Marlies, ich hatte geschrieben, dass ich eine öffentliche Datenbank für Jedermann (unabhängig davon, ob er irgendwie eine Ahnung hat oder nicht) mit Züchternennungen als völligen Unfug empfinde. Ich hab mir die Mühe gemacht, das auch zu begründen. Tut mir leid, wenn du das ganze Post auf diese zwei Wörter reduzierst und der Rest wohl nicht verständlich war...
Ich habe zwei DCM-Hunde. Hier im Forum kann man durchaus herausfinden, woher meine beiden Hunde stammen. Dazu muss man sich nur die Mühe machen, das Archiv gründlich zu durchstöbern. Wenn man erfolgreich war, kann man mit ein wenig Zusatzmühe auch die detaillierten Linien beider Hunde in den Weiten des Internets finden. Da besteht jetzt nicht unbedingt allerhöchste Geheimhaltungsstufe.
Warum ich das trotzdem nicht einfach silbertablettmäßig mit sämtlichen Daten in eine öffentlich zugängliche "Datenbank" reinhaue? Weil geschätzt mindestens 50% der potentiellen "Datenbank"-Nutzer nicht wissen, was DCM überhaupt ist. Und von den restlichen 50% wissen 30% nur, dass das eine Herzkrankheit ist, die erblich bedingt sein kann (oh, Gott, ERBLICH! Nein, da holen wir sicher niiie einen Welpen!). Die ersten 50% googeln schnell mal bisserl und gesellen sich dann zu den anderen 30%.
Ganz fatal ist im Zusammenhang mit einer Datenbank, die etwas aussagen soll, das Wort "kann". DCM kann nämlich auch entstehen, wenn der Hund Ernährungsmängel hat. DCM kann entstehen, wenn der Hund Borreliose hatte. DCM kann entstehen, wenn der Hund ein unentdecktes Zahnproblem hat. DCM kann entstehen, wenn der Hund Lungenwürmer hat (die weder mit Kotproben noch mit normalen Wurmkuren erfasst werden). Um wenigstens eine halbwegs gesicherte Aussage darüber zu machen, ob eine primäre oder sekundäre DCM vorliegt, braucht man vor allem Daten - möglichst vollständig. Diese Daten setzen sich zum ersten aus kardiologischen Befunden mitsamt ihrer zeitlichen Veränderlichkeit, zum zweiten aus einer genauen Beobachtung der kompletten Krankheitschronologie des Hundes mitsamt jeglicher Überprüfung möglicher anderer Krankheitsauslöser und zum dritten (last but not least!) aus elementar wichtigen und möglichst vollständigen Vergleichsdaten der hundlichen Verwandtschaft zusammen. Diese Daten gehören in eine derartige Datenbank mit rein, damit sie überhaupt etwas nutzt. Ohne diese Daten kann man nicht bewerten. Ausser vielleicht mit einer sehr zuverlässigen Kristallkugel...
Wer sie sind, die Züchter, die auch nach dem 5. Lebensjahr noch Aussagen über den Gesundheitszustand ihrer Nachzucht machen können? Die meiner beiden "Prestige-Hunde" (hier ist Prestige doch als VDH zu interpretieren, oder versteh ich da was falsch?). Buki ist 11 Jahre, Rose ist 6 Jahre alt. Buki ist nicht mal ein richtiger Prestige-Hund, weil er als einmaliger VDH-Eltern-Unfall weder Prestige-Papiere noch Altpapier bekommen hat und er ist trotzdem irgendwie ein Vereinshund, weil er und seine Verwandtschaft halt fci-nachvollziehbar sind. Wer immenses Interesse am Krankheitsverlauf der beiden hat? Meine Züchter. Wer klappert die auch nicht mehr gerade frischgeschlüpften Geschwister wegen Daten ab? Meine Züchter. Wer sammelt, verfolgt und kritisiert auch mal (berechtigt) meine Datensätze von den Hunden, die beide älter als 5 Jahre alt sind? Diese "überteuerten" Prestige-Vereine... Und das sogar ganz kostenlos.
Man munkelt, dass in dem Prestige-Preis vielleicht noch bisserl mehr drin ist als nur der Tausch "zackzack-süßer-Welpi-einer-macht-ordentlich-was-her-Rasse-gegen-Geld". Ich mutmaße so ganz für mich, dass eigentlich gerade eher die, die irgendwo und günstig kaufen, vornehmlich aufs oberflächliche Prestige aus sind.
Wo ich nochmal einen Welpen holen würde? Bei genau den Züchtern meiner DCM-Hunde. Buki, the farmdog, ist eigentlich aussen vor, weil er ja eh ein einmaliger Unfall war und sich aus dem Unfall auch keine neue Ridgeless-Linie entwickelt hat. Aber ich bin halt mit einem potentiell genetisch kranken Hund nicht gegen eine Wand gefahren. Ganz im Gegenteil. Gerade jetzt im kranken Alter des Seniors ist mir Bukis Züchtermama eine der allerwichtigsten Stützen. Und auch so mancher Vereinsmensch hilft emotional, fachlich und auch kritisch - selbst bei diesem papierlosen Köter. Tja, und das Röschen, the huntress? Ihr geht es ganz prima. Sie ist - auch und vor allem dank der Züchterin - ein sehr früh erkannter DCM-Hund, was bei DCM ungefähr schon mal mindestens drei Viertel der Miete ist. Und obwohl bei Rose aufgrund der Daten (Daten. Nicht "Daten".) alles auf eine sekundäre DCM hinweist, wird da mit einer Weiterführung der Linie sehr sorgsam umgegangen.
Nein, der Unterschied liegt nicht nur in marginalen äußerlichen Unterschieden und der Wahrscheinlichkeit von Gesundheit und Wesensfestigkeit. Und das hat mit Prestige herzlich wenig zu tun.
LG
Susanne


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oh, Gott, ERBLICH! Nein, da holen wir sicher niiie einen Welpen!). Die ersten 50% googeln schnell mal bisserl und gesellen sich dann zu den anderen 30%.

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