Stimmt, Lene, ich versuch's nochmal am Ruder... Ich muss aber gestehen, dass mich die Ausführungen zum Thema Aggression wirklich schlucken haben lassen.
Nehmen wir mal zwei stark vereinfachte Fallbeispiele:
Nummer 1 ist ein Rassehundezüchter. Der kennt seine (gesundheitlich durchleuchtete) Zuchthündin Annabell mit ihren mehr oder weniger rassetypischen Eigenschaften in- und auswendig. Nun ist Annabell ein spritziger Temperamentsbolzen, der auch mal bisserl rumzicken kann. Annabells Herrchen grübelt nun, was da als Welpenpapa wohl sinnvoll wäre. Nein, den hübschen Bomber, der so gar nicht mit anderen Rüden kann, nimmt er lieber nicht - er legt keinen großen Wert auf Granatenbabies, denen die zukünftigen Welpeneltern erst mal Valium in den Frühstücksnapf kippen dürfen. Seine Wahl fällt auf den nicht ganz so hübschen, aber immens gelassenen (gesundheitlich durchleuchteten) Rüden Otto, der in allen Lebenslagen ein Fels in der Brandung ist. Wenn es die Genetik gut meint, kompensieren sich die spritzig-zickige Annabell und der gemütliche Otto in ihren Welpen.
Die Welpchen werden sorgsam aufgezogen - durchaus mit Reizen, aber dosiert. Der Züchter bemüht sich, ihnen positive Eindrücke mitzugeben, auf dass sie nach der Wurfabnahme mit einem stabilen Gerüst in ihr neues Leben tapsen können. Wenn es dennoch mal ein Problem geben sollte, können die Welpeneltern jederzeit anrufen - als gewissenhafter Züchter tröstet er seine Welpenleute auch noch mit hormonkollabierenden Pubertierenden.
Im Fallbeispiel Nummer 2 hüpft der Rüde über den Zaun (wir haben keine Ahnung, ob Typ Bomber oder eher Typ Otto) und beglückt die Dame der Nachbarschaft, die ihrerseits einem Rassemix entstammt, der nicht gerade in die Schublade "pflegeleicht" zu packen ist. Wir haben auch hier keine wahre Ahnung, ob es sich da um Typ Annabell oder sonst irgendetwas handelt. Die Gesundheitsdurchleuchtung lassen wir mal ganz weg - Mixe sind doch immer gesund.
Die Welpen kriegen Reize ab. Zwar keinen Staubsauger und keinen Fernseher - was auch nicht unbedingt kriegsentscheidend sein dürfte, aber sonst: volle Kante bei eingeschränkter Kontrolle...
Wie die "Nach"betreuung in Pubertätskrisen aussieht, kann man nicht sagen. Steht vielleicht in der Kristallkugel...
Für welchen Welpen ich mich entscheiden würde, ist klar. Bei welchem mir das Risiko in punkto irgendwelcher Aggressionspotentiale höher erscheint, dürfte auch klar sein.
LG
Susanne
Noch eine Ergänzung: Und zu dem Zeitpunkt hatte ich noch gar keine Möglichkeit, mit meinem liebevollen Umgang einzuwirken. Ich finde solche Aussagen wie "das macht der Umgang und nicht die Gene" extrem kurz gedacht. Wozu, um Himmels Willen, machen sich Züchter denn einen Kopf um das Wesen, wenn das anscheinend nur vom liebevollen Umgang der Welpenleute bestimmt wird? Das Denken können sich die Züchter in Zukunft sparen, das übernehmen dann die Welpenleute...


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