Wenn wir mit andersrassigen Hunden beim Laufen sind oder Freunde mit andersrassigen Hunden besuchen, dann fallen mir da schon immer ein paar Unterschiede auf. Beeindruckend ist immer wieder der eine Labbi, der wohl gar keine Leine besitzt. Wozu auch? Da wird ein Kommando nie auch nur eine Sekunde hinterfragt. Die Kommandos gibt es insgesamt nur höchst homöopathisch dosiert, weil der Hund einfach so mitläuft. Der lief erziehungsmäßig als Junghund auch einfach mal so neben zwei kleinen Kindern mit - Hundeerziehung ist bei Grillabenden nicht unbedingt ein passendes Tischthema. Kommt ähnlich spannend und tötend rüber wie die Linguistik der Ureinwohner von Papua-Neuguinea...
Interessant fand ich auch den Goldie von meinen früheren Nachbarn. Genau gleich alt wie mein RR-Rüde Buki - und beide dick verkumpelt. Bis zum 1. Geburtstag hatten es beide Jungs in ihrem jugendlichen Überschwang drauf, ziemlich an den Nerven ihrer Frauchen zu zupfen. Während es bei uns nach dem ersten Geburtstag dann erst SO RICHTIG losging, legte es bei dem Goldie irgendeinen komischen Schalter um und er begab sich - sehr zu Bukis Bedauern - direkt und ohne Umweg über LOS ins vernünftige brave Erwachsensein.
Die Sache mit dem Wahrnehmungsradius finde ich auch immer recht denkwürdig. Ich: "Du, pass auf deine Hunde auf. Da vorne sitzt ein Hase im Feld." Begleiter mit zwei Riesenschnauzern: "Wie?" Ich (während ich meine zwei ranrufe): "Da vorne, Hase im Feld." Er: "Wie? Hase? Wo?" Ich: "Ja, Hase. Da vorne im Feld." Er: "Welches Feld?" Ich: "Guckst du über die große Wiese und über den großen unbestellten Acker. Hinter dem kommt das Rübenfeld. Und da sitzt der Hase. Man sieht die Lauscher." Er: "Das Feld ganz da hinten?" Ich: "Ja, genau das." Verwirrter Blick aus zusammengekniffenen Augen, die den Hasen in weiter Ferne suchen. "Du hast doch echt einen Knall!" Nö. Nur Hunde, die einen sehr weiten Wahrnehmungsradius haben - an den ich mich angepasst habe. Und Glück habe ich auch noch, weil der Wind aus der anderen Richtung kommt, sonst hätte Rose den Hasen noch vor mir bemerkt und das Ranrufen wäre unter Umständen etwas weniger elegant ausgefallen.
Ich gebe es unumwunden zu: Manchmal beneide ich die Hundehalter, die mit ihren Hunden ganz entspannt und völlig selbstverständlich in einer Art sinnesabgeschotteter 20m-Radius-Schneekugel leben (können). Aber oft beneide ich sie nicht. Eigentlich mag ich die erweiterte Wahrnehmung, die mich meine Hunde gelehrt haben.
So bisserl hab ich auch noch die durchaus hundeproofe, aber sehr geschockte Halterin der zwei Leonberger im Ohr, die den damals völlig mangelhaft erzogenen Sturm-und-Drang-Buki durchstartend an der Leine hatte und tatsächlich sogar hielt (ein junger Fremdrüde hatte Hormongott Buki länger als 3 Sekunden direkt angestarrt und brauchte nun wohl dringend eine göttliche Lektion in punkto Respekt). "Herrgott, der Kerl ist mit seinen 40 kg echt heftig - die Kraft kriegen meine zwei zusammen mit ihren 120 kg nicht hin..." Anmerkung der Verfasserin: Die beschleunigen wohl auch nicht so schnell, haben schon wieder zuuu viel Masse und noch dazu schrecklich viel Fell. Einfache Gesetze der Physik, in denen Kraft, Masse, Beschleunigung, Trägheit und Luftwiderstand vorkommen.
Hach ja... Da gab es auch kurzfristig den familiären Supergau, weil Nachzügler-Sohnemann Moki irgendwann realisierte, dass unsere zwei RRs keine Bällchen holen und bringen (ums Verrecken nicht, weder das Holen noch das Bringen), dafür aber der Schäfi-Mix von Tochti, den Moki dann in Folge zeitweise fast kaputtgespielt hat. Tochti musste immer extra zum Laufengehen kommen, damit ein Bällchenhund dabei ist. Tränen gab es auch haufenweise... "Ihich wihill (*herzzerreissend schluchz*) aber einen Ballhuhund!" Tja. Ich wollte aber keinen dritten Hund mehr. Und auch keinen Ballhuhund. Schluchz. Und dass Moki mit "seiner" total begeisterten Rose ganz toll stundenlang mit Umhängen Batman und Batwoman spielen konnte, hatte er zu den Zeiten dieser eminenten, aber zum Glück vergänglichen Familienkrise komplett vergessen. Jetzt, 5 Jahre später, liegen sie innig kuschelnd zusammen im Cosybed und gucken gemeinsam Filme auf dem Kindle. Wie sonst als zusammen kuschelnd? Es ist einfach "seine" Rose. Bällchen? Pah!
Elitär und schick sind wir gar übrigens gar nicht. Ich bin ein Dauer-Aigle-Hundeschmuddelklamottendreckspatz. Buki trägt sein Geschirr seit 8 Jahren, Rose ihres seit 5 Jahren (sie ist halt jünger). Afrikadecke besitzen wir gar keine. Die eine, die wir auf einer Ausstellung als Präsent bekommen haben, haben wir irgendwo liegen gelassen. Eine liebe Bekannte hat uns neulich sehr schöne selbstgemachte und sehr persönliche Halsbänder für die beiden geschickt () - wir fühlen uns damit fast elitär...
Problemrasse? Ja. Sie sind nicht bällchenaffin. Schluhuchz.
LG
Susanne mit Buki und Rose
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