Ich muss vorweg schicken, dass das ein ganz persönliches Resumee ist - bei anderen läuft es auch ganz anders. Letztendlich kommt es wohl immer auf die Persönlichkeiten an, die da in der Hund-Mensch-Gemeinschaft zusammenfinden. Ich schreib meine Erfahrungen mal auf, damit man bei der Entscheidung zum Zweithund vielleicht auch solche Punkte überdenkt.

Ausgangssituation bei uns war ein damals 5jähriger Rüde, zu dem vor 3einhalb Jahren eine Hündin dazukam. Der Rüde war zu dem Zeitpunkt bereits kastriert, die Hündin ist bis heute intakt. Ich habe mit dem Zweithund bewusst so lange gewartet, bis der Rüde wirklich nahezu komplett mit der Erziehung durch war (wir hatten eine kleine Restbaustelle: das Leinenpöbeln war noch nicht völlig draussen).

Buki hat Baby-Rose recht schnell akzeptiert und tatsächlich ein wenig miterzogen. Er hat ihr z. B. in Sekundenschnelle beigebracht, dass man im Auto weder rumhopst noch bellt, dass man beim Futteranrichten nicht hüpft und singt, dass man Fuß geht, wenn Frauchen Fuß sagt und dass man nicht einfach mit anderen Hunden mitläuft (da wurde er zum Hütehund). Rose hat dem faulen Buki im Gegenzug wieder Pfeffer in den Popo gegeben. Die beiden verstehen sich sehr gut, wurden aber nie die dicken Kuschelpartner.

Ich liste mal auf, was ich als negativ empfinde ("negativ" ist fast ein wenig zu hart ausgedrückt, es sind halt einfach Dinge, die den Alltag eher erschweren bzw. einen kleinen Schatten werfen):

Buki ist ein sehr eigenständiger Hund und war in seiner Jugend nicht gerade einfach. Ich habe lange und intensiv mit ihm gearbeitet - daraus entstand eine enge Verbundenheit. Mit Rose hat sich das verwässert, weil natürlich mit einem "fertigen" Buki die Aufmerksamkeit mehr auf dem Junghund lag und der Althund dabei vernachlässigt wurde. Noch dazu wollte ich mit den Erfahrungen mit Buki bei Rose alles "richtig" machen und hatte da einen fürchterlichen Ehrgeiz. Mit zweien ist die 100%-Konzentration aber einfach nicht mehr möglich, sondern man muss aufteilen - und einem Buki tut das nicht wirklich gut. Einer Rose auch nicht... Unterm Bruchstrich fordert einen der ganze Konzentrationsaufwand mit zweien viel mehr als mit einem.

Buki und Rose sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Wo es mit Buki entspannt ist, steht Rose unter Strom (Natur pur), wo es mit Rose entspannt ist, steht Buki unter Strom (Stadt und hundegesellschaftliche Events). Ich steh unter Dauerstrom... Meine Sinne müssen präventiv überall sein. Dem Buki ist der Hase in der Wiese egal - dafür aber nicht der Misthaufen am Wegrand oder der entgegenkommende Rüde. Der Rose ist der Misthaufen und der entgegenkommende Hund egal, dafür weiß sie genau, wo der weit entfernte unsichtbare Hase sitzt und all ihr Streben gilt nur noch dem Hasen.

Nun teile ich auch auf... Mit Rose geht es dann auch mal eine Stunde durch unser Großdorf - das findet sie toll und ich finde es entspannend (wenn Rose am Tor die Wahl hat zwischen links = freie Natur nach 200 m oder rechts = Dorf, dann geht sie rechts ). Mit Buki geht es raus in die Natur - das findet er toll und ich finde es entspannend. Das Einzel ist auch deshalb pflegeleichter, weil sie sich nicht gegenseitig mit kreativen Ideen anstecken. Zusammen machen sie Blödsinn, an den sie alleine niemals denken. Zeitaufwand für das Einzel? Einiger. Nämlich der doppelte.

Besonderes Highlight sind die Läufigkeiten. Buki ist scheinbar nur anatomisch kastriert - im Geiste ist er ein ganzer Kerl und hat ein paar Tage lang nur noch eines im Kopf... Indoor hält es sich noch in Grenzen, draussen wird es wahnsinnig und mit beiden Hunden gleichzeitig rausgehen ist etwa eine Woche lang schlichtweg unmöglich. Ich hab dann im Zeitaufwand durchgehend wirklich zwei Hunde - vom Morgenpiseln über die großen Strecken bis zum Spätabendpiseln...

Ich werde wohl in Zukunft nie mehr zwei Hunde gleichzeitig halten (ich hoffe, mein Bär bleibt noch lange Zeit, aber wenn er mal nicht mehr ist, kommt ziemlich sicher kein Welpe mehr zu Rose). Irgendwie hab ich das Gefühl, dass dauernd einer von uns dreien zu kurz kommt. Manchmal weine ich der Zeit nach, in der mit Buki so ein inniges ungeteiltes Miteinander war. Und trotzdem möchte ich Rose natürlich nicht missen. Sie ist für sich gesehen so ein Juwel und hätte auch eher 100% Frauchen verdient statt ein ständig geteiltes...

LG

Susanne