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Thema: RR objektiv betrachtet

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  1. #1
    Registrierte Benutzer - unmoderiert Avatar von Brigitte Kiel
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    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Gesundheit sollte ganz klar im Vordergrund stehen.
    (Größe, Gewicht, DS...)

    Ebenso wichtig, ist aber den Fokus auf das Wesen des Ridgebacks zu legen.
    Hier in Deutschland kann niemand einen "typischen" Ridgeback "gebrauchen".
    Jagdtrieb extrem, ausgeprägten Schutztrieb, Unverträglichkeit - führt dazu das zu viele Hunde in den Auffangstellen oder Tierheim landen oder ein schlechtes Leben führen.

    Jeder Züchter, der darauf umstellt und Wert legt und nicht die typischen Afrikaner anpreist, gehört bevorzugt.

    Leider kann das Wesen auf Ausstellungen nicht beurteilt werden, aber das will ja keiner ändern.
    Ich habe Hunde im Ring laufen sehen, die keinen Mucks machen und außerhalb kaum zu händeln sind.

    Samu ist auch zu groß und zu dunkel, immerhin ein Leichtfuß - hat aber einen wunderbaren Charakter - das konnte ich von meinen ersten Ridgebacks (1998 und 2002) so gar nicht behaupten. Die waren fast Standard aber "typisch" Ridgeback. Geliebt hab ich sie trotzdem und vermisse sie.

    VG Brigitte mit Shari & Samu

  2. #2
    Mathumuni
    Gast

    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Wo fang ich an...?

    Vielleicht mal mit dem Wesen. Der Standard zum Wesen wortwörtlich: "Würdevoll, intelligent, Fremden gegenüber zurückhaltend, aber ohne Anzeichen von Aggressivität oder Scheu." Nicht weniger steht da - aber vor allem auch nicht mehr. Ich finde, das klingt eigentlich genau nach dem, was einen ja am RR (außer der Optik) mal generell fasziniert oder faszinieren könnte. Zumindest meine Erstbegegnung mit einem RR war dergestalt, dass sich vor allem das im Standard beschriebene Wesen bei dieser Hündin gezeigt und mich nachhaltig an diese Rasse gebunden hat. Im Standard steht nix von Unverträglichkeiten oder extremem Wach- oder Jagdtrieben. Die Genese der Rasse mag das teil- und verständlicherweise noch mit sich bringen - aber mit dem Standard haben diese hier im Luxuskötercountry unerwünschten Eigenschaften per se einfach nix zu tun. Ein "ursprünglicher" RR (den man vor allem als komisches Werbekonstrukt so mancher Züchter und "Züchter" findet) ist nicht zwangsläufig ein Standard-RR. "Ursprünglich" ist nicht gleich automatisch "im Standard". Und die im Standard aufgelisteten Wesenseigenschaften finde ich durchaus - selbst für deutsche Verhältnisse und Luxusköter - durchaus händelbar, wenn nicht sogar erstrebenswert. Und so gar nicht altmodisch...

    Der nächste Punkt: Vielleicht mal das leidige Größen- und Gewichtsthema. Suse hat den Rest vom Zitat weggelassen, ich bin so frei, es auch mit der Nachkommastelle zu zitieren: "Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist."
    Zum Gewicht klau ich jetzt eine erschlaute Erkenntnis aus dem Buch (wie gesagt, ich finde es lesenswert und das Geld dafür auch besser invenstiert als für das hundertdröflte Halsband): Die Gewichte des Standards erscheinen auch der Autorin definitiv zu niedrig. Sie hat dazu recherchiert und mit vielen Züchtern gesprochen. Das Gewicht ist im Gegensatz zum Wesen wohl eher sehr antiquiert und beschreibt Hunde "in hunting condition", die mit dem heutigen Leben der RRs nicht mehr viel gemein haben. Die Größe sieht sie wesentlich strenger, zumal die sich gerne vererbungsmäßig (dazu kann man übrigens noch mal auf ein Halsband verzichten und Irene Sommerfeld-Sturs "Rassehundezucht" lesen, wenn man mag) hochpotenziert.

    Zur Farbe im Standard: "Hell weizenfarben bis rot weizenfarben. Ein wenig Weiss an der Brust und den Zehen ist statthaft, ausgedehnte weisse Behaarung hier, am Bauch oder oberhalb der Zehen ist unerwünscht. Ein dunkler Fang und dunkle Behänge sind statthaft. Zu viele schwarze Haare im ganzen Fell sind äusserst unerwünscht." Da steht nix von dark red wheaten oder gar mahagoni. Zu mahagoni gibt es (mit Bild) im Buch folgendes Zitat: "Mahagoni - gut für Möbel. Schlecht für Ridgebacks." Mein Reden seit anno dutt... Ihr habt natürlich recht - die Dunklen sind bzw. waren auf dem Vormarsch, so langsam kehrt es sich zum Glück modisch ja um. Wenn man den RR nur noch wegen der Neufundländergröße und dem Ridge vom Schokolabbi unterscheiden kann, dann ist es halt kein RR mehr.

    Tja, und dann gibt es noch die Gesundheit. Da muss man natürlich unterscheiden, aber es gibt tatsächlich eine funktionale Gesundheit, die an die Anatomie gebunden ist. Ein RR mit deutlich zu steiler Hinterhand wird über die Jahre gesundheitliche Probleme bekommen, ein Hund mit zu wenig Brustkorb hat den Raum nicht mehr für das Atemvolumen, dass ein ausdauernder Laufhund eigentlich haben sollte. Etc. pp. und sehr lang über Zähne und Augen und eigentlich jedes Körperteil fortsetzbar.

    Der Standard hat mit der Liebe zum persönlichen Einzelhund nichts zu tun. Ich halte ausschließlich Ridgeless RR und damit sind wir völlig out of standard. Ich schwör, ich liebe jeden einzelnen meiner fehlerhaften RRs ganz unbeschreiblich und empfinde jeden meiner drei als den tollsten und besten RR. Aber ich liebe die Rasse als solche eben auch - sogar ridgetragend. Und die kann nur in "funktionaler Gesundheit, Typ und Temperament" (Zitat Buch) bestehen bleiben, wenn man den Standard nicht ignoriert. Dazu muss man ihn aber erst mal - auch und vor allem in seiner Funktionalität - kapieren (was natürlich durchaus auch bei manchen Richtern angezweifelt werden darf). Und beim Kapieren hilft das Buch ganz ungemein.

    LG
    Susanne

    P.S.: Rose, Inigo und Jazeem haben auch eine Meinung, die ich euch nicht vorenthalten möchte, daher gibt es noch einen Bildanhang zum Schmunzeln.


    bk1.jpgbk2.jpgbk3.jpgbk4.jpgbk5.jpg
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  3. #3
    Registrierte Benutzer - unmoderiert Avatar von marlies
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    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Brigitte spricht es an: D E R RR, so wie er gezüchtet wurde, ist hier fehl am Platz.

    Große kräftige Hunde mit einem hochentwickeltem Jagdtrieb, mit einem sehr deutlichem Schutztrieb und davor die Leidenschaft zum Primat des Lebens - so was brauchen wir hier in unserer Gesellschaft überhaupt nicht.
    Unsere Gesetze und Verordnungen sind sind eher auf das Gegenteil ausgerichtet.

    Wir haben bei unserem Exemplar einen diesbezüglichen "Volltreffer" gelandet. Im Herkunftsland würde man uns bestimmt um diesen Hund beneiden. Hier ist er eine tägliche Herausforderung für uns.
    Dass ich mit dieser Sicht nicht allein bin, hat sich vor wenigen Monaten gezeigt, als ich eine HH'in mit Labbi traf, die uns wegen Mazud angesprochen hatte.
    Sie hatten vorher ebenfalls einen RR-Rüden und ihre Wesensbeschreibung deckte sich völlig mit unserem.

    Ich bin froh und glücklich, dass er auf Menschen, die ich begrüße oder in die Wohnung bitte, freudig reagiert, dass er Kinder mag (auch fremde) und dass er artgerecht mit Hündinnen umgeht (und da weiß er, dass Schluss ist, wenn die Zähne zeigen und knurren). Dafür haben andere intakte Rüden (die sich nicht direkt vor ihm auf den Rücken legen) in seinen Augen keine Daseinsberechtigung.

    Rassestandard für den RR muss (müsste, sollte) den heutigen Verhältnissen angepasst werden und der Tatsache Rechnung tragen, dass der vormalige Verwendungszweck eine untergeordnete bis gar keine Rolle spielt.

    Geht die Autorin in ihrem Buch darauf ein? (Ich glaube es nicht - immerhin lebt sie in Südafrika.)

    VG
    Marlies
    Der Hund braucht sein Hundeleben. Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit sie zu bekommen.
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  4. #4
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    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Ich habe leider Susannes Beitrag erst gelesen, als ich meinen bereits gesendet hatte.

    Ich sehe hier schon einen sehr engen Zusammenhang zwischen Wesen und den Eigenschaften des RR und seinen definierten Maßen und Farben.
    Diese sind nach meinen Kenntnisstand nicht zum Vorbild für die Zucht genommen. Sie sind wohl das nachträgliche "Anhängsel" zum gewünschten Fertigprodukt: einem Jagdhund wie man ihn damals brauchte.

    Ich glaube schon, dass sein Jagdtrieb da kein Mitbringsel war, sondern ganz bewusst ein kräftiger und zugleich weniger, unerschrockener Jäger gezogen wurde.
    Was heute völlig fehlt: die bei der Zucht und dem Einsatz erfolgte Selektion.
    Und dabei ging es weniger um Farbe, Gewicht oder Schulterhöhe - das sind die Anlehnungen an den damaligen Dalmatiner. Und der hatte ja nun mit dem Einsatzzweck des RR gar nichts zu tun.

    Luxushunde waren zu dieser Zeit etwas völlig anderes. Der RR war ein Gebrauchshund par excellence und ist als solcher (!) "standardisiert" wurden.

    -meine Meinung
    Marlies

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    Der Hund braucht sein Hundeleben. Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit sie zu bekommen.
    (Robert Lembke)

  5. #5
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    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    ok, Deine Bildergeschichte trifft es auf den Kopf!
    Der Hund braucht sein Hundeleben. Er will zwar keine Flöhe haben, aber die Möglichkeit sie zu bekommen.
    (Robert Lembke)

  6. #6
    Mathumuni
    Gast

    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Ausführliche Antwort gibt es erst morgen, ich lauf nochmal mit meinen RRs beim Resttageslicht und mach dann Bildschirmpause - ich hab heute gruselige südbayerische Frühlings-Kopfschmerzen...

    LG

    Susanne mit Rosenigijazi
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  7. #7
    BamBam, Hellboy & Sonny Avatar von Stefanie R.
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    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Zitat Zitat von marlies Beitrag anzeigen
    Bei meinem letzten Besuch einer Ausstellung 2018 in Leipzig hat mir ein Aussteller auf meine Frage nach der Größe gesagt, dass er sich nicht mehr erinnern kann, wann das letzte mal eine Messung durch die Richter stattgefunden hätte. -
    Es gibt Richter, die messen JEDEN Hund in ihrem Ring. Es sind allerdings sehr wenige. Zuletzt in Slowenien erlebt, da wurden alle von diesem Richter gerichteten Rassen durchweg gemessen. Der Sieger des ersten Tages trat am zweiten Tag nicht mehr an. Ich fand es schon bei BamBam super, wenn einer mit einem Körmaß ankommt und bei Sonny finde ich das genauso toll.

    Das Buch ist auch von mir eine Kaufempfehlung. Ich habe mich zum Beispiel immer gefragt, was ein Hund "ohne Backen" ist. Ich meine, die haben Hunde doch irgendwie alle? Aber diese Art von Backen sollen sie nicht haben. Die Vergleichsbilder sind super.

    Ich fand es bemerkenswert, wie Kleinigkeiten den rassetypischen "Look" eines Hundes beeinträchtigen können und hatte beim Lesen auch noch das eine oder andere Aha-Erlebnis. Manchmal guckt man sich einen Hund an und denkt "Irgendwas sieht an dem merkwürdig aus..." ohne es genau definieren zu können.

    Insgesamt wirklich eine interessante, sehr empfehlenswerte Lektüre. Und wer sich das ganze von der Autorin nochmal persönlich erklären lassen will, hat am Sonntag, 12. Mai in 36304 Alsfeld Gelegenheit dazu. Da veranstaltet sie ein Seminar zu dem Thema.

    Viele Grüße,
    Stefanie mit den 3en
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  8. #8
    letum non omia finit Avatar von Chappyxxs
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    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Ich hab mit Absicht erst Mal ein paar Tage über meine Antwort nachgedacht.

    Früher, als ich den wheatenfarbenen, 67-cm-Sam hatte, (der immer als "zu klein und so komisch hell, ist das richtig?" betitelt wurde) habe ich das dämliche Gegenüber besonders gern belehrt.

    Heute, mit dem viel zu großen, dunklen Cooper (Vater 65,5 cm, Mutter 66 cm) - weiß ich gar nicht, was ich sagen soll, wenn sich Leute für ihn begeistern.
    Ändert aber nichts an der Tatsache, dass es nun mal so ist. Und dass keiner so genau weiß, warum es so kommt.
    Und dass ich mich nicht immer für das Exterieur meiner Hunde entschuldigen will.

    Komisch, gerade die, die einen Hund nahe dran haben, pochen auf dem Standard herum. Dann bezeichnen sie ihn im nächsten Satz als Witz und dass sie ihn zwar wichtig finden, aber nur noch drüber lachen können.
    Aha?!
    Ist es nicht eher so, dass er das Einzige ist, das die Zucht in der Irre noch davon abhält, total abzudriften?
    Ist es nicht eher so, dass man sich über Richter ärgert, die ihn nicht gelesen zu haben scheinen oder nicht verstehen.
    (Alle Bereiche und Sportarten, in denen man sich einem Richterurteil beugen muss sind da anfällig - es gibt nichts Schlimmeres als Offizielle, die nicht vernünftig gucken können oder einem Namen huldigen!
    Alleine deswegen muss man eigentlich dankbar sein, für dieses Buch - in Sachen Exterieurbeurteilung sollten nach der Lektüre nicht mehr viele Fragen offen sein...)
    Und ist es nicht letztlich auch so, dass man sich über Käufer ärgert, die was nachfragen, was eher einer Dogge ähnelt?
    Dass man sich über Züchter ärgert, die diese unüberlegten, unwissenden, gierigen Nachfragen befriedigen.
    Züchter, die keine Visionen für die Rasse haben?
    Und dann gibts noch die Vermehrer und das liebe Geld... brauch ich nicht erwähnen, wie man sich über DIE ärgert.

    Natürlich ist der Standard nicht die Bibel.
    Und immer wird es Hunde geben, die komplett an ihm vorbei gehen.
    Und die werden wundervoll sein.
    Aber eben eine evolutionäre Sackgasse.
    Egal.
    Trotzdem ist der Standard so lange wichtig, bis er eines Tages überarbeitet gehört. Und dann ist er wieder ungemein wichtig.

    Das o.a. Buch ist kein Werk, um irgendwas schön zu reden oder an der Vergangenheit festzuhalten.
    Es soll helfen zu verstehen. Zu sehen.
    Und das ist nötig. Die Schulung des Auges ist das A und O.
    Nur dann kann man nach vorne SEHEN.
    Und darum geht es in dem Buch. Zusammenhänge verstehen und erkennen. Mit Fehlern leben können aber nicht unbedingt wiederholen.
    Ich finde, genau das macht dann letztlich sehr glücklich und ausgeglichen...
    Geändert von Chappyxxs (28.02.2019 um 22:46 Uhr)
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    Trust is earned. We can`t just hand it over.

  9. #9
    Mathumuni
    Gast

    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Marlies, nochmal in Großbuchstaben: URSPRÜNGLICH IST NICHT GLEICH STANDARD! Im Standard steht nix von wahnsinnigem Jagdtrieb und Unverträglichkeiten. Und nur, weil sich die subjektive Rassebeschreibung deiner Nachbarin mit der deinen deckt, ist es trotzdem noch nicht Standard.

    Such mir einen Punkt im Standard raus, der mit der gerne herangezogenen Deutschlandhaltung nicht passt.

    (Ich muss bekloppt sein, gleich drei in D zu halten )
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  10. #10
    Mathumuni
    Gast

    Standard AW: RR objektiv betrachtet

    Und wieder überschnitten - geb mir Zeit zu antworten. :-)

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