Zunächst einmal, liebe Esther, kann ich deine grundsätzlichen Gedanken gut verstehen. Du wirst aber keine Rasse finden, die seit mehreren Jahrzehnten nach den Vorgaben der modernen = Showzucht gezogen wird und noch gesund ist. Mit der Zucht mit Schwerpunkt auf äußere Merkmale verschiebt sich der Auslesefokus und Gesundheit ist dann eben nicht mehr das Zuchtkriterium Nr. 1. Am RR gut an deinem Beispiel des Ridges festzumachen. Klar sollte ein RR einen Ridge haben, dessen Aussehen dürfte aber für die Zucht schon mal völlig ohne Bedeutung sein. Auch ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich vielleicht meinen letzten RR halte. Meine Beweggründe sind aber andere: Senni ist eine junge Hündin, derzeit gesund und voll das Leben. Wenn uns das Schicksal wohlgesonnen ist, haben wir noch min. 10 gemeinsame Jahre vor uns. Dann werde ich aber in den 60ern sein und ich weiß heute noch nicht, ob ich dann noch in der Lage sein werde, einen Hund vom Kaliber eines RR wirklich so zu halten, dass ich ihm gerecht werde. Vielleicht eine ältere Notnase, die nur einen ruhigen Platz vor dem Kamin sucht, aber auch dann muss ich in der Lage sein, den Hund z.B. hochheben zu können, wenn es notwendig ist, etc. Es kann also gut sein, dass ich mich einer kleineren Rasse oder einem charmanten Mischling zuwenden werden. Man wird sehen. Wie gesagt, bei den gängigen Rassen wirst du die gleichen gesundheitlichen Probleme finden und auch beim Mischling ist es ein Lotteriespiel: eine Mischung aus DSH und Labbi, Goldie oder was weiß ich muss keinen gesunden Mischling ergeben. Weißt du aber auch ;) Bleibt noch die Wahl der Rassen, die sehr unbekannt sind, von denen es meist in unserem Land noch kaum Züchter gibt, die irgendwann in den Fokus derer geraten, die einen ursprünglichen und noch gesunden Hund suchen. Ist das eine recht "schwierige Rasse" (wie z.B. der Catahoula Leopard Dog, Karelischer Bärenhund, etc.) wird es bei einige wenigen Liebhabern bleiben. Gibt es für diese Rasse auch noch ein Ursprungsland wo sie recht häufig noch in einem echten Arbeitsfeld eingesetzt wird, hat man gute Chancen auf einen robusten Hund. Man muss diesem dann halt auch gerecht werden können... Ist es eine Rasse, die zwar noch sehr unbekannt, aber an sich unkompliziert ist, wird sie sicher bald die Aufmerksamkeit der Suchenden mehr und mehr auf sich ziehen und dann den gleichen Weg gehen, wie andere Rasse vor ihr. Rassen wie der Lagotto Romagnolo könnten diesen schicksalhaften Weg einschlagen. Ich selbst bin ich längst nicht mehr so blauäugig, alles zu glauben, was Züchter erzählen. Was nicht an Krankheiten meldepflichtig ist, wird schon mal verschwiegen. Ist irgendwie verständlich, denn so lange die Züchterwelt nicht einsieht, dass es mit Showzucht nicht möglich ist, ausreichend gesunde Hunde zu züchten und so lange auftretenden Krankheiten als persönlicher Fehler, den man am besten nicht preisgibt, weil sonst der gute Ruf im Eimer ist, angesehen werden, wird sich die Rassehundezucht weiter im Kreise drehen und sich der Hund in den eigenen Schwanz beißen, so er denn noch kann. Wir werden mit einer Liste nicht wirklich weiterkommen. Das führt dann auch schon wieder diesen Anprangern irgendwo versteckt im Rucksack mit sich. Ich fände es gut, wenn bei jedem jungen Hund, sagen wir mal bis zum 18. Lebensmonat, eine Klinik, die eine Gelenkserkrankung, die eine genetische Komponente mit sich führt (ED, HD, OCD), behandelt oder operiert, die Kennzeichnungsnummer dieses Hundes an den VDH weiterleitet. Das Beispiel Gelenkerkrankungen finde ich schön: ED, OCD und HD müssen beim RR ausgeschlossen sein, soll der Hund zur Zucht zugelassen werden. Hat ein Züchter einen Wurf, gibt er die Welpen ab. Die allerwenigsten gehen in die Zucht und werden dementsprechend geröngt und offiziell ausgewertet. Der normale Familienhund durchläuft diese Vorsorgeuntersuchungen in den seltensten Fällen (Verrückte wie ich es bin mal ausgenommen). Treten nun in den ersten Lebensmonaten Erkrankungen auf, sagen wir mal ne ED oder OCD, wird der betroffene Junghund evtl. bereits operiert. Möglicherweise wird auch der Züchter informiert werden (es entstehen ja doch einige Kosten). Offiziell ist die aufgetretene Erkrankung dieses Hundes nicht eingetragen, es gibt keine Veröffentlichung etc. Wenn es nicht unter der Hand weitergetragen wird, bleibt es einfach unbemerkt. Aus diesem Grund fände ich eine Meldepflicht für die Krankheiten, die bei der jeweiligen Rasse für die ZZP entscheidend sind, sehr gut. Wenn es so durchgeführt wird, kann es jeden Züchter mal treffen, man teilt das "Leid" aber eben auch die wichtigen Informationen. Es kann doch jeder nur mit Wasser kochen! Puh, das ist jetzt ziemlich viel geworden, aber ich denke, dass meine Idee so schlecht nicht ist.
HG und einen Drücker für dich Esther
Christl


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