Ergebnis 1 bis 15 von 15

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    MALG Avatar von ttpaw
    Registriert seit
    11.11.2003
    Ort
    Helmstedt
    Alter
    51
    Beiträge
    657

    Standard AW: Zusammenhang zwischen Wesen und Aussehen

    Zitat Zitat von dissens Beitrag anzeigen
    Welche Wissenschaftler meinen das wann und wie festgestellt zu haben?

    Liebe Grüße!
    Tina


    Hallo Tina,

    in Bezug direkt auf den Ridgeback kann ich nun keinen Wissenschaftler
    aufzählen. Interessant ist aber, dass Ray und Lorna Coppinger in ihrem Buch
    "Hunde" expilizit einen Zusammenhang zwischen "Wesen und Aussehen"
    herstellen.

    ein paar Auszüge:

    „Die Hypothese von der Selbst-Domestikation der Hunde durch natürliche
    Selektion beruht auf diesem einen Merkmal, der Fluchtdistanz. Der Wolf, canis
    lupus, zerfiel zunehmend in zwei Populationstypen – jenen, die es schafften, ihren
    Lebensunterhalt von den Abfallhaufen zu beziehen, und jenen, die das nicht
    konnten. In dem einen Populationstyp stieg die Häufigkeit der genetischen
    Veranlagung zur Zahmheit und diese Population entwickelte sich vermutlich zu
    einer neuen Spezies weiter.“ (Coppinger, 2001,62)

    Die intensive Selektion auf ein Merkmal hin führt dazu, dass andere spontan und
    sprunghaft zu einer neuen Ausprägung gelangen. So könnten Schlappohren, zwei
    Läufigkeiten pro Jahr und verschieden farbiges und scheckiges Fell solche
    sprunghaften Veränderungen sein. Die intensive Selektion auf die Fähigkeit zum
    Stöbern im Müllhaufen könnte unbeabsichtigt zu einer Veränderung dieser
    anderen Merkmale geführt haben. (vgl. Coppinger 2001,65)

    Ein Beispiel für diese sprunghaften Veränderungen zeigt das Experiment von
    Dimitri Belyaev (1979) einem russischen Genetiker, der für eine riesige
    Fuchspelzfarm in Novosibirsk verantwortlich war.


    Er produzierte, ohne es zu wollen, Füchse mit hundeähnlichen Merkmalen und
    zeigte damit einen äußerst wahrscheinlichen Mechanismus der Selbstselektion
    von Wölfen zu Hunden. Er selektierte Füchse ausschließlich auf Grund ihres
    zahmeren Verhaltens.


    Belyaev nahm dieses Experiment in Angriff, weil wilde Füchse auf Pelztierfarmen
    sehr schwierig zu halten sind. Selbst nachdem diese wilden Füchse 80 Jahre lang
    in Gefangenschaft gezüchtet, aufgezogen und von Menschen versorgt (also
    gezähmt) worden waren, machten sie Probleme. Füchse sind in Gefangenschaft
    schwer zu halten, genauso wie Wölfe oder andere Wildtiere. Sie sind scheu,
    laufen vor den Tierpflegern weg, verletzen sich, wenn sie blindlings gegen Wände
    laufen, oder sterben an Überhitzung oder Ersticken, wenn sie sich panisch auf
    einen Haufen zusammendrängen. Belyaev und seine Kollegin Ludmilla N. Trut
    hatten eine gewisse Variabilität im Defensivverhalten der Füchse in
    Gefangenschaft beobachtet, welches sie für angeboren hielten. Wenn das
    stimmte, dann konnten sie auch danach selektieren. Die Versuchspopulation
    bestand anfänglich aus 465 Füchsen, die willkürlich aus Tausenden von Füchsen
    ausgewählt worden waren und unterschiedlich auf Menschen reagierten: 40 %
    waren ängstlich-aggressiv, 30 % waren extrem aggressiv, 20 % waren ängstlich
    und 10 % zeigten ruhiges Erkundungsverhalten ohne Angst und Aggression.

    Allerdings konnten auch die nicht aggressiven Füchse nicht ohne entsprechende
    Vorsichtsmaßnahmen versorgt werden, wollte man nicht gebissen werden; es
    waren also auch sie wilde Tiere.

    Der Unterschied, nach dem Belyaev die in Gefangenschaft gehaltenen Füchse
    auswählte, war ihre Fluchtdistanz. Flucht ist ein gefahrenvermeidendes Verhalten
    und ein wesentliches Element für das Überleben eines Wildtieres. Die
    Fluchtdistanz weist zwei messbare Komponenten auf, nämlich wie nah man an
    ein Tier herankommen kann, bevor es versucht zu fliehen bzw. wie weit weg das
    Tier läuft.

    Belyaev wählte die Erkundungsverhalten zeigenden, ruhigeren Tiere seiner
    Fuchspopulation aus und züchtete mit ihnen eine zweite Generation. Für weitere
    Generationen setzte er noch strengere Selektionsmaßstäbe an, bis er schließlich
    nur noch mit Tieren züchtete, die sich ihm „freiwillig“ annäherten (Umkehr des
    Fluchtverhaltens).

    Nach der 18. Generation hatte er es auf natürlich zahme Tiere gebracht, die viele
    Verhaltensmerkmale der domestizierten Hunde zeigten. Sie unterschieden sich in
    einigen Punkten wesentlich von ihren nicht selektierten Zwingergenossen. Sie
    reagierten auf Menschen positiv und aktiv. Sie suchten aktiv die Nähe zu ihren
    Pflegern und kletterten auf ihnen herum, sie nahmen Futter aus ihrer Hand, sie
    saßen auf dem Fensterbrett und warteten, dass jemand kam; sie rollten sich auf
    den Rücken, damit man ihnen den Bauch kraulen konnte; sie ließen es zu, dass
    Menschen sie herumtrugen und ihnen Spritzen gaben. Sie kamen, wenn man sie
    rief.

    Sie benahmen sich wie Hunde. Was vielleicht noch überraschender war – sie
    sahen auch aus wie Hunde. Ihre Schwanzspitzen wanderten in die Höhe, wie
    beim Hund. Sie hatten häufig scheckiges Fell und hängende Ohren, und die
    Weibchen wurden nicht mehr einmal, sondern zweimal pro Jahr läufig. Belyaev
    notierte: „Sie hören sich sogar an wie Hunde.“
    Wichtig ist, dass Belyaev auf keines dieser Merkmale hin gezüchtet hatte.

    Verringerte Körpergröße, kleinere Schädel, Gehirne und Zähne sind das Ergebnis
    natürlicher Selektion und nicht sprunghafter Veränderungen. Im
    Entwicklungssprung bei Belyaev vom Fuchs zum Hund hatten diese Merkmale
    keine Veränderung erfahren.

    Dieses Experiment liefert daher Beweise, wie die Entwicklung vom Wolf zum
    und durch natürliche Selektion vonstatten ging. Beweise die mit nachweislichen
    Fakten übereinstimmen. (vgl. Coppinger 2001, 66-68)


    Internetquelle: http://www.lovely-workaholics.at/Glaser_Hausarbeit.pdf



    Diese Ergebnisse legen dann doch recht nahe, das Aussehen und Wesen/Verhalten
    aneinander gekoppelt sind und sich das eine mit dem anderen verändert bzw.
    das eine das andere zumindest beeinflusst.

    LG

    Andy
    LG vom Andy

    mit Dasha, Abuu und Fellkind Luna im Herzen

    ----------------------------------------------------
    wenn nichts getan wird, - passiert auch nichts.
    ----------------------------------------------------

  2. #2
    MALG Avatar von ttpaw
    Registriert seit
    11.11.2003
    Ort
    Helmstedt
    Alter
    51
    Beiträge
    657

    Standard AW: Zusammenhang zwischen Wesen und Aussehen

    .. und noch ein Nachtrag

    mußte erst mal ein wenig in meinem Archiv (nach den Quellen) buddeln.

    Ich stell es mal zwei Zitate ungekürzt rein, um den "Sinn" nicht zu verfälschen.


    Testosteron zählt zur Gruppe der Androgene und ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Auch bei Frauen wird in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde Testosteron in geringen Mengen produziert. Es steigert die Libido der Frau, führt aber bei einem Überschuss zu einer allgemeinen Vermännlichung (Virilisierung). Im männlichen Körper bewirkt Testosteron die Entwicklung der Geschlechtsorgane, die Ausbildung der Geschlechtsmerkmale (Behaarungs- und Fettverteilungsmuster, tiefe Stimme) und die Samenbildung. Im männlichen und im weiblichen Körper trägt Testosteron zum Wachstum der Knochen in der Entwicklungsphase bei, erhöht die Muskelmasse und senkt das Cholesterin im Blut.

    Quelle: http://www.medizinfo.de/endokrinologie/hormone.htm


    Die Aggressivität ist möglicherweise zu einem Großteil von Testosteron gesteuert, also dem "männlichen" Hormon. Injiziert man zum Beispiel weiblichen Mäusen Testosteron, kann man beobachten, wie die Hemmschwelle für aggressives Verhalten sinkt. Entzieht man dagegen männlichen Mäusen Testosteron (indem man sie kastriert), steigt ihre Hemmschwelle für aggressives Verhalten an.
    Es bleibt anzumerken, dass Testosteron keinesfalls Aggressivität verursacht, es hat aber einen Einfluss auf das Maß der Aggression. Bei manchen Spezies können jedoch auch die Weibchen ausgesprochen aggressiv sein (wie etwa bei weiblichen Meerschweinchen), und die Weibchen jeder Spezies können unter bestimmten Umständen extrem aggressiv sein (wenn etwa ihr Nachwuchs bedroht wird). In menschlichen Gesellschaften sind die soziologischen Statistiken eindeutig: Die meisten Gewaltverbrechen werden von Männern verübt. Doch wir erleben gerade, wie sich diese Statistik verschiebt, seit Frauen ihre Rechte auf volle Teilhabe in der sozialen und ökonomischen Welt beanspruchen. Die Forschung der Zukunft wird zeigen, in wie weit Testosteron für die Aggression der Menschen verantwortlich ist.

    Quelle:
    http://209.85.135.104/search?q=cache...ient=firefox-a


    Beachtet mal die beiden Textauszüge, für was Testosteron verantwortlich ist / sein soll:

    - es erhöht die Muskelmasse
    - es hat aber einen Einfluss auf das Maß der Aggression

    Liegt es beim Lesen dieser Texte dann nicht nahe,
    seine Schlußfolgerung in bezug auf die Wechselwirkung von
    Aussehen und Verhalten zu ziehen?

    Angeborene (oder auch angezüchtete) extreme Körperbemuskelung (Aussehen)
    weist laut diesem Text auf einen erhöhten Testosteronspiegel hin,-
    der wiederum evtl. für bestimmte Verhaltensweisen verantwortlich gemacht
    werden kann...

    Auf jeden Fall mal wert darüber nachzudenken, oder nicht?

    LG

    Andy
    LG vom Andy

    mit Dasha, Abuu und Fellkind Luna im Herzen

    ----------------------------------------------------
    wenn nichts getan wird, - passiert auch nichts.
    ----------------------------------------------------

  3. #3
    Schnurzelpurpserin Avatar von dissens
    Registriert seit
    04.01.2006
    Ort
    Hunsrück
    Alter
    60
    Beiträge
    10.011

    Standard AW: Zusammenhang zwischen Wesen und Aussehen

    Zitat Zitat von ttpaw Beitrag anzeigen
    Beachtet mal die beiden Textauszüge, für was Testosteron verantwortlich ist / sein soll:

    - es erhöht die Muskelmasse
    - es hat aber einen Einfluss auf das Maß der Aggression

    Liegt es beim Lesen dieser Texte dann nicht nahe,
    seine Schlußfolgerung in bezug auf die Wechselwirkung von
    Aussehen und Verhalten zu ziehen?

    Angeborene (oder auch angezüchtete) extreme Körperbemuskelung (Aussehen)
    weist laut diesem Text auf einen erhöhten Testosteronspiegel hin,-
    der wiederum evtl. für bestimmte Verhaltensweisen verantwortlich gemacht
    werden kann...

    Auf jeden Fall mal wert darüber nachzudenken, oder nicht?
    Sicher Andy. Dass Androgene neben der Muskelmasse auch die Aggressionsbereitschaft und (bei grundsätzlich territorial veranlagten Arten) das Territorialverhalten steigern, ist soweit ich weiß etwa seit den 60ern des letzten Jahrhunderts immer wieder und an allen möglichen Tierarten erforscht und nachgewiesen worden (auch am Menschen). Die Frauen und Freundinnen androgengedopter Sportler können hiervon zuweilen ein (Klage-)Lied singen ...

    Aber wo - in welche "Figurecke" - packen wir denn jetzt diese muskelbepackten testosteron-naturgedopten Hunde hin?
    Hohe Muskelmasse und "windhundartig" passt für mich jetzt eher nicht. Auch das angeblich "Ängstlichere" des Windhundetyps würde da nicht hinpassen.
    Den "Molossertyp" hingegen stelle ich mir insgesamt massiger vor, also nicht nur Muskeln, sondern insgesamt "mehr von allem". (Verzeiht meinen Mangel an genauerer Kenntnis und korrigiert mich gegebenenfalls.) Der soll aber laut Eingangsthese eher der gelassene sein.
    Daher scheint mir die Androgenthese nur begrenzt geeignet, den oben geschilderten Zusammenhang Figur-Erregbarkeit zu untermauern.

    Wenn ich einen entsprechenden statistischen Zusammenhang gefunden hätte (hab ich aber natürlich nicht), würde ich auf der Suche nach einer Erklärung eher in Richtung Neurotransmitter (Acetylcholin, Adrenlin, Noradrenalin, Dopamin ...) oder vielleicht sogar Schilddrüsenhormone denken. (Da müsste ich jetzt aber einiges an verschüttetem Ex-Wissen ausbuddeln gehen. Und die Unterschiede zwischen dem menschlichen und dem hündischen Hormonsystem kenne ich nun auch absolut nicht.)

    Es grüßt die Zicke mit den vielen Muskeln und dem Machogehabe (beides kommt nicht ganz von ungefähr )
    Tina
    Ignorance is not a virtue! (Barack Hussein Obama II)

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Frage: Zusammenhang zwischen SUF und Tollwutimpfung
    Von Juchhu im Forum Gesundheit
    Antworten: 13
    Letzter Beitrag: 18.06.2010, 08:46
  2. Frage: Der richitge Speiseplan - wie sollte dieser aussehen?
    Von Melba im Forum Ernährung
    Antworten: 32
    Letzter Beitrag: 06.01.2010, 11:41
  3. Frage: Darf so eine Wurfkiste aussehen???
    Von Pluto im Forum Allgemeine Themen zum RR
    Antworten: 25
    Letzter Beitrag: 23.11.2009, 16:42
  4. Antworten: 26
    Letzter Beitrag: 28.04.2009, 14:22
  5. Aussehen - Augen
    Von lola75 im Forum Allgemeine Themen zum RR
    Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 27.09.2006, 20:13

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •