Hallo Nevi,

grundsätzlich kann ich sagen, dass es durchaus Hunde gibt, die zum Mobben neigen.
Da muß man ein sehr sehr wachsames Auge haben und ganz genau hinschauen.
Immer wieder gucken, ausprobieren, trainieren ist sicher absolut richtig, es kann aber durchaus sein, dass es leider nicht immer und nicht mit jedem Hund funktioniert.
Und das muß es auch nicht.
Wichtig und entscheidend ist, dass man erkennt, dass nicht jeder Hund mit dem Erwachsenwerden Spaß mit jedem anderen Hund hat und das auch nicht haben muß.
Wir haben eine große Runde von RR`s, die seit Welpen-/Junghundalter miteinander laufen und miteinander erwachsen geworden sind.
Wir konnten hier viereinhalb Jahre lang ganz prima die Entwicklung vom Trupp junger Hunde, die sich alle sehr mochten und irgendwie alle miteinander befreundet waren hin zu erwachsenen Einzelgängern angucken, das ist spannend.
Wie sich die einzelnen Charaktere herauskristallisiert haben, war wirklich toll.
Vor allem, dass wir das über so lange Zeit mit immer denselben Hunden verfolgen durften, war echt Gold wert.
Noch heute laufen sie gemeinsam, wir verbringen auch schonmal die ein oder andere Feier oder einen Urlaub oder ein Wochenende zusammen.
Es gibt in dieser Gruppe Freundschaften, verschworene Teams, es wird auch schon mal gemobbt und dann abgebrochen.
Wir haben mit unseren Hunden zusammen gelernt, sehr genau hinzusehen.
Mein eigener Rüde ist auf den ersten Blick mehr der Typ Einzelgänger, er hält sich grundsätzlich fern von Tobereien, die auch heute noch stattfinden, läßt die anderen machen.
Ist aber immer präsent, wenn es ihm zu "bunt" wird und geht ab und an auch schonmal dazwischen, wenn ein wildes Spiel in`s Mobbing zu kippen droht.
Da reicht es tatsächlich, dass er einfach mit erhobener Rute trabend, ohne links und rechts zu gucken, an den anderen vorbeiläuft.
Es wird sofort abgebrochen.
Als einziger intakter Rüde hat er halt klar die Poolposition.

Richtige Freunde hat er einen Rüden, das ist aber auch sein allerallerallerliebster Hundefreund.
Von dem ist er beim ersten Kennenlernen im Alter von 8 Monaten richtig verdroschen worden, danach waren die beiden allerdings ziemlich schnell die dicksten Freunde.
Wir haben die nächsten Treffen entsprechend gestaltet und genau geguckt, war nach dem ersten Mal dann alles super.
Die beiden sind gemeinsam `ne echte Bank.
Darüberhinaus mag mein Rüde eine Hündin sehr sehr gerne, wenn er mit ihr zusammen läuft und nur die beiden alleine unterwegs sind, sind sie wie ein altes Ehepaar.
Man sieht sehr genau, wie vertraut die beiden miteinander sind.
Mit intakten Rüden ist es da schon etwas ganz anderes.
Die, mit denen er zu Junghundzeiten problemlos zurecht kam, sind heute nur mit sehr viel Management zu treffen.
Auch das halte ich für eine normale Entwicklung, er ist ein voll erwachsener, intakter Rüde, da ist es halt schwierig, einen anderen intakten Rüden über einen längeren Zeitraum im Dunstkreis zu dulden.
Er hat mit anderen Hunden grundsätzlich keine Probleme, mit intakten Rüden wird aber völlig anders umgegangen als mit allen anderen.
Vollkommen normal.
Enge Räume vermeide ich dann, ebenso bleiben wir besser immer in Bewegung und haben eher drei als zwei Augen auf den Hunden.

Es kommt halt die Zeit, wenn die Jungs voll erwachsen sind, dann funktionieren bestimmte Begegnungen eben nur noch begrenzt.
Weshalb sollte er auch andere intakte Rüden dauerhaft in seinem Dunstkreis dulden und mit denen womöglich spielen?
Wichtig ist mir, dass Begegnungen gesittet ablaufen und Fremdhunde akzeptiert werden.
Gerne darf gebrummt, gepinkelt und gescharrt werden, geprügelt wird sich nicht.
Und gerne darf auf Spaziergängen auch Abstand gehalten werden, kein Problem.
Man muß halt immer genau gucken, ob und wenn ja WAS der Hund von bestimmten Begegnungen hat.
Meinem Rüden können andere intakte Rüden gestohlen bleiben.
Da überlege ich dann sehr genau, wenn ICH mich mit deren Haltern treffen möchte, um mal wieder zu quatschen oder so, ob er mitkommt oder zu Hause bleibt.
Was nützt mir das netteste Treffen, wenn ich permanent Management betreiben muß?
Das ist sehr anstrengend für alle Beteiligten und unnötig.

Ich sehe es genau wie Du, Nevi, wenn es dauernd in Angst für den anderen Hund ausartet, dann kann man da nix mehr klären und gucken, ob es doch irgendwie geht. (s.o.)
Es gibt eben Hunde, die kriegen erst richtig Spaß, wenn sie merken, dass der andere kuscht und wegläuft.
Mobbing macht halt auch Hunden durchaus Spaß.....mitunter.
Und da sollte man rechtzeitig abbrechen und nicht erst dann, wenn beim anderen die Rute schon an der Nasenspitze hervorguckt.
So etwas wird nämlich auch ganz schnell ein echter Selbstläufer und ist für alle Beteiligten unschön.
Und kann auch schnell mal zu noch unschönerem Verhalten führen.

Genau hingucken und den passenden Zeitpunkt finden ist nicht ganz einfach, aber auch nicht ganz schwer.

LG, Suse