Hallo Darla,
ich darf seit 2 Jahren Frauchen und Lebensmittelspunkt eines RR sein.
Eines Hundes jener Rasse, den ich schon vor 28 Jahren haben wollte. Es aber ein DD-Rüde wurde, weil mein Mann damals nicht bereit war, für einen Vertreter dieser Rasse über 600 km zu fahren - damals waren Züchter nicht so leicht bzw. 'um die Ecke' zu finden. Wohlgemerkt: 1 Hund zu 1 Kind mit mir als Hausfrau, alle Zeit der Welt, und 1 Ehemann, der mehr arbeitete als er zu Hause war. Als mein Sohn 5 Jahre alt war, wurde meine Tochter geboren. Als sie 12 Jahre alt war, bekamen wir einen Labrador und wir alle waren glücklich, nach der jahrelangen Trauer nach dem Tod unseres DD-Rüden endlich wieder einen kinderlieben Familienhund zu haben.
Rückblickend bin ich dem Schicksal - dass ich nicht immer als gut oder richtig verstanden habe - mehr wie dankbar, dass sich mein damaliger Wunsch nicht erfüllte. Dass sich alles völlig anders als von mir persönlich erträumt (Richtung Hundrasse) ergeben hatte.
Ich spreche jetzt nur für mich allein und mein eigenes persönliches Empfinden:
Ein Rhodesian Ridgeback ist keinesfalls der geeignete Hund für das Zusammenleben mit mehreren Kindern unter 10 Jahren!!!
Die Größe und das Gewicht sind nicht entscheidend - DD sind größer und schwerer.
Aber sanfte, ruhige, nervenstarke Hunde, die nicht den Drang haben, im Mittelpunkt stehen zu wollen.
Labradore werden nicht umsonst wegen ihrer angeborenen (verantwortungsvoll gezüchteten) und ausbaufähigen Eigenschaften zu Behinderten-Begleithunden ausgebildet - sie haben unendliche Geduld, wollen immer nur gefallen, sind neugierig, aufgeschlossen und - fangen immer wieder von Null an. Speichern Negativerlebnisse nicht, 'verzeihen' alles und versuchen es jederzeit nochmal neu.
Rhodesian Ridgeback sind da eher wie Elefanten. Jedes Erlebnis wird gespeichert. Ob als gute oder schlechte Erinnerung, entscheiden sie selbst und zeigen ihr Empfinden urplötzlich, ohne Vorankündigung. Erlebnisse jeder Art schlummern, sind aber jederzeit abrufbar und werden gnadenlos eingesetzt - oftmals völlig überraschend für den Halter.
RR wollen immer im Mittelpunkt stehen, sie geben keine Ruhe, weichen nicht zurück und versuchen, ihre Ansprüche hier und jetzt durchzusetzen - gegen alles und jedes. Ok, meiner wartet 10 Minuten, wenn er sieht, dass ich mich fertig mache, um mit ihm zu gehen. Aber er bleibt aufmerksam, fuschen geht nicht (beim Labrador immer, beim DD auch - der hatte endlos Geduld). Mit 'Leckerchen' ablenken - klar, gerne, jederzeit, nix lieber als fressen. Aber wenn's augefressen ist? Ok, da sind wir wieder am Anfang.... Hund-willwillwill - hier und jetzt! Denn: Da war doch was...
RR sind temperamentvoll, wenn sie spielen, drehen sie voll auf - sogar oftmals erschreckend und viel zuviel an Körperkontakt für andere Hunderassen! Sie sind nicht sanft sondern kraftvoll. Meiner merkt es entweder nicht oder ignoriert es total, wenn er im Spiel kratzt oder kneift.
Darla, schau Dir bitte RRs im Umgang miteinander an - das ist ein Rat, den ich Dir wirklich liebevoll geben mag:
Hunde dieser Rasse lieben harte Körperkontakte - egal, in welchem Alter die Hundekameraden sind. Menschenkinder werden nicht sanfter behandelt! Aber sie sind eben keine Hunde, haben weder Fell, noch fallen sie 'federnd', sind auch nicht wieder blitzschznell auf den Beinen (vier Pfoten) und haben keinerlei vergleichbare Energie!
Mein knapp 2jähriger Enkelsohn 'überreicht' meinem Sohn freudestrahlend ein Händchenvoll ausgezupfter 'JessyHaare' der im Haushalt lebenden 11jährigen GoldieHündin. Die sich im Elternschlafzimmer verkriecht, wenn ihr der kleine Racker auf den Nerv geht. Sie ist mit Kindern aufgewachsen und würde sich eher tötem lassem, als zu beißen. Bis jetzt...
Ein RR würde diesen 'Kampf' auch mit einem Baby oder Kleinkind spielerisch aufnehmen und sich keinesfalls gutmütig ein ruhigeres Plätzchen suchen!!! Sehr zum Nachteil des Menschleins...
Ich habe jetzt bewusst darauf verzichtet, Dir Engpässe mit den Tageskindern aufzuzeigen, wo es um Zeitnot, Stress und Unvorhergesehenes (Verletzungen, Erbrechen, plötzliches Fieber etc.) geht. Sondern ich versuche, Dich zu sensibilieren, zu bedenken und zu reflektieren, welche Aufmerksamkeit 1 einziges Kleinkind im Miteinander eines 1 einzigen RR von Dir verlangen würde - Du müsstest Argusaugen haben und den ganzen Tag ununterbrochen zur Verfügung stehen - Pipimachen geht nur mit Hund im Toilettenraum!!! Denn auch Deine leiblichen Kinder sind ja abgesehen von einigen Stunden auch ununterbrochen in Deinem Gewahrsam.
Du könntest niemals gewährleisten - noch nicht einmal für Deine eigenen Kinder - dass alles reibungslos klappt. Mit 6 Fremdkindern dieser aufmerksamkeitsintensiven Altersgruppe auf gar keinen Fall! Allein der Gedanke daran war doch schon zum Scheitern verurteilt. Damit hast Du doch - wenn auch unterdrückt - gerechnet. Sonst hättest Du doch nicht in diesemvon Dir selbst gewähltem Forum nachgefragt.
Dass Du hier gefragt hast, zeigt doch klar und deutlich, dass Du Vorbehalte hast und unsicher bist - das ist gut und richtig. Das zeichnet Dich aus als verantwortungsbewusste Person.
Hund zu Kindern ist das Schönste, was es gibt. Kindern von klein auf beizubringen, liebevoll mit Vierbeinern umzugehen, mit ihnen aufzuwachsen, zu schmusen, zu kuscheln - eine wunderbare Idee und prägend für's ganze Leben!
Aber bitte klug überlegt - da gibt es kleinere Rassen, die man mal schnell auf den Arm nehmen kann, falls nötig. Wo man die Kinder anhalten kann und muss, vorsichtig, leise, sanft und rücksichtsvoll zu sein. Krawallbrüder/-schwestern gibt's schon im Alter Deiner Tageskinder. Ein kleines Fellbündel auf dem Arm zu tragen hin zur Pipistelle? Geht und ist nicht falsch. Denn Kinder, die lernen, dass lebende Hunde Bedürfnisse haben - falsch ist das sicher nicht.
Mein Vorschlag wäre, die ganze Bagage ins Auto zu packen und zum nächsten Tierheim zu fahren. Nach Voranmeldung. Und dann mit den Vorortleuten evtl. ein Pflegi für die Kindergruppe zu bekommen - könnte für den Anfang ein sogar Meerschweinchen sein. Vielleicht aber auch ein Kätzchen - obwohl auch die kleinen Stubentiger Krallen und Zähnchen haben. Selten hat man aber gehört, dass Katzen Kleinkinder lebensgefährlich verletzt haben...
Bitte, Darla, versuche nicht, Deine eigenen Sehnsüchte über die empfindlichen Schultern, Ärmchen und Händchen, unterschiedlichen Temperamente und Empfindsamkeiten Deiner Dir anvertrauten und mit Sicherheit liebgewonnenen Kinder zu verwirklichen. Ich weiß, es ist schwer, zu verzichten - aber ich weiß auch zu schätzen, dass Du hier in diesem Forum nachgefragt hast. Das zeichnet Dich aus - verantwortunglose Menschen handelon erst und suchen dann, wenn's in die 'Hose' gegangen ist, nach Hilfe und Lösungen.
Glaub mir, Deine Zeit kommt noch, es dauert halt nur einige Jahre... Halte durch, lese soviel wie möglich und verliere Deinen Traum niemals aus den Augen. Und wenn es dann soweit ist und Du Die Welpenzeit, das Flegelalter und Kräftemessen Deines Traumhundes locker und unbeschwert erleben darfst, hast Du mit Sicherheit zu Deinem einzigen RR genausoviel Fragen und Unsicherheiten wie zu leiblichen Kindern - Tageskinder wären dann nicht unbedingt von Dir gewählt oder gewünscht - das versichere ich Dir.
Nur bitte, sei so vernünftig, einzusehen, dass es im Moment in dieser Konstellation nicht realisierbar ist. Wirklich nicht, bei aller Liebe zu Mensch und Hund.
Ein Jagdhund, der erst mit 3 Jahren wirklich gefestigt und 'erwachsen' ist? Nein, nein und nochmals nein - aber das ist nur meine eigene, persönliche Meinung. Hätte mir das jemand in meinen jungen Jahren geraten? Nun, der hätte schon mein Vertrauen haben müssen - so selbstbewusst und 'unantastbar' ich mich damals fühlte. Für mich persönlich hat es sich einfach anders ergeben.
Ich bin sicher, Du wirst die richtige Entscheidung treffen und wünsche Dir viel Glück und Sachverstand.
Und viel Freude auf die kommenden Jahre - wir alle lernen tagtäglich dazu!


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