Das Kernproblem, um das es dem Berki-Thomas geht, ist doch letztendlich ein Eintopf mit vielen Zutaten und Gewürzen.

Da stecken drin:

eine optisch ansprechende Hunderasse - am Stück
2 kg äußerst lukrativer Markt
3 Stück Modeerscheinungen
500 g Züchter, Züchtler und Vermehrer
1 abgehangenes Pfund unkritische Welpenkäufer
50 g Selbstüberschätzung
eine Messerspitze rosa Brille
eine kleine Prise Exotik

Die gesamte Kreation kocht schon eine ganze Weile auf der Herdplatte und ist langsam ein derart zerkochter Brei, dass man die fein zermahlenen Schuldkernchen schon gar nicht mehr findet... Und ich möchte fast wetten, dass jeder auf die ein oder andere Weise Schuldkernchen mit hineingeworfen hat.

Zu meinen steh ich: Ich empfand den RR zunächst schlichtweg als den schönsten Hund auf Erden. Die Exotik und der bei Klein-Buki damals vor x Jahren noch wirklich vorhandene Seltenheitswert hatten schon auch was... Warnungen bezüglich irgendwelcher Eigenschaften? Ach was, der Mensch braucht Herausforderung und das macht es doch erst so richtig spannend (= Selbstüberschätzung). Sooooo schlimm, wie man sagt, wird das schon nicht sein (= rosa Brille). Wenn man den Hund dann toll erzogen hat, ist das ja nur um so erhebender.

Ich bin damit 2 Jahre lang durch die Hölle marschiert. Und meine Umwelt gleich mit. Die hat sich übrigens niemals einen RR ausgesucht, war aber kompletter Kolatteralschaden... Verletzt haben wir niemanden, aber Buki war einfach völlig losgelöst von Mensch und Raum. Ich hab damals nicht kapituliert, sondern bin mit Buki auf eine Reise gegangen, die eine der bereicherndsten meines Lebens war. Ich glaube, ich habe mich mit nichts in meinem Leben so intensiv beschäftigt wie mit diesem Hund und seinen Rattenschwänzen - obwohl ich durchaus auch eine funktionierende warmherzige Menschenmama und ein sein Fachgebiet leidenschaftlich liebender Akademiker bin.

Inzwischen benehmen wir uns wirklich recht gut und sehr bewusst - und versuchen, aufzuklären. Und streuen damit auch wieder die nächsten Schuldkerne in den Topf, weil ich dem Gegenüber schon am Blick die Gedanken ablesen kann: "Sooooo schlimm, wie die sagt, wird das schon nicht sein. Diese Hunde benehmen sich doch gut!" Und ich seh auch das, was ich vor Buki immer dachte: "Na, ja, wenn es für dich so schwer war, dann warst du halt zu doof." Klar, dass man das selbst viel besser kann. Herausforderung und was anderes als ein 08/15-Hund können (zumindest in der Theorie ) sehr begehrenssteigernd wirken. Da wird gut gemeinte Aufklärung leider ziemlich schnell ziemlich kontraproduktiv.

Irgendwie fühl ich mich bei dem aufklärerischen Aspekt eigentlich besser, wenn die zwei sich ein wenig daneben benehmen. Das sitzt bei rosabebrillten Beobachtern dann doch besser - als abschreckendes Beispiel aus dem echten Leben.

Thomas, deinem Bub weiterhin gute Besserung!

Liebe Grüße

Susanne