Das ist eine Frage des Respekts für die Individualität eines anderen Lebewesens. Wer hier "trainieren" möchte, lässt es an eben diesem Respekt erheblich mangeln. "Gewaltfrei" bekommt in diesem Kontext für mich ein sehr fragwürdiges Geschmäckle.
Mein erster RR, Djambo, war von Welpenbeinchen an ein Hund, der sich nicht gern anfassen liess. Er mochte das einfach nicht, wollte nicht beschmust und bekuschelt werden. Für ihn war es eine mehr als ausreichende Dosis Körperkontakt, wenn er einmal seinen Kopf auflegte, oder uns auf dem Sofa liegend mit seinen Pfoten berührte. Er wollte von sich aus auch nie ins Bett kommen - es sei denn, wir lagen nicht drin.
Ich entwickelte mit Djambo eine Art körpersprachlichen Code - wir etablierten ein Signal, mit dem wir uns darüber verständigen konnten, ob er Kontakt wollte oder nicht. Über diese Kontrollmöglichkeit für ihn konnte er sich entspannen, und Streicheln auch geniessen.
Er liess sich übrigens trotz seiner beharrlich demonstrierten Individualdistanz problemlos nach Zecken absuchen, Ohren kontrollieren, Pfoten abtasten, und TA Besuche waren ebenfalls kein Thema. Das haben wir von Anfang an mit ihm eingeübt, weil es notwendig war. Darüber hinaus sah ich keine Veranlassung, ihn zu einem Kuschelhund umerziehen zu wollen. Für mich war es das Wunderbarste überhaupt, und ein Zeichen großen Vertrauens, wenn Djambo mir, was er mehrfach täglich tat, seinen großen Kopf auf meine Schulter legte, während ich mir die Schnürsenkel band, und auf der Treppe sass.
Er starb in meinen Armen. Unsere Verbundenheit war nicht geprägt von großer physischer Nähe, und dennoch fühle ich mich ihm auch heute noch intensivst verbunden. Er war ein Wahnsinns-Hund und eine große, würdevolle Persönlichkeit.
Es war ein regelrechter Kulturschock für mich, als dann BamBam in mein Leben trat, und vom ersten Tag an klar machte, dass er auf Körperkontakt nicht nur Wert legte, sondern diesen einforderte. Der kleine Speckbauch kämpfte sich gleich in seinen ersten Stunden bei uns energisch aufs Sofa, robbte an mir hoch, knautschte seinen Kopf in meine Halsbeuge, seufzte einmal auf, und war zuhause. Er sucht permanent den Körperkontakt, und ich geniesse auch das sehr.
Jeder Hund ist anders. Aber nur weil sie ein Fell tagen, sollte man sie nicht mit Steiff-Kuschel-Tieren verwechseln, und unangemessene Ansprüche daraus ableiten, oder den Ehrgeiz, sie bezüglich ihrer Indiviualdistanz "umerziehen" zu müssen.


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