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Thema: Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

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  1. #1
    Registrierte Benutzer - unmoderiert Avatar von berki
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    Standard Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

    Hallo,
    wir hatten heute morgen die Horrorvorstellung.
    Ich wollte mit meinen beiden Hunden zum Spaziergang aufbrechen und habe sie zur Kellertür rausgelassen, von wo sie wie gewohnt in den unteren Teil des Gartens, den Obstgarten gelaufen sind, um sich zu lösen. Es war sofort ein Riesengetöse zu hören, als ich nach lediglich einigen Sekunden dazu kam, hatten die beiden bereits ein Reh erlegt, dass sich auf unser komplett eingezäuntes Grundstück verlaufen hat. Ich habe die beiden mit Mühe und Not von dem schwer verletzten Tier weggezogen, ins Auto gesperrt und den Jagdpächter angerufen. Der konnte leider den jungen Rehbock nur noch erlösen.
    Rechtlich hat das Ganze keine Konsequenzen, da sich die Hunde im eigenen, eingezäunten Garten befunden haben, erschütternd ist es trotzdem, da man seinen Haustieren solch zielgerichtetes Tötungsverhalten eigentlich nicht zutraut (obwohl man natürlich weiß, dass das ein normales Verhalten für ein "Landraubtier" ist). Und total leid tut es einem natürlich für den Rehbock.
    Was mich interessiert: Hat hier schon jemand erlebt, dass sein Hund einen Jagderfolg hatte und wie hat sich dieser auf sein späteres Verhalten ausgewirkt (in Hinsicht gesteigerter Jagdtrieb, überhaupt noch Möglichkeit zum Freilauf etc.)?
    Ich gehe jetzt erst einmal nur noch ins Hundespielgebiet und meide jegliche Gegend, in der ich auf Jagdwild treffen könnte, bzw. leine sie dort an.
    LG aus Hattingen, Thomas
    Möge der Wind in Deinem Rücken nicht Dein eigener sein!

  2. #2
    Mathuni
    Gast

    Standard AW: Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

    Hallo, Thomas! Das ist wirklich die absolute Horrorvorstellung...
    Mit ganz direkten Erfahrungswerten kann ich dir insofern nicht weiterhelfen, weil meine beiden - zum Glück - noch keinen Jagderfolg in der Form hatten, dass sie wirklich das Tier erwischt haben. Allerdings fällt bei Rose zum Beispiel auch schon das Hetzen an sich in die Kategorie Jagderfolg, weil das Hetzen alleine für sie derart selbstbelohnend ist, dass sie danach noch tagelang wie im Rausch ist (ich hab da was im Kopf, dass ein heftiger Adrenalinstoß den Körper und die Sinne noch tagelang in Aufruhr versetzt - stimmt das?).

    Mich hat die Situation jetzt allerdings eine Weile gedanklich auch aus einem ganz anderen Grund beschäftigt. Kann es sein, dass sie zu zweit - also im Rudel - eher bereit sind, wirklich an das Tier zu gehen? Buki war z. B. in all den Jahren eigentlich nie auf "Beute" aus, ihm ging es sowohl beim Jagen als auch beim Wachen vornehmlich nur um das Stellen und das Fixieren. Sein Job war für ihn sozusagen erledigt, wenn das Reh/der Fuchs/der Oberförster/der unbefugt eingetretene Telekom-Vertreter nicht mehr auskonnte, auf Körperabstand unter Kontrolle war und man nun an Susi abgeben konnte, damit sie in Ruhe das Gewehr anlegen kann (hatten wir nicht oft, aber ein paar Mal doch - good job, good boy!). Er ist da eher handlungsorientiert. Als Rose noch ganz welpig war und keine 5 Meter von meinen Beinen wegging, hat er ein Stück abseits im Ackergraben ein vom Weg aus nicht zu sehendes angefahrenes Reh gefunden, sich in einigem Abstand plaziert und immer wieder Laut gegeben, bis ich angelaufen gekommen bin. Klein-Rose blieb derweil mit meiner Tochter auf dem Weg. An das Reh ist er nicht hingegangen (wir haben damals auch sofort den Jagdpächter verständigt, der das Reh erlöst hat).

    Rose tickt anders, die ist mehr objektfixiert und will schon direkt ran an das Jagdobjekt, ich könnte aber nicht sagen, was sie letztendlich mit einer "Beute" machen würde. Von den Hühner des früheren Nachbarn hat sie ja ein paar Mal welche erwischt, die ließen aber "nur Federn" und hatten keinen Kratzer (allerdings hatten sie natürlich schon den Eierlegeverweigerungsschock, der bei uns im Dorf dann immer in Naturalien - sinnigerweise mit Eierlikör - entschädigt wurde). Auch als sie in einem günstigen Moment über die Nachbarskatze herfiel und das ganze wirklich zu einem üblen Fight ausartete, war nur die Rose saftig verkratzt - und hatte nebenbei noch ein Wahnsinnsglück wegen ihrer Augen. Die Katze hatte nichts. Nullkommanichts außer einem nassen Fell, weil Ritter Sir Bukilot sie schlußendlich zur Abkühlung in den Bach nötigte.

    Im Zweierpaket bzw. Rudel bekommt das alles eine ganz andere Dynamik - finde ich zumindest. Ich bin mir so gut wie sicher (sagen wir mal 99,5%ig aus 10 Jahren Erfahrung mit Buki), dass Buki ganz alleine in so einer Situation, wie sie bei euch passiert ist, nicht an das Reh gehen würde. Er würde bellen und treiben und stellen und hätte es wahnsinnig wichtig, aber er würde das Reh nicht verletzen. Mit Rose zusammen schwindet meine Sicherheit rasend dahin. Bei Rose alleine wäre ich sowieso nicht so recht sicher und mit Buki zusammen schon gleich gar nicht mehr, weil sie mit ihm im Hintergrund ja gerne mal zu Wonderwoman mutiert. Ich denke, im Zweierpaket hätten meine so reagiert wie deine beiden...

    Ich würde zwar nicht sofort (wegen meines Hausfrauenwissens bezüglich des Hormonhaushaltes), aber möglichst bald in Wildgebiete gehen - natürlich mit gesicherten Hunden, was du ja momentan sowieso machst - und sie nicht allzu lange meiden. Eben weil man da viel besser als im wildfreien Hundespielgebiet merkt, ob sich das sensorische Interesse gegenüber Wildeindrücken merklich gesteigert hat und eine gewisse Focussierung auf selbige passiert. Das merkt man ja ganz gut. Und dann kann man auch wieder gegensteuern. Ich würde z. B. auch darauf gucken, wie die beiden ihre Sensorik miteinander austauschen - das ist oftmals auch nicht uninteressant. Ich glaube nicht, dass der Status Quo einer guten Erziehung mit so einem Vorfall komplett erschüttert wird, aber zeitnah dranbleiben hilft da sicher. Und mal wieder neu hingucken schadet ja auch nie. Die Verhaltensänderung nach Jagderfolg merkt man je nach Hundepersönlichkeit vielleicht schon im Hundespielgebiet, weil der eigene Hund da auch bisserl vehementer anderen Hunden bezüglich mancher Jagdsequenzen wird, aber am besten - ist mir einfach persönlich die bevorzugte Variante - merkt man es an Wild.

    Ich denke, dass ein Hund, der schon mal Beute gemacht hat, längerfristig nicht unbedingt schneller oder unkontrollierter als ein Hund abgeht, der die Erfahrung noch nicht gemacht hat. Aber ich kann mir vorstellen, dass er - so er denn die Gelegenheit hat - die jagdlichen Sequenzen in ihrer Abfolge wesentlich ziel- und objektgerichteter ausführt. Die Chance des relativ sorglosen "Oooops, jetzt hab ich gerade nicht aufgepasst, aber es ist ja nix passiert", wird nach einem derartigen Vorfall sicher geringer. Und mit einem Zweierpaket sowieso *find*.

    Von Herzen gute Verdauungswünsche für einen Morgen, wie ihn keiner von uns allen haben will. Ganz liebe Grüße

    Susanne
    Geändert von Mathuni (02.05.2015 um 00:52 Uhr)

  3. #3
    Basihma, Billie und Nafia Avatar von Rosemarie Karsten
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    Standard AW: Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

    Guten Morgen Thomas,

    das ist der Alptraum schlechthin..

    Wenn das Tier schwer verletzt war, so haben sie es gerissen.
    Möglicherweise wäre das Ganze etwas anders gelagert, das Reh
    wäre durch spielerisches Gebahren der Hunde an Herzinfarkt gestorben
    und sie hätten es anschließend "nur" verwundert beschnuffelt..

    Hinzu kommt, dass das Reh sich auf dem Kernterritorium deiner Hunde
    befunden hat!

    So, wie es aussieht, hast du zwei Jäger allererster Güte.
    Im Doppelpack, sprich in der Rudeldynamik noch mal
    viel viel ernstzunehmender.

    Du wirst sie nicht mehr frei laufen lassen können.

    Die Gefahr, dass so etwas noch mal passiert ist aufgrund des
    selbstbelohnenden Charakters ziemlich hoch und wahrscheinlich.

    Die Chance, einen Hund nach derlei Jagderfolg am Wild händelbar
    zu machen, ist nur noch halb so hoch, wie wenn er diesen Jagderfolg
    nicht gehabt hätte.

    Ein Trainer mit großartigen Nerven hätte möglicherweise anders reagiert
    und die Hunde nicht einfach vom erlegten Wild weggezerrt... ( ich möchte
    das hier nicht weiter ausführen..) .. aber wer kann / macht das schon..

    Deine Hunde werden sich zukünftig am Wildreiz noch viel zielgerichteter
    und noch selbstständiger verhalten.

    Natürlich kannst du probieren mit gezieltem Training gegenzusteuern.
    Ich in deinem Fall würde das natürlich machen.

    Ob der Trainingserfolg allerdings ebenso hoch ist, wie bei noch nicht vorhandenem
    Jagderfolg, bezweifle ich.

    .. erholt euch von dem Schrecken.. und leine die Hunde besser kontinuierlich an
    bzw lass sie nur noch im eingezäunten Gelände laufen.


    LG Rosemarie
    Geändert von Rosemarie Karsten (02.05.2015 um 08:26 Uhr)
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  4. #4
    Registrierte Benutzer - unmoderiert
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    Avatar von berki
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    Standard AW: Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

    Vielen Dank schon mal,

    dass die Bereitschaft, einen Konflikt offensiver zu gestalten, im Rudel erheblich höher ist, sehe ich auch ganz klar so.
    Batuuli ist allein zu unsicher, um aktiv zu handeln. Ist Kijani aber in der Nähe, geht sie mit ihm im Rücken spontan nach vorne.
    Kijani wiederum hat vorher (mit Ainka, die überhaupt nicht jagte und dann auch allein) überhaupt keine körperlichen Auseinandersetzungen gehabt. Er hat total souverän alles durch seine Präsenz geregelt.
    Er hat Jagdtrieb, was wir zweimal, als wir unerwartet auf Rehe getroffen sind, beobachten konnten, hatte aber bei diesen beiden Gelegenheiten nur Spaß am Rennen. Er hat eine derartig hohe Startgeschwindigkeit, dass er innerhalb von 50 bis 100 Meter ein Reh eingeholt hat (keine tolle Fähigkeit im Zusammenhang mit obigem Vorfall!). Bei den beiden Malen hat er beim ersten Mal das Reh überholt, sich quergestellt, es auflaufen lassen und kam ganz fröhlich zurückgetrabt, ohne das Reh auch nur zu beschnuppern. Beim zweiten Mal ist er auf einem Riesenfeld direkt neben unserem Garten am frühen Nachmittag (keine Zeit, zu der man Rehe im Freien vermutet) auf 3 Rehe gestoßen, hat sie auch sofort eingeholt und ist ca. 200 Meter mitten im Rudel mitgelaufen, ohne auch nur eine Tendenz, eines der Tiere zu berühren. Auch dort hat er dann abgedreht, bevor er mich aus dem Sichtfeld verloren hat, und ist zurückgekommen. Wir haben natürlich auch danach noch Wildkontakte gehabt, aber da war er erziehungsmäßig schon so weit, dass er sich abrufen ließ. Die Abrufbarkeit hat sich mit dem Erscheinen von Batuuli leider komplett erledigt (auch, wenn sie an der Leine ist- es reicht schon, dass sie gegen die Leine durchstartet).

    Seit ca einem Jahr laufen die Beiden abwechselnd an der Leine, auch im Hundespielgebiet ist immer nur einer der Beiden im Freilauf, um eben die entstehende Rudeldynamik zu verhindern (die eindeutig von Batuuli gestartet wird, Kijani fliegt dann als ausführende Instanz dazwischen).
    Momentan beobachte ich ihr Verhalten nach dem Vorfall eher mit Erstaunen: Batuuli ist bei beiden Spaziergängen gestern im Hundespielgebiet erheblich entspannter anderen Hunden gegenüber gewesen, hat sich sogar ohne zu brummeln geduldig von anderen großen Hunden beschnuppern lassen. Beide haben den unteren Teil des Gartens gestern nur vorsichtig beobachtet, ich hätte vermutet, dass sie, um solch einen Jagderfolg zu wiederholen, mit Tempo das Gelände stürmen (wenn man sie lässt).
    Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass sie selbst mit dem Geschehenen nicht ganz so glücklich sind, --und man ist auch realistisch genug, das jetzt nicht für einen Dauerzustand zu halten.
    LG Thomas
    Geändert von berki (02.05.2015 um 09:05 Uhr)
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  5. #5
    Basihma, Billie und Nafia Avatar von Rosemarie Karsten
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    Standard AW: Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

    Manches hängt einfach auch mit dem unbewussten Focus des Hundehalters bevorzugt auf einen der beiden Hunde zusammen. Der andere Hund lernt ganz schnell, dass er mit bestimmtem Verhalten den Focus wie gewünscht bekommt.

    Dass die Hundchen im Garten zurückhaltend waren kann mit der Einwirkung des Menschen zusammenhängen, die ja wahrscheinlich etwas "knackiger" war, als wenn man die Hundchen nur vom Schnuppern am Grasbüschel zurückholt..

    Die Entspannung im Auslauf kann möglicherweise damit zusammenhängen, dass so eine jagdliche Aktion sehr Kräftezehrend ist und die Hunde sich jetzt vielleicht noch in der "Erholungsphase" befinden.

    .. schade, dass wir mit unseren Hunden nicht in der "Prärie" leben...


    LG und einen entspannten Wochenendbeginn mit euren Fellnasen
    Rosemarie
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  6. #6
    Registrierte Benutzer - unmoderiert Avatar von Asani Hekima
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    Standard AW: Verhaltensänderung nach Jagderfolg?

    Hallo Thomas

    Das ist ja eine doofe Situation. Wer rechnet denn auf dem eigenen eingezäunten Grundstück mit so was.


    Mir selber ist das zum Glück noch nie passiert. Von den Leuten die ich kenne deren Hunde schon mal Wild gerissen haben, liefen die Hunde in der Folgezeit nie wieder frei in gefährdeten Gebieten.
    Die Hunde waren einfach dauernd auf Zack und die Gefahr eines erneuten Versuches mit Erfolg wäre zu gross gewesen.

    Meine persöniche Meinung ist ebenfalls; hat ein Hund mal mit Erfolg gejagt ist die Gefahr einer Wiederholung viel zu gross.
    Gruss aus der Schweiz
    Dany


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