Guten Morgen!
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen, und die angenehme Diskussion.
Lenchen, ich denke, dass Du da einen wichtigen Punkt anschneidest - meines Erachtens hat sich die Rolle, die ein Hunde heute im Leben (s)eines Menschen spielen soll, stark gewandelt, und auch das führt zu Problemen. Hunde
--> haben heute häufig keine Aufgabe mehr, und dürfen auch in den Augen des Umfelds gar keine Aufgabe mehr wahrnehmen, obwohl sie tatsächlich Spezialisten sind.
--> ihnen begegnen auf der anderen Seite Rollenerwartungen, die sie nicht erfüllen können, und die missbräuchlich sind,
--> es wird voraus gesetzt, dass sie sich Erwartungen gemäss, die teilweise völlig am Wesen Hund vorbei gehen, verhalten,
--> gleichzeitig fehlt es an Zeit und Bereitschaft, überhaupt Lernprozesse und Entwicklungen zu ermöglichen - auf beiden Seiten.
Die Enttäuschungen und Frustrationen, die dieses Missverhältnis auslöst, können zu weiteren Misshandlungen, und letztlich dann dazu führen, dass die Dinge aus dem Ruder laufen.
Mensch soll funktionieren, insbesondere in der Arbeitswelt häufig unter eklatanter Missachtung seiner Bedürfnisse - Hund ergeht es ebenso.
Hinzu kommt oft der Statusaspekt - jeder will alles haben, es soll alles machbar sein, und möglichst toll und toller. Das Bild, das Image, die Symbolkraft sind wichtiger als die tatsächliche Auseinandersetzung, sei es nun mit einem Thema oder einem Lebewesen. Dazu passt für mich die Entwicklung, dass Leben zunehmend virtualisiert, und letztlich zu einem Leben aus der Retorte wird, zu einer mittelbaren, wenig haptischen Existenz, die sich immer mehr in Ideen statt Taten, in Gedankenwelten anstelle von aktiv und sinnlich gestaltetem Leben mit echten, unmittelbaren Interaktionen wandelt.
Tiere wie Hunde machen Mensch da sehr zügig einen Strich durch die virtuell zartrosa gefärbte Rechnung, denn denen ist virtuell ziemlich Hupe.
Phineas & berki, Zucht/Vermehrung ist mit Sicherheit ein ganz entscheidender Faktor - aber ich denke nicht, dass ich diesem Faktor gerecht werde, wenn ich mich darauf konzentriere, Schuldzuweisungen vorzunehmen. Letztlich muss es doch darum gehen, dass jeder Verantwortung übernimmt, und im Rahmen seiner Möglichkeiten andere dazu motiviert, das ebenso handzuhaben.
Cathy, Dir vielen Dank für die konkreten Beschreibungen aus der Arbeit für und mit RR in Not. Ich fände es toll, wenn Du und andere, die selbst einen "auffällig gewordenen" Hund aufgenommen haben, aus der praktischen Erfahrung heraus, und aus den Geschichten, die Ihr begleitet habt, etwas zur Prognose beitragen könntet - wie kann sich nach einem oder mehreren solcher Beissvorfälle die Sache entwickeln, wenn Mensch bereit ist, mit seinem (Not)Hund zu arbeiten?
Ich denke, dass es diesbezüglich bei vielen Menschen sehr große Ängste gibt, die zum Teil aber möglicherweise darauf beruhen, dass sie mangelhafte Vorstellungen von dem haben, was sie an "Arbeit" erwartet, und vor allem sicherlich dahingehend, welche sozial_kompetenten Anforderungen an sie gestellt werden.
Welche Hilfen bekommt ein Mensch, der sich dazu entschliesst, einen Nothund aufzunehmen? Steht er nach Übernahme "allein im Regen", oder wird er weiterhin betreut? Mit welcher Unterstützung kann er rechnen?
Nochmals vielen lieben Dank für jeden Eurer Beiträge.


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