihn leichter händeln und den Hund auch leichter umlenken. Sind beide zusammen und finden eine tolle Spur oder (Gott bewahre) sehen ein Kaninchen oder ein Reh springen, puschen sie sich gegenseitig so hoch, dass außerhalb ihrer Wahrnehmung einfach nichts mehr existiert.
2. Die Monster wachen mit Leidenschaft und beschützen Heim und Hof (und wenn man nicht energischst protestiert auch Herrchen und Frauchen) gegen unerwünschte Eindringlinge in ihrem Revier.
Dummerweise ist IHR Revier alles, so weit ihr Auge reicht (und das reicht weit) und ein unerwünschter Eindringling ist jeder, der nicht zum engsten Familien- und Freundeskreis gehört.
Einer alleine lässt sich da absolut problemlos abrufen und zur Räson bringen.
Beide zusammen sind da schon wieder eine andere Hausnummer, kosten uns in der Hinsicht durchaus einige Nerven.
3. Spaziergänge mit einem Hund sind wunderbar entspannt.
Spaziergänge mit beiden Hunden sind auch wunderbar entspannt - solange uns nicht der Erzfeind des Todes begegnet. Wer das ist, kann sich leider täglich ändern.
Mit einem Hund verlaufen Begegnungen ruhig und zivilisiert.
Beide zusammen mutieren bei Fremdhunden schon mal zur pöbelnden Höllenhundgang.
Wir stehen oft im Feld und machen uns zum Affen.
Über mangelnde Bindung kann ich mich nicht beklagen.
"Außen vor" bin ich garantiert nicht. Hat ein Hund die Wahl zwischen mir und seinem Hundepartner, entscheidet er sich für mich (bei meinem Mann klappt das zumindest meistens...) und orientiert sich auch in (für ihn) fragwürdigen Situationen an mir. Aber wenn einer hochfährt, lässt sich der andere halt trotzdem leichter mitreißen.
Es ist auch nicht so, dass sie ununterbrochen aneinanderkleben müssen.
Aber trotzdem entwickeln die beiden zusammen oft eine Gruppendynamik, der man sehr schwer entgegensteuern kann.
Jedes dieser Probleme hätten wir auch mit einem einzelnen Welpen haben können - aber ich glaube nicht in dieser Ausprägung.
Würde ich noch einmal Wurfgeschwister aufnehmen?
Ja, ich glaube unter Umständen schon. Aber ich würde einiges anders machen.
Sehr vieles läuft wirklich gut und die Hunde passen gut in unseren Alltag und unsere Lebenssituation.
An unseren Baustellen arbeiten wir. Immer und immer und immer wieder.
Keine Ahnung, ob wir sie irgendwann komplett in den Griff bekommen.
Einem kompletten Hundeanfänger würde ich allerdings auch von dieser Kombination abraten.
Mit jedem neuen Hund lernt man so viel dazu.
Ganz bei Null anzufangen und sich ohne Umwege auf diese Herausforderung zu stürzen, halte ich für unklug.
Man kann sich das Leben auf jeden Fall definitiv leichter machen.
Zwei Welpen sind nicht doppelt so anstrengend, sondern oft genug drei-, vier-, fünfmal so anstrengend wie ein einzelner Hundezwerg.


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) und orientiert sich auch in (für ihn) fragwürdigen Situationen an mir. Aber wenn einer hochfährt, lässt sich der andere halt trotzdem leichter mitreißen.
ihr müsst euch da selbst einschätzen können - wie konsequent seit ihr, wie viel "arbeit" möchtet ihr investieren...

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