Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich, als die Zeit der Hunde-Traum-Erfuellung kam (1999), diese ganze Thematik sensationell naiv und blauaeugig betrachtet habe. Nicht nur, dass ich nie von FCI, VDH oder ueberhaupt von irgendeiner organisierten Zuchtsparte gehoert haette, das ganze Thema Hundezucht unter finanziellen Erwaegungen kam mir gar nicht in den Sinn.
Ich wollte doch bloss einen Hund kaufen. Also Zeitung aufgeschlagen, Anzeigen gesucht, gefunden und angerufen.
In meinem Falle kann man nur sagen: mehr Glueck als Verstand gehabt. SEHR viel mehr Glueck.
Die Zuechterin hatte zwei RRs (Mutter und Tochter) und nur annonciert, weil sie diese Welpette (zweiter und letzter Wurf der Mutter) unbedingt selbst behalten wollte. Ihr Mann aber war gegen einen dritten Hund. So setzte sie die Anzeige in die Zeitung und vergraulte dann jeden Bewerber schon am Telefon.
Aber ich bin eine harte Nuss und als ich sie bat, ob wir wohl mal mit den beiden grossen Hunden spazieren gehen koennten, bevor ich den Welpen sehe (Welpen sind immer suess), da lenkte sie ein.
So kam ich zu meinem Schicksals-Hund Batoka.
Batoka hatte natuerlich Papiere (echte!), eine grandiose Abstammung und wurde in den ersten drei Monaten ihres Lebens so genial vorbereitet, dass selbst ein Dussel wie ich da nichts mehr falsch machen konnte.
Ich habe ueber Jahre so viel wunderbare Unterstuetzung und Hilfe seitens der Zuechter bekommen, den Dank werde ich nie abtragen koennen!
Als Batoka etwa ein dreiviertel Jahr alt war, hatte sie sich bei einem Sprung gegen einen Zaun mit kreuzartig angebrachten Latten eine Kralle samt Knochenstueck der Zehe ausgerissen. War nur ein kurzer Pipi-Gang um Samstag nacht halb zwoelf. TA nicht zu erreichen, ich in heller Panik ... also die Zuechterin angerufen.
Die fragte nur kurz: weisst du, wo die Uni-Klinik Berlin ist? Nee. Okay, ich erklaer's dir und dann fahr los! Ist da ein Notdienst? Fahr los!
Als wir dort ankamen, war der OP vorbereitet, man wartete schon auf uns. Sie war da, der Arzt (Prof. Brunnberg, Insider kennen ihn garantiert) wechselte gerade seinen Anzug gegen den OP-Kittel. Sie hatte ihn eiskalt von einem Empfang eines Aerztekongresses weggeholt.
Batokas Pfote konnte gerettet werden und ich wusste, ich hatte eine echte Freundin an meiner Seite.
Bis zu Batokas Lebensende (2012) waren wir in herzlichem Kontakt, selbst ueber 10.000 km Entfernung. Unnoetig zu sagen, dass Batoka einen ganz wundervollen, sanften Charakter hatte, ihr Leben lang nie krank war und fast 13 Jahre alt werden durfte.
Meine anderen vier Hunde sind von DEM Zuechter hier in Costa Rica. DEM einzigen, der wenigstens dem FCI angeschlossen ist. Was hier nicht allzuviel zu bedeuten hat, aber er ist der Einaeugige unter den Blinden.
2004 holten wir Chakka und Chakanee von dort. Die Odyssee mit Chakanee begann schon, als sie zwei Jahre alt. Dieser Hund hat sein Leben lang gelitten (kein Jahr ohne Tumor- OP) und ist mit 8 Jahren an Knochenkrebs gestorben.
Ihre Schwester Chakka war gesund bis zu ihrem sechsten Lebensjahr, dann begann auch hier die Tragoedie. Schwere Arthrosis in den Hinterlaufen, zwei Knie-OPs mit Implantaten. Chakka wird im April 10 und ich hoffe, sie erlebt ihren Geburtstag noch. Seit gut einem Jahr waechst ein grossflaechiger Tumor von der Brust bis weit in die Flanke. Anfangs unsichtbar war er erst als solcher zu erkennen, als es laengst zu spaet war. Sehr bald wird er auf Herz und Lunge druecken... Zusaetzlich hat sie etwa 40 oder mehr Lipomas am ganzen Koerper.
Ich bin dankbar fuer jeden Tag, den sie noch geniessen kann.
Zambo und Zulu kamen 2008 zum Rudel dazu, als die Welt noch ziemlich in Ordnung war. Vom selben Zuechter und wahrscheinlich aehnlich belastet. Beide sind bis zum dritten Lebensmonat ohne jede Sozialisierung aufgewachsen, sind viel zu gross und haben natuerlich keine Papiere. Noch sind sie gesund…
Als die Jungs knapp ein dreiviertel Jahr alt waren, kam ein Anruf vom Zuechter, ob wir Zulu fuer einen Deckakt bringen koennten.
Der knapp 80 cm grosse Arschlochhund Zulu! Ausgerechnet! Wir haben abgelehnt und das war der beruehmte Tropfen, der das Fass zum Ueberlaufen brachte.
Nie, nie wieder wuerde ich einen Hund dort kaufen.
Wir haben Lehrgeld gezahlt, oh ja, finanziell und vor allem seelisch. Alles zusammen genommen haben uns die Krankheiten unserer Hunde knapp 19.000 Dollar gekostet. Mir tut kein Cent leid, aber mir tun die Hunde leid. Wir haben so entsetzliche Zeiten durchgemacht, das wuensche ich niemandem!
Wenn Zambo und Zulu uns einmal verlassen werden (in sehr ferner Zukunft hoffentlich), dann weiss ich, dass unser naechster Hund aus einem ganz ausgezeichneten Kennel kommen wird. Wo auch immer der sein wird. Denn ich werde recherchieren, recherchieren, recherchieren. Und wenn ich dafuer bis nach Europa fliegen muss, dann ist das eben so.
Aber niemals wieder werde ich einen Hund einfach so kaufen. Niemals wieder!
Ich liebe meine Hunde heiss und innig und ich sterbe jedesmal ein bisschen mit, wenn sie so leiden muessen. Das will ich weder ihnen noch mir je wieder antun.
Diese Einstellung ist einerseits dem erfahrenen Leid geschuldet, andererseits diesem Forum und euch allen gedankt. Ich habe hier im Laufe der Jahre sooooooo viel gelernt – ganz wundervoll.
Nirgends sonst bekommt man so viel Input aus so vielen verschiedenen Quellen, Erfahrungen und Wissenssammlungen.
Ich jedenfalls habe meine Lektion gelernt. Danke dafuer!
LG
Heike


396Likes
LinkBack URL
Über LinkBacks



Lesezeichen