Hallo Julchen,
ich bin grundsätzlich, so lange es die Lebensumstände zulassen (Platz, Zeit, Geld u.s.w) immer für die Idee des Zweithundes. Auch ich habe mir, zusammen mit meinem Freund, zu seiner alten Hündin vor ca. einem Jahr noch einen kleinen und jungen Hund dazugeholt. Die alte Hündin starb nun leider ziemlich genau vor einem Jahr. Da wir es gewohnt waren, zwei Hunde zu haben und auch die Vorzüge gegen den Mehraufwand abschätzen konnten (oder besser dachten, abschätzen zu können) war es bald klar, dass wieder ein Hund dazu sollte. Unser Zwergpudel war damals ca. ein Jahr alt, als wir unsere jetzige RR Hündin mit 10 Wochen bekamen.
Bei Euch ist es nun andersherum. Ihr habt eine junge Hündin und möchtet einen "erwachsenen" Hund dazu, wann auch immer man das beim RR behaupten kann.
Dazu möchte ich sagen, dass Ihr im Moment anscheinend noch sehr gefordert seit mit Eurer jungen Hündin, die noch viel kennenlernen muss, Ängste überwinden u.s.w. Die Prägephase sollte sie noch nicht abgeschlossen haben, trotzdem hat sie wahrscheinlich einiges nachzuholen. Ich kenne Ihre Umstände nicht, wie sie vor Euch gelebt hat, ob Familie oder Zwinger etc. Unser Zwergpudel war damal ein knappes halbes Jahr alt. Er hatte bis dahin niemals Kontakt ausserhalb des Grundstückes der "Züchterin". Keine fremden Menschen, keine Kinder, keine Autos, laute Geräusche. Er hat noch bis heute einige Ängste, die er wohl auch nie ganz ablegen kann.
Ich würde Euch raten, die Beziehung zu Eurer Kleinen erst einmal noch etwas zu festigen. Lasst sie bei Euch ankommen, gebt ihr all Eure Aufmerksamkeit und Liebe. Bestimmt könnte ein im Wesen gefestigter Zweithund ihr in einigen Situationen weiterhelfen. Aber diese Zweithund muss auch zu Euch erst einmal eine Bindung aufbauen, sich in seiner neuen Umgebung zurecht finden. Eventuell muss auch er noch einiges dazulernen, trainiert werden. Auch ich denke, dass es sehr schwer werden wird, einen Nothund zu finden, der in allen Situationen gut erzogen und vom Wesen gefestigt von einem Halter zum nächsten Halter kommt. Alleine das dürfte ein Traumata für jeden Hund sein, aus seinem Rudel herausgerissen in ein neues zu kommen.
Ich hoffe, Ihr versteht was ich meine. Bitte überlegt, ob Ihr nicht eher aus einer Euphorie aus der Rasse RR geneigt seit, Euch einen zweiten anzuschaffen. Wenn Ihr es doch unbedingt machen wollt, dann "klopft" diesen so gut wie möglich vorher ab. Nehmt ihn vorher zum Spazierengehen mit. Wie verhält er sich gegen Eure Kleine, ist er dominant zu ihr, zu anderen? Wie verhält er sich mit anderen Rüden? Ein dreijähriger Rüde ist mitunter nicht sehr verträglich mit anderen Rüden. Was nutzt es Euch, wenn Eure Kleine dauernd zwischen den Rangeleien Ihres neuen Freundes steht?
Da ich Euch, als absolut hundebegeisterte, die am Liebsten mit einem ganzen Rudel von Hunden zusammenleben würde, nur zu gut verstehen kann, schreibe ich Euch so ausführlich, was ich dazu denke. Auch wir hatten sehr viel mehr Schwierigkeiten am Anfang mit unseren beiden, als wir es erwartet hätten. Es gab Rangeleien um die Rangfolge, die neue Hündin war sehr dominant, der Pudel sehr schüchtern, ängstlich... Vielleicht wartet ihr noch etwas, vielleicht bis sie ein Jahr alt ist oder bis ihr wisst, wie ihre Entwicklung bei Euch vorran geht.
Ich wünsche Euch alles Gute für Eure Entscheidung und viel Spass mit dem neuen, gerettetem Wurm!!
LG, Franzi mit Ronja und Cimba
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