Ok - natürlich habe ich mich in dieser kurzen Zeit nicht beruhigt, aber ich hab' mir einen Orange-Ingwer-Tee eingeschüttet...

Indie,

ich habe Dich richtig verstanden, keine Sorge. Deine Hündin war ja auch nicht panisch, sondern folgte Dir ja auch, obwohl sie eingeschüchtert war.

Ich möchte auch niemandem auf die Füße treten, sondern nur eindeutig ohne Wenn und Aber deutlich machen dass man keinem Lebewesen Angst nehmen kann, indem man es dieser Angst aussetzt:

Ein Hund wollte auch schon wieder übern Zaun, das Frauchen konnte ihn noch festhalten, er schrie wie am Spieß vor lauter Panik und hat am ganzen Leibe gezittert. Sie hat ihn aber fest gehalten und meinte, wenn sie jetzt ginge, dann wäre das nur kontraproduktiv und die Angst würde er mit der Hundewiese verbinden.
Das hatte mich kurz zum Kollabieren gebracht...
Genau das wird nämlich passieren: Der Hund wird beim Aushalten müssen der Angst die Hundewiese als Ort des Grauens im Gedächtnis behalten - nicht, weil es da 'passierte', sondern weil er dort bleiben musste.

Schnell weggehen und immer mal wieder in ruhigen Momenten diese Wiese gefahrlos aufsuchen - das wäre der richtige Ansatz gewesen.

Was in meinen Augen ja auch richtig ist (oder irre ich mich da?) nur hat mir der Hund so unendlich leid getan weil er offensichtlich Todesangst hatte (der Hund war ein Tierheimhund daher weiß man auch nicht, warum er so intensiv reagiert)...
Du irrst tatsächlich, zumindest sehe ich persönlich das so und glaube nicht, dass ich mit dieser Meinung ganz allein da stehe.


Jedes Jahr stehen HH von jetzt auf jetzt vor dieser Knaller-Problematik - wie kann das sein? Man weiß doch schon, was auf einen zukommt und kann versuchen, sich drauf vorzubereiten. Wochen vorher in Absprache mit TÄ oder Heilpraktikern - bei einigen Hunden wirken Globuli tatsächlich, aber nicht von heute auf morgen.

Man weiß doch meistens schon, dass der eigene Hund Angst hat. Bei meinem zeigte sich das bei den Feuerwerken der Früh- und Spätkirmesveranstaltungen. Die Pracht war sicht- und hörbar - während wir vom Garten oder Wintergarten aus den bunten Himmel beobachtet hatten, war mein Hund total gestresst. Einerseits wollte er mit hinaus, weil er bei mir sein wollte. Andererseits verkroch er sich ins Schlafzimmer auf mein Bett - wo er es aber nicht lange aushielt, weil ich draußen war. Alle Türen waren geöffnet, er konnte frei wählen - geholfen hat's ihm aber nicht. Es war und blieb Stress!

Anfangs hörte ich auf meinen Mann, der meinte: "Wenn er Angst hat, bleibt er drin. Kommt er heraus, lernt er, damit umzugehen." Irgendwann konnte ich es nicht mehr mit ansehen und ging mit meinem Hund in Schlafzimmer auf's Bett, wo wir gemeinsam einfach abwarteten, bis alles vorbei war.

Nein, lernte er nicht daraus und seine Angst blieb, war sofort wieder da. Die Silvesterkallerei vor Augen bekam er drei Wochen vorher Globuli, gewirkt hatten sie nur bedingt. Wir gingen dann einfach in den Keller, bis alles vorüber war.

Waren wir unterwegs und wurden vom Gewitter überrascht, schafften wir es so gerade, heil nach Hause zu kommen - so stark und fast 'kopflos' zog er an der Leine; also Augen zu und durch. Dann wurde abgetrocknet, beruhigt, gelobt, gekuschelt, was das Zeug hielt. Ich habe zumindest alles getan, um meinem Liebling zu zeigen: Ich bin bei Dir und sorge dafür, das Dir nichts passiert. Absichtlich ihn seiner Angst auszusetzen? Niemals!!!

Zumindest mein Hund lernte nicht, diese Situationen auszuhalten und zu ertragen, um daraus den (menschlich ausgedrückt) Schluss zu ziehen, dass eigentlich keine Gefahr droht. Denn dass Gewitter Gefahren bergen, spüren Hunde - da kann man noch so sicher tun. Ich habe keine Angst vor Donnern und Blitzen, nie gehabt - mulmig ist mir aber doch, wenn wir draußen sind und es in der Nähe einschlägt. Also schnurstraks nach Hause, das ist die einzige Sicherheit, die man seinem Hund geben kann.

Böller-Knallereien von Kindern und Jugendlichen kann man nicht verhindern oder untersagen, also muss ich als HH dafür sorgen, dass ich meinen Hund fernhalte. Das ist doch nicht schwierig.

Übrigens hat mein Hund nach über einem Jahr hier am neuen Wohnort gelernt, mit Feuerwerksbrimborium zu leben. Hier sind mehrmals im Monat öffentliche Veranstaltungen, wo es bunt und laut zugeht - hörbar trotz der Entfernung in meiner Wohnung. Anfangs lief er ins Schlafzimmer, kam aber zurück zu mir ins Wohnzimmer, weil nichts Schlimmes passierte. Mittlerweile reagiert er überhaupt nicht mehr darauf, pennt weiter.

Trotzdem achte ich immer noch sehr genau darauf, nicht gerade dann mit ihm unterwegs zu sein, wenn's losgeht - wir gehen einfach früher raus. Und Silvester haben wir im letzten Jahr bei Musik/TV gemütlich auf der Couch aneinandergekuschelt genossen - Fenster geschlossen, Rollos heruntergelassen.

Jedes Jahr laufen Hunde in Panik auf und davon. Nicht alle überleben... Weinen und Bedauern hinterher nützt niemandem, den armen Hunden schon garnicht.