Zitat Zitat von Juchhu Beitrag anzeigen
... RR sind Meister im Erkennen von (vermeintlichen) Regeln. Jede Inkonsequenz führt zu einer Regelerweiterung, die die Erziehung zumindest auf längere Sicht untergräbt. Je mehr Anforderungen an den Halter gestellt werden (Arbeit, Haushalt, Partner, Kinder, eigene Freizeit etc.) desto schwieriger wird täglich das konsequente Verhalten...
Das ist eine sehr richtige und wichtige Kernaussage.

Ich denke allerdings auch, dass die Persönlichkeit des Halters unabhängig von den äußeren Anforderungen eine große Rolle spielt. Ein Mensch, der insgesamt in seinem Leben zu konsequentem Verhalten neigt, wird sich leichter tun als ein generell inkonsequenter Mensch. Der generell inkonsequentere Mensch kann sich auch schlecht vornehmen, beim Hund dann aber - wenn schon nicht im Restleben - superkonsequent zu sein. Ich denke, da schlägt einem das eigene Naturell ein Schnippchen. Ich kenne Singles, die nicht in der Lage sind, konzentriert und konsequent mit ihrem Hund umzugehen, ich kenne aber auch Mamis mit kleineren Kindern, die ihren Hund (wie die Kinder) ganz klar und konsequent führen.

Die gezogene Parallele zur Kindererziehung ist insofern nicht die schlechteste, weil man am konsequenten oder weniger konsequenten Umgang mit seinen Kindern schon ganz gut ableiten kann, wie konsequent man mit einem Hund wäre. Ich bin zum Beispiel so ein Teilkonsequenzler, bei dem sich Konsequenz aus der eigenen Prioritätenfestlegung ergibt. Die wiederum kommt aus dem tiefen Inneren und was mir dort sehr wichtig ist, das lebe ich auch konsequent. Anderes ist mir unwichtig... Das Ergebnis merkt man sowohl an den Kindern als auch an den zwei RR.

Ein banales Beispiel ist der Umgang mit Besuch. Es ist mir zutiefst zuwider, wenn Hunde Besuch bepesten. Generell und immer und auch im Rollentausch, wenn ich woanders der Besuch bin. Beide Hunde haben durch meine (konsequente ) Aversion gegenüber Pesthunden gelernt, auf leisen Wink auf ihre Plätze zu gehen und da dann auch zu bleiben. An Ostern hatte ich 10 Gäste im Haus, darunter einen Gast, der Angst vor Hunden hat. Ich fand es sehr angenehm, meine Hunde nicht wegsperren zu müssen - sie blieben einfach im Raum auf ihren Plätzen, ließen alle in Ruhe und alles war ganz entspannt (sogar der Angstgast, der die beiden so richtig prima fand und sich beim Abschied sogar zum Kuscheln hinreissen ließ ).

Das banale Gegenbeispiel: Ich mag es "eigentlich" (im eigentlich steckt schon alles ) nicht, wenn beim Geschirre anziehen fürs Rausgehen Gehibbel und Gehopse ist. Das geht auch geordnet und diszipliniert. "Eigentlich" haben die Hunde das auch gelernt. Aaaaaaber... Ich muss mich jedesmal selbst neu daran erinnern, dass Diziplin angesagt wäre. Dadurch, dass ich es immer wieder selbst verpenne, weil es bei mir selbst keinen wirklich hohen Stellenwert hat, zieht sich die Inkonsequenz wie ein roter Faden durch Gehibbel und Gehopse.

Beim ersten Beispiel kann die Ablenkung noch so groß sein, da gibt es einfach keinen Spielraum. Um beim zweiten Beispiel inkonsequent zu sein, brauche ich nicht mal großartige Ablenkung...

Ich empfinde es wie Martin: RRs sind Meister darin, Regeln zu erkennen - sie sind aber auch Meister darin, die Lücken zu erkennen. Ich denke, man bringt seinen persönlich gelebten Kern der Konsequenz mit und die äußeren Anforderungen bilden den Rahmen. Und da gibt es alle denkbaren Kombinationen, die in ihrer Vielfältigkeit noch durch die individuelle Persönlichkeit des Hundes erweitert werden (Gerüchte sagen, dass die Welpen weder vom Storch vom Fließband gepflückt werden noch als Klone einfach so aus den Rassebeschreibungen herauspurzeln ). Man sollte sich selbst und seinen Ansprüchen gegenüber ehrlich sein und sich das Eigenbild nicht pastelliger und den Rahmen nicht goldener malen als sie sind. Das ist meiner Meinung nach wichtiger als das, was andere sagen, die letztendlich nicht in einen hineingucken können.

LG

Susanne