Zitat Zitat von Bibi206 Beitrag anzeigen
@Eva und alle die meinen dass ein Hund KEIN Ausgleich ist:

Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr, wenn ihr mit eurem Vierbeiner spazieren geht Nicht abschaltet und die Zeit genießt! Denn DAS ist für mich ausgleich und Hobby!

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Mal mitten aus dem Leben zum Thema Ausgleich, Hobby, Abschalten und Entspannen:

Es soll so Tage geben, an denen im Job alles so richtig mies läuft. Man kommt entnervt heim. Es nieselregnet. Der Hals kratzt wegen aufkommender Erkältung. Die Waschmaschine, die man am morgen eingeschaltet hat, pumpt nicht mehr ab. Der Herzallerliebste ruft an, weil es etwas später wird - er kann die versprochene Abendrunde mit dem Hund doch nicht laufen. Und der Hund fängt auch noch zu fiepen an, während man versucht, die Wäsche zu retten. Klar, der will ja endlich raus und Aufmerksamkeit - schließlich war er lange genug alleine zuhause.

Der positiv denkende Mensch lässt die Wäsche erst mal Wäsche sein und schnappt sich den Hund - schließlich ist er ja der ersehnte Ausgleich. Den Nieselregen und das Halskratzen denkt man sich auch weg, man ist ja kein Weichei. Jetzt wird erstmal der Abend bei einem Abschalt-Entspannungsspaziergang genossen. Dafür hat man den Hund ja...

Nun hat man aber einen überschäumenden Jung-RR. Überschäumen tut er deshalb, weil er tagsüber so unterbeschäftigt und gesellschaftsdefizitär war. Kürzlich hat er auch noch entdeckt, dass er Jagdhund ist (dafür brauchen sie meist ein Weilchen) - nun jagt er alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Dazu hat er die Erkenntnis gewonnen, dass er nicht mehr alle Artgenossen toll findet und blökt auch gerne mal an der Leine rum. Ganz doof findet er seit neuestem den Jack-Russell von gegenüber.

In einen Schal gemummelt zieht man los... Und rennt gleich mal in den Nachbarn mit dem Jack-Russell rein. Hund geht gröhlend nach vorne, man hat es verpennt - und rammt die Knie in den Asphalt. Nachbar lässt einen doofen Spruch los, warum man denn so einen großen Hund haben muss, wenn man ihn nicht unter Kontrolle hat. Die Mimik wandert von Schmerz zu Wut und der Gedanke "den Klugschwätzern werd ich es noch zeigen!" beherrscht den weiteren Spaziergang mit einem unterschwellig frustigen Odeur. Der Spaziergang soll nun auf den Feldern und Wiesen endlich entspannend sein... Im Streben nach der Tiefenentspannung hat man leider den Hasen übersehen. Der Hund jedoch nicht. Hund gibt Gas und ist erst mal weg. Hund ist 15 Minuten weg. Man selbst ist definitiv nicht entspannt...

Auf dem Heimweg mit dem wiedergekehrten und inzwischen wieder angeleinten Hund (der rumzerrt und nicht vernünftig läuft) meldet sich auch noch das Gewissen. Hätte man nicht vielleicht mehr mit dem Hund arbeiten sollen? Kommt er nicht vielleicht doch zu kurz und sucht sich jetzt alle möglichen Ventile? Oh, ein pieksendes Gewissen ist ein schlechtes Ruhekissen!

Wetten, man kommt alles andere als ausgeglichen und entspannt heim? Man kann das Szenario sogar weiterspinnen: Wenn der Herzallerliebste heimkommt, kriegt der gleich noch was zu hören - wäre er rechtzeitig heimgekommen, hätte man sich nicht mit dem verdammten Köter rumschlagen müssen... und schwupp, hängt der Beziehungssegen auch noch schief.

Das liest sich ganz schrecklich und ist zugegebenermaßen eher in der Kategorie "worst case" angesiedelt. Aber es ist auch nicht völlig realitätsfremd.

Den Hund als Ausgleich und Entspannungsmittel zu sehen, kann komplett nach hinten losgehen. Bis man wirklich entspannt mit ihm laufen kann, braucht es konzentrierte Arbeit, die durchaus auch Spaß machen kann - dazu brauche ich aber eine realistische Einstellung, die den Frustfaktor möglichst gering hält. Eine rosa Sonnenuntergangsspaziergangsbrille ist da eher kontraproduktiv. Und es braucht vor allem Zeit. Das gilt für alle Hunde, nicht nur den RR. Aber der RR ist halt dazu auch noch ein Spätentwickler, was den Zeitfaktor multiplizieren kann.

LG

Susanne (eigene Firma, alleinerziehend, 2 RR und beizeiten am Rande des Wahnsinns - aber in der unglaublich glücklichen Lage, die Hunde berufsmäßig viel draussen mitzunehmen und Zeit fast immer frei einteilen zu können, was Kind und Hunden sehr zugute kommt)