Hallo,

ich denke, es geht den Hunden wie den Menschen: gewisse Anlagen sind vorhanden, aber was letztlich daraus wird, entscheiden auch maßgeblich Erziehung und Lebensraum. Trotzdem bleiben es individuelle Charaktere und das ist auch gut so. Ist doch bei uns Menschen auch so, oder?




Solltet Ihr Euch für einen RR entscheiden, dann tut es mit ganzem Herzem und allen Konsequenzen. Es sind fantastische Hunde mit viel Seele, deren Treue fast an Anbetung grenzt.


Ich habe gleich gleich 5 Ridgies (okay, die beiden kleinen Rüden zählen noch halb, sind erst 4 Monate alt) aber die Großen sind zwei Schwestern, 4 Jahre alt und die Grand Dame, 9 Jahre alt. Und alle sind total unterschiedlich, obwohl ich überzeugt bin, sie alle gleich erzogen zu haben. Von verfressen bis mäkelig, extrem wasserscheu bis schwimmwütig, von jagdbesessen bis ignorant, von aktiv bis oberfaul, von supermutig bis extrem vorsichtig ist alles vertreten. Jeder Hund ist anders.
Und nichts davon würde ich missen wollen...
Auch unsere beiden Welpen (wir nennen sie manchmal auch Pest und Cholera , weil sich keiner vor ihnen retten kann) halten mich auf Trab und sind - obwohl Brüder - total unterschiedlich.
Übrigens: mit Kindern kommen alle unsere Hunde gut klar, bei Katzen sieht das schon anders aus... sie sind allerdings auch nicht mit Katzen aufgewachsen, wie das bei Euch der Fall wäre.


Für mich sind RRs die wundervollsten Hunde, die ich kenne. Und meiner Erfahrung nach vergißt man besser die obligaten Erziehungsregeln für den "gehorsamen Hund" und setzt einfach Charakter voraus.
Hunde sind soziale Wesen, und wenn wir uns Mühe geben, ihren natürlichen Intellekt zu nutzen, um sie in unsere Welt zu integrieren, tun wir nicht nur den Hunden einen Gefallen sondern auch uns.
Ich habe besonders im ersten Jahr viel Zeit und Intension in ihre Erziehung investiert. Und ich glaube, ich habe dabei ebensoviel gelernt wie sie. Das Faszinierende dabei ist doch eigentlich, zu entdecken, wie ein Hund “tickt”. Es macht die Sache für beide Seiten viel interessanter, wenn man nicht einfach nur stoischen Gehorsam erwartet sondern dem Hund die Möglichkeit gibt, Erfolgserlebnisse zu haben und diese auch einzuordnen.

Das heißt aber auch, daß man viel Zeit investieren muß und nicht unbedingt den Hund bekommt, den man sich vorgestellt hat. Ist wie mit Kindern ;) ...

Und besonders in der Welpenzeit ist Chaos vorprammiert - für mich das schönste Chaos der Welt. Wenn ein kleiner Hund seine - und meine - Welt entdeckt und wir sie gemeinsam zu unserer Welt machen können, das ist doch eine ganz besondere Zeit.


Wenn RRs die ersten beiden Unruhejahre überstanden haben, sind es die ruhigsten Hunde der Welt. Aus einem Kugelblitz wird sozusagen ein Sofakissen. RRs brauchen aber viel Auslauf und vor allen auch geistige Anregung. Also mit Stöckchenwerfen oder Ähnlichem kann ich da nicht imponieren...

Lange Rede – kurzer Sinn: Um einen Ridgeback zu einem tollen Familienmitglied zu machen, braucht man kein Experte zu sein. Was man braucht, ist: gesunder Menschenverstand, viel Zeit, Konsequenz, vor allem aber viel Herz und Einfühlungsvermögen – denn das spüren diese hochsensiblen und charaktervollen Hunde sofort. Und natürlich Verantwortungsbewußtsein, denn so ein ausgewachsener RR ist ein ziemliches Kaliber, daß man bei aller Liebe eben auch im Griff haben muß.

Es sind wirklich Hunde mit Intelligenz, Herz und Seele – einfach fantastisch. Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, wie ich je ohne mein „Bataillon Infernale“ ausgekommen bin.

In diesem Sinne viel Glück bei Eurer Entscheidung...

Heike



P.S. Ich bin sicher, ein Labrador-Fan oder Schäferhund-Fanatiker oder jeder andere Hundeliebhaber würde dasgleiche über seine Hunderasse schreiben