Hallo Flamingo,

ich nehme an mit dem "Welpen der seinem Herrchen ins Gesicht beisst" waren wir gemeint. Dies möchten wir Dir doch ein wenig erläutern. Weil dieser Satz so isoliert für uns doch sehr ungehäuerlich klingt.

Wir mussten erfahren wie schwierig es ist, sich so auszudrücken, das man auch von jedem richtig verstanden wird.

Ich fange mal von vorne an. Wir sind beide mit Hunden unterschiedlichster Rassen aufgewachsen. Hund hatten immer einen besonderen Stellenwert in unserem Leben. Keiner dieser Hunde war je aggresiv. Meine Einstellung dazu ist, es gibt keine Hunde die agressiv sind, ausser man macht sie dazu. Jeder Hund war auf seine Weise ganz aussergewöhnlich und liebenswert. Auch unsere Lea ist aussergewöhnlich und liebenswert. Fehler macht nur der Mensch niemals der Hund. Um unseren Fehlern und um lea`Verhalten besser verstehen zu können wendeten wir uns an dieses Forum.
wir hatten bisher zwei Riesenschnauzer Balou und Freya. Von Freya mussten wir uns leider im März diesen Jahres verabschieden.
Balou ist mit Freya aufgewachsen und sie hat sehr getrauert. Hörte auf zu spielen und veränderte sich auch sonst in ihrem Verhalten. Also entschieden wir uns für einen neuen Gefährten für Balou und für uns. RR´s sind uns immer wieder begegnet. Seit zwei Jahren beschäftigen wir uns nun schon mit dieser Rasse. Wir sprachen mit jedem RR Besitzer und fragten sie Löcher in den Bauch. Und wir haben sehr viel gelesen. So war für uns klar es sollte ein RR sein.
Wir fingen an nach einem Welpen zu suchen. Haben einige Züchter aufgesucht und uns mit ihnen unterhalten. Schnell wurde uns klar das der RR doch im Begriff ist ein "Modehund" zu werden und es viele schwarze Schafe unter ihnen gibt, für die das Geld im Vordergrund steht und die Aufzucht auch nicht immer so doll war. Uns war der Züchter sehr wichtig. Mit den Züchtern von Balou und Freya haben wir noch heute Kontakt, seit nun schon 13 Jahren. Auch mit RR´s in Not versuchten wir Kontakt aufzunehmen. Haben aber nie eine Antwort bekommen.
Durch Zufall erfuhren wir dann von einem Wurf ganz in unserer Nähe. Zwar ohne Papiere aber warum eigentlich nicht. Also fuhren wir hin um uns die wilden 13 anzuschauen und viel wichtiger die Umgebung und die Menschen die mit diesen Hunden lebten.
Wir waren Begeistert. Diese Familie war uns sofort Sympathisch. Vor allem die Mutter der Welpen war von ihrem Verhalten und auch vom Aussehen einfach perfekt. Lea ist mit Kindern und einem Jack Russel aufgewachsen. Noch heute findet sie diese Hunde besonders toll. Wir erfuhren, das es sich bei diesem Wurf um ein einmaliges Ereignis handeln würde. Gründe waren z.B. Schutz der Hündin vor CA (Krebs) und auch für die Kinder der Familie sollte es eine Erfahrung sein. Konnte ich sehr gut nachvollziehen, da meine Schäferhundhündin an einem Gesäugetumor erkrankt war und auch unser Tierarzt sagt, das eine Hündin einmal Junge bekommen sollte. Ist ja beim Menschen auch beschrieben.
Nach einem Tag Bedenkzeit ( war für uns eigentlich nur noch eine Formsache ) fuhren wir am nächsten tag hin um uns eine Hündin auszusuchen. Wir waren den ganzen Nachmittag dort. Es viel uns nicht leicht da natürlich alle schön waren.
Wir entschieden uns für die nach unserer Meinung peppigste. Lea war bei jedem Geräusch voll da, auch als sie schlief. Auch den Rüden gegenüber liess sie sich nicht die "Butter vom Brot nehmen". Sie schlief grunsätzlich als letzte ein. Das sollte sie sein!
Im nachhinein habe ich eine Kollegin gefragt, die einen 8 Monate alten Rüden hat und keinerlei Probleme hat, wie sie ihn ausgesucht hat. Sie sagte sie hat die grösste Schlafmütze genommen. Nun gut haben wir eben nicht. Also müssen wir da eben durch.
Von nun an besuchten wir Lea so oft wir konnten. Danke nochmal an die Familie das sie uns dies ermöglichten. Denn ich glaube wir waren die Penetrantesten neuen Besitzer. Wir hatten jedoch immer das Gefühl, das wir Willkommen waren.

Irgendwann war dann der grosse Tag da. Lea sollte bei uns einziehen. Endlich!!

Die ersten Tage verliefen Problemlos. Lea lebte sich recht schnell bei uns ein. Bereits in der dritten Nacht schliefen Balou und Lea in einem Körbchen. Danke an Balou, Du hast uns schlaflose Nächte erspart.
Nach und nach taute Lea dann auf. Balu hatte sie recht schnell im Griff und das hat sie noch immer. Noch jedenfalls. Nur ein Beispiel: Balou hat einen Sessel auf dem sie schläft. Mit 9 Wochen baut sich Lea vor ihr auf und macht ein irres Geschrei, das sie doch bitte auf den Sessel möchte.
Das Problem hatten wir mit Ihr. Auf ein Nein reagierte sie zunehmend agressiver um Ihren Willen doch zu bekommen. Das heisst sie verbiss sich in Hosenbeine und schnappte nach uns was ihr auch zunehmend gelang. Da haben wir angefangen uns Gedanken zu machen. Was ist wenn sie kein Welpe mehr ist und nach uns beisst. In der Hundeschule riet uns der Trainer die "Alpha roll" anzuwenden. Mit der Bemerkung: wenn Ihr das nicht in den Griff bekommt wollt Ihr den Hund in einem halben Jahr abgeben. Das war jedoch für uns vollkommen absurd. Sie war ja erst 9 Wochen und abgeben werden wir sie nie. Birgit wird sie nie zu Gesicht bekommen. Denn wir haben ja noch alles in der Hand. Die Anfrage in diesem Forum lief schliesslich ja auch nur parallel zu unseren zahlreichen anderen Unternehmungen das Problem in den Griff zu bekommen. Nun gut die alpha roll war ein Versuch wert. Und liebe Gegner der alpha rolle , ihr hattet recht zumindestens bei unserer lea funktioniert es nicht. Also entschieden wir uns Ihr Verhalten einfach zu ignorieren. Auch das half alles nichts. Das Ergebnis waren Kaputte Hosen, Pullover Jacken und nicht zuletzt für ein kleines "Hundebaby" doch erhebliche Bisswunden. Also was tun. Wir haben Bücher gelesen. Hundespychologie, Verhalten alles was der Markt her gibt, haben alle Hundeschulen im Umkreis besucht. Doch überall nur kluge Sprüche. Eine Schule riet uns sogar den Hund auf die Schnauze zu schlagen. Unglaublich!! Wir schlagen keine Hunde. Also Hund unterm Arm und schnell weg da.
Und Ihr könnt uns glauben wir haben wirklich alles versucht. Haben diese Situationen vermieden, haben ihr beim Beissen Ihr Spielzeug in den Mund geschoben jeden Tipp haben wir ausprobiert.
Dann Endlich haben wir eine Trainerin gefunden. Sie setzt das um, wie wir uns das immer in der Theorie vorgestellt haben. Es sollte unser letzter Versuch sein. Bevor wir auf niemanden mehr gehört hätten und einfach aus dem Bauch raus gehandelt hätten.
Unser Fazit wir haben uns total verrückt machen lassen von selbst ernannten Hundeexperten. Fakt ist der RR ist sicher ein sehr besonderer Hund. Er reagiert sehr empfindlich. Aber nun mal ehrlich egal welche Rasse, kein Hund sollte mit Gewalt und Härte erzogen werden. Immer sollte es spielerisch versucht werden mit Konsequenz. Aber wir mussten einsehen, das es mit unserer Lea nicht immer spielerisch geht. Wir machen nun von allem ein bisschen, je nach Situation. Manche Dinge ignorrieren wir, für Ihr Futter muss sie arbeiten. Kleinere Beissereien werden mit dem Schnauzengriff sanktioniert. Nein haben wir bis auf Ausnahmen gestrichen. Viel öfter hört sie nun ein Ja. Jedoch ist sie bereits ein mal richtig geflogen. Letzte Woche ist sie beim spazieren durchgetillt. Wir hoffen das es das erste und letzte mal war. Seit dem haben wir Ruhe. Toi, Toi, Toi. Wir messen dem "Problem" von nun an keine Bedeutung mehr zu.
Ansonsten darf sie einfach nur Welpe sein.

Wir wollten mit unseren Ausführungen keine Angst machen vor dieser Rasse. Auch war eben nicht alles nur negativ. Wir haben schon viele schöne Erlebnisse mit Lea gehabt. Und geniessen jede Minute mit Ihr.
Sie ist eben eine selbstbewusste kleine Prinzessin auf der Bohne. Die ganz deutlich sagt was sie will. Aber das Leben besteht nun mal nicht nur aus Freude. Auch Balou ist wieder die alte und geniest Lea.

Wir können nur zu dieser Rasse raten !!