Beim zweiten Hund wird alles anders ... ja bloß nicht! Ich hatte doch gehofft, daß es genauso wird wie beim ersten!

Ich hatte ja das große Glück, einen ersten Hund zu haben, der mich alles gelehrt hat, was ich wissen mußte. Batoka war die geborene Trainerin - von Anfang an. Schon als Welpe lehrte sie mich, daß man im Wald immer auf den Wegen bleiben sollte. Waren wir beim Pilzesuchen, versuchte sie mich stets mit besorgtem Blick auf den Weg zurückzulotsen. Sie zeigte mir, wie man anderen Hunden zu begegnen hatte und schon im Vorfeld eruierte, ob das ein potentieller Spielgefährte war oder ob man sich besser mit Ignoranz wappnete. Ladylike ging sie beim "Geschäft" hinter einen Baum oder Strauch, auf jeden Fall außer Sicht und daß man sich an einer Straße unaufgefordert hinsetzte, war ja wohl logisch. Die Alte bleibt stehen, okay, setz ich mich...
Mit diesem Hund habe ich gesprochen wie mit einem Menschen und sie hat mich immer verstanden. Wir waren ein völlig aufeinander eingeschworenes Team.
Viele hatten mich damals gewarnt - erster Hund und gleich ein RR, die sind schwer zu händeln. Pahhh - das war doch soooo einfach, ich Blödi hielt mich für den absoluten Hundeversteher, geradezu auserkoren! Viel später habe ich begriffen, daß nicht ich auserkoren war sondern Batoka!
Und weil ich ja so ein Experte war, kamen (dann schon hier in Costa Rica) RRs Nummer 2 und 3 im Doppelpack dazu. Chakka und Chakanee war wohl nicht bewußt, an welch eine Koryphäe sie da geraten waren. Da fruchtete kaum was so perfekt - bis Batoka ein Einsehen hatte und die anfangs ungeliebten kleinen Hexen unter ihre Fuchtel nahm. Von da an gings bergauf!
Immerhin - so clever, genau aufzupassen, was die Grande Dame da praktizierte, war ich denn doch. Und lernfähig bin ich auch.
Und gelernt habe ich - immens sogar! Gemeinsam haben wir die kleinen Irrwische zu vernünftigen Hunden erzogen. Wir wuchsen zusammen, gewannen Verständnis und meine Mädchen wurden einfach prima.
Und weil ich nun tatsächlich () ein Experte war, erfüllte ich mir den Traum vom kleinen Rudel. Zambo und Zulu kamen dazu. Und das war nun ein ganz anders Kaliber. Ich war kurz vor der Identitätskrise.
Zambo intereesierte sich ausschließlich für Zulu und Zulu nur für Zambo. Ineinander verknotet rollten die beiden ganztägig durchs Grundstück, bolzten, tobten und bolzten. Sie waren der gegenseitige Mittelpunkt ihres Universums und alles drumherum war nur lästiges Beiwerk. Außer wenn die Freßnäpfe klapperten - kurz inhalieren und weiter gings. Daß aus diesen völlig durchgeknallten Fellsäcken irgendwann doch noch einigermaßen vernünftige Hunde geworden sind, grenzt an ein Wunder. Aber der Weg war lang, seeeehr lang...und Batoka hat viele Steine aus diesem, meinem, Weg geräumt
Als Batoka im Februar diesen Jahres knapp 13jährig starb, habe ich viel über sie nachgedacht. Und heute weiß ich, daß ich alles, was ich über Hunde weiß, nur ihr zu verdanken habe. Dieser Hund war eine Offenbarung und nur ihr verdanke ich, daß ich heute einigermaßen relaxt mit meinen Wachulken leben kann.
Beim zweiten Hund wird alles anders? Tja, stimmt - es wurde anders und das war auch gut so. Aber manchmal ist es doch der erste Hund, der die Weichen stellt, der uns impliziert, was gut und richtig ist und uns befähigt, Erlerntes weiterzugeben - zum Wohl seiner Nachfolger. Wenn wir es kapieren, natürlich, und auch annehmen und begreifen, daß Mensch nicht zwingend die Krone der Schöpfung ist - nicht in jedem Falle jedenfalls.

LG
Heike